Aktuelles

Die Ausstellungseröffnung in der Volkshochschule Trier am 12. Januar 2021 mit Oberbürgermeister Wolfram Leibe musste leider abgesagt werden.

Auch der ökumenische Gottesdienst am 27. Januar 2021 muss leider ausfallen. Der "Rundgang gegen das Vergessen" wird digital angeboten werden.

Die Präsentation der Ausstellung kann leider im ersten Quartal 2021 aufgrund der Pandemie-Situation in Trier nicht erfolgen. Wir sind bemüht, sowohl die Ausstellung als auch das Rahmenprogramm zu einem späteren Zeitpunkt (2022) nachzuholen.

Die I.G. Farben und das KZ Buna-Monowitz. Wirtschaft und Politik im Nationalsozialismus

Ausstellung des Fritz Bauer Instituts mit Begleitprogramm in Trier

„Buna ist hoffnungslos, durch und durch trübe und grau. Diese ausgedehnte Wirrnis von Eisen, Zement, Schlamm und Qualm ist die Verneinung der Schönheit schlechthin. Ihre Straßen und Bauten werden mit Zahlen und Buchstaben benannt wie wir, wenn sie nicht unmenschliche und unheilvolle Namen tragen. In diesem Bereich wächst kein Grashalm, und die Erde ist getränkt mit den giftigen Säften von Kohle und Petroleum. Nichts lebt hier, nur Maschinen und Sklaven: und jene mehr als diese“. so Primo Levi (1919 – 1987) – ein Überlebender des Konzentrationslagers Buna-Monowitz (Auschwitz III).
 

Primo Levi, der italienische Schriftsteller und Holocaustüberlebende,

hat in seinem autobiographischen Roman „Ist das ein Mensch?“ über seinen elfmonatigen Zwangsaufenthalt an diesem Ort berichtet. Seine Erzählungen prägen maßgeblich die Erinnerungen an den Holocaust mit.

Dr. Heinz Kahn war in Buna interniert

Neben Levi war auch der im Jahr 1922 in Hermeskeil geborene Dr. Heinz Kahn in Buna interniert. Bekanntheit erlangte Kahn vor allem dadurch, dass er die jüdische Kultusgemeinde in Trier neu mitbegründete und ihr erster Vorsitzende wurde. Der langjährige Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz wohnte später mit seiner Frau Inge Kahn in Polch und starb 2014, im Alter von 91 Jahren. In einem Interview für das Wollheim Memorial, welches es sich sowohl zur Aufgabe gemacht hat, die Geschichte der Opfer von Buna-Monowitz zu bewahren als auch ihre Entschädigung zu dokumentieren, schildert Heinz Kahn seine Erfahrung über das Vernichtungslager Buna: „Ich hab' ungefähr 75 kg gewogen, als ich ins Lager kam, und als ich in den Krankenbau kam, hab' ich noch 44 kg gewogen. Also, es ging wie ein Abreißkalender. Also, nicht allein wegen dem schlechten Essen, sondern das Seelische und Moralische vor allen Dingen. Wir waren zum Tode verurteilt. Man hat uns ja gesagt, ihr seid hier, um zu verrecken. Der einzige Weg aus diesem Lager ist durch den Kamin oder über den Rost.“ (Quelle: http://www.wollheim-memorial.de/de/dr_heinz_kahn [Interview 31:40 – 32:05]).

DIE BAUSTELLE DER I.G. AUSCHWITZ | Auschwitz, um 1943/44

Die unrühmliche Rolle der I.G. Farben

Der Chemiekonzern I.G. Farben ließ ab 1941 in unmittelbarer Nähe zum Konzentrationslager Auschwitz eine chemische Fabrik zur Produktion von Buna errichten, einem für die Kriegswirtschaft wichtigen synthetischen Kautschuk. Neben deutschen Fachkräften setzte das Unternehmen auf der riesigen Baustelle Tausende von Häftlingen aus dem Konzentrationslager Auschwitz, außerdem Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus ganz Europa ein. Mit der SS arbeiteten die I.G. Farben-Manager eng zusammen.

 

Für die ständig steigende Zahl von Häftlingen errichteten sie 1942 gemeinsam mit der SS das firmeneigene Konzentrationslager Buna-Monowitz (Auschwitz III). Tausende Häftlinge kamen durch die unmenschlichen Arbeitsbedingungen auf der Baustelle zu Tode oder wurden in den Gaskammern in Auschwitz-Birkenau ermordet, sobald sie nicht mehr „arbeitsfähig“ waren. Wer zur Zwangsarbeit nach Buna-Monowitz abkommandiert worden war, lebte im Durchschnitt nur noch etwa drei Monate lang.

