Forschungsschwerpunkte und Projekte


Forschungsschwerpunkte

Kultur- und Sozialgeschichte (Römische Republik | Spätantike)

  • Römische Aristokratie
  • Elitendiskurse und Elitennetzwerke
  • Konzeptionen von Freundschaft

Antike Monarchien und Herrschaftssysteme (Hellenismus | Spätantike)

  • Konstruktion von Legitimität, Autorität und Macht
  • Hofgeschichte
  • Hofzeremoniell

Wirtschaftsgeschichte (Römische Republik | Kaiserzeit)

  • Geld-, Kredit- und Schuldensysteme
  • Wirtschaft und kulturelle Prägung (Vertrauen)
  • Elitennetzwerke und ihre wirtschaftliche Bedeutung