Auch der Essayist Jean Améry war Häftling in Buna-Monowitz. In seinen Reflexionen über die Erfahrung von Haft und Folter, die unter dem Titel „Jenseits von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines Überwältigten“ 1966 erschienen, schreibt er über die unterschiedlichen Chancen der Häftlinge, zu überleben:

„Ein Schlosser etwa war ein privilegierter Mann, da man ihn in der zu errichtenden IG-Farben-Fabrik brauchen konnte und er die Chance hatte, in einer gedeckten, der Witterung nicht ausgesetzten Werkstatt zu arbeiten. Das gleiche gilt für den Elektriker, den Installateur, den Tischler oder den Zimmermann. Wer Schneider oder Schuster war, hatte vielleicht das Glück, in eine Stube zu kommen, wo man für die SS arbeitete. Für den Maurer, den Koch, den Radiotechniker, den Automechaniker gab es die Minimalchance eines erträglichen Arbeitsplatzes und damit des Überstehens. Anders war die Lage dessen, der einen Intelligenzberuf hatte. Ihn erwartete das Schicksal des Kaufmanns, der gleichfalls zum Lumpenproletariat im Lager gehörte, das heißt: er wurde einem Arbeitskommando zugeteilt, wo man Erde aufgrub, Kabel legte, Zementsäcke oder Eisentraversen transportierte.“

Aber für alle Häftlinge stand der Alltag unter der unmittelbaren Drohung, ermordet zu werden. Sie ging nicht nur von der SS aus, sondern ebenso von den Mitarbeitern der I.G. Farben, deren Werk hier „I.G. Auschwitz“ hieß. Häftlinge, die als nicht mehr „arbeitsfähig“ beurteilt wurden, schickten die SS-Ärzte zur Ermordung in die Gaskammern im Vernichtungslager Birkenau. Schwache Häftlinge waren ständig in Gefahr, einer Selektion zum Opfer zu fallen.

Ausstellung des Fritz Bauer Instituts dazu in der VHS Trier

Die Ausstellung zeichnet Entstehung, Alltag und Auflösung des KZ Buna-Monowitz nach. Historische Fotographien, die anlässlich eines Besuches von Heinrich Himmler, dem Reichsführer SS, am 17. und 18. Juli 1942 gemacht wurden, dokumentieren die Perspektive von SS und I.G. Farben. Sie werden kontrastiert mit autobiographischen Texten von überlebenden Häftlingen, darunter Primo Levi, Jean Améry und Elie Wiesel, sowie Aussagen von Überlebenden in den Nachkriegsprozessen. Informationen zu den Gerichtsverfahren und den Bemühungen der Überlebenden um Entschädigung nach 1945 ergänzen die Ausstellung. Sie ist als Wanderausstellung konzipiert.

In seinem Buch „Die Atempause“ beschreibt der Buna-Monowitz-Überlebende Primo Levi die Zeit nach der Befreiung durch die Rote Armee und die lange Reise zurück nach Italien. Im Schluss liegt angedeutet, dass die Überlebenden lebenslang von ihren Erinnerungen verfolgt werden.

„Und immer noch sucht mich, bald häufiger, dann wieder selten, ein entsetzlicher Traum heim […] plötzlich weiß ich, was es zu bedeuten hat –, und weiß auch, daß ich es immer gewusst habe: Ich bin wieder im Lager, nichts ist wirklich außer dem Lager; alles andere waren kurze Ferien, oder Sinnestäuschungen; Traum: die Familie, die blühende Natur, das Zuhause. Der innere Traum, der Traum vom Frieden, ist nun zu Ende, der äußere dagegen geht eisig weiter: Ich höre eine Stimme, wohlbekannt, ein einziges Wort, nicht befehlend, sondern kurz und gedämpft. Es ist das Morgenkommando von Auschwitz, ein fremdes Wort, gefürchtet und erwartet: Aufstehen, ‚Wstavać‘“ (Primo Levi: Die Atempause. München 1994, S. 245 f.).

Die Ausstellung des Fritz Bauer Instituts geht ursprünglich zurück auf eine Präsentation von Dokumenten und Passagen aus der literarischen Überlieferung von Überlebenden, die anlässlich des weltweiten Treffens der ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Buna-Monowitz im Oktober 1998 gezeigt wurde. Dieses Treffen der Überlebenden fand im früheren Verwaltungsgebäude der I.G. Farben auf dem heutigen Campus Westend der Goethe-Universität in Frankfurt am Main statt und war das erste seit 1945. Die Überlebenden formulierten den Wunsch, dass auf dem Gelände des I.G. Farben-Hauses ein Erinnerungsort für das KZ Buna-Monowitz, ihre ermordeten Kameraden und für den Kampf um Entschädigung entstehen sollte.
Diese Initiative gab den Anstoß für das Wollheim-Memorial und die Benennung des Platzes vor dem I.G. Farben-Haus nach Norbert Wollheim. Er hatte für den Konzern in Buna-Monowitz Zwangsarbeit leisten müssen und erreichte in den fünfziger Jahren durch Klagen vor Gericht, dass das Unternehmen Entschädigungszahlungen an ehemalige Häftlinge entrichten musste. Die Ausstellung wurde 2018 überarbeitet und neugestaltet.

Partner

Diese Gedenkausstellung zum 27. Januar 2021 ist ein Gemeinschaftsprojekt der Forschungs- und  Dokumentationsstelle SEAL Universität Trier, AG Frieden Trier, Volkshochschule Trier, Katholische Hochschulgemeinde und Evangelischen Studentinnen- und Studentengemeinde Trier. Sie wird unterstützt von der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz.

Ausstellungseröffnung

Die Ausstellungseröffnung mit Oberbürgermeister Wolfram Leibe am 12. Januar 2021 in der VHS am Domfreihof (Raum 5) musste leider abgesagt werden.

Die Ausstellungseröffnung in der Universitätsbibliothek am 17. Februar 2021 in Anwesenheit der Leiterin des Fritz Bauer Instituts, Sybille Steinbacher, musste ebenfalls abgesagt werden.

 

Ausstellungszeitraum

Die Ausstellung konnte nicht wie geplant ab dem 12. Januar 2021 in der Volkshochschule (VHS) am Domfreihof und ab dem 17. Februar bis zum 28. März 2021 in der Bibliothek der Universität gezeigt werden.
 

Begleitprogramm

Die Hochschulgemeinden werden am 27. Januar 2021 aus Anlass des Gedenktages – wie in den Vorjahren – einen Ökumenischen Gottesdienst anbieten. Dieser wird um 18:30 Uhr im Rahmen der Theologengottesdienste in der Jesuitenkirche stattfinden. Der Gottesdienst wird von Kirsten Denker-Burr und Andreas Mühling gemeinsam gehalten, die musikalische Begleitung hat Regionalkantor Volker Krebs. In Kooperation mit dem Broadway-Filmtheater wird im Agendakino der Film: „Sons of Saul“ von 2015 gezeigt, an der Uni ist zudem der Film „La tregua – Die Atempause“ geplant, der auf dem gleichnamigen Roman des italienischen Schriftstellers Primo Levi aus dem Jahre 1963 beruht. Aus Anlass des Nationalen Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus lädt die AG Frieden am 27. Januar 2021 zu einem Rundgang gegen das Vergessen ein. Startort und -zeit werden noch bekannt gegeben. Im Rahmen der Ausstellung sind weitere Vorträge und Veranstaltungen zu dem Thema geplant.

Bitte beachten Sie die Ankündigungen in der Tagespresse.

Bisheriger Stand:

  • fällt aus: Dienstag, den 12. Januar 2021, 19:00 Uhr: Eröffnung der Ausstellung in der VHS Trier mit Oberbürgermeister Wolfram Leibe
  • digital: Mittwoch, den  27. Januar 2021: Rundgang gegen das Vergessen (Startpunkt und Uhrzeit werden noch bekannt gegeben) von der AG Frieden Trier.
  • fällt aus: Mittwoch, den  27. Januar 2021, 18.30 Uhr: Ökumenischen Gottesdienst der Hochschulgemeinden, Jesuitenkirche von KHG und ESG
  • fällt aus: Mittwoch, den 3. Februar 2021, 19.30 Uhr: Agendakino:Sons of Saul“ (2015) ungarisches Filmdrama von László Nemes über Möglichkeiten und Grenzen des Widerstandes im NS-Vernichtungslager, im Broadway mit Nachgespräch (AG Frieden Trier)
  • fällt aus: Mittwoch, den 17. Februar 2021, 16:15 Uhr: Ausstellungseröffnung in der Universitätsbibliothek Trier mit der Leiterin des Fritz Bauer Instituts, Sybille Steinbacher (angefragt).

Zudem geplant:

  • Film: La tregua – Die Atempause, der auf dem gleichnamigen Roman des italienischen Schriftstellers Primo Levi aus dem Jahre 1963 beruht - mit einer Einführung in das Leben von Primo Levi von René Moehrle (Italienzentrum der Universität Trier).
  • Vortrag: Trier – Auschwitz. Die Biographien der Trierer Kommunistin Aurelia Torgau und des aus Fell stammenden SS-Wachmanns Johann Gorges. Veranstaltung mit Lena Haase und Thomas Grotum (beide SEAL, Universität Trier).
  • Vortrag: Das Konzentrationslager Buna-Monowitz aus der Perspektive der Überlebenden – Auszüge aus 24 Interviews. Veranstaltung mit Thomas Grotum (SEAL, Universität Trier).
  • Vortrag: Birkenau von Gerhard Richter als Erinnerungsort. Veranstaltung mit Lutz Raphael (SEAL, Universität Trier).
  • Vortrag: Ist das ein Mensch? Das Leben und Überleben des Primo Levi (N.N.).

Alles unter Vorbehalt und entsprechend der dann geltenden Coronaverordnung.

Fotos: DIE BAUSTELLE DER I.G. AUSCHWITZ | Auschwitz, um 1943/44 | © Frankfurt am Main, Fritz Bauer Institut.
Die Textzusammenstellung erfolgte durch Matthias Spartz (AG Frieden Trier).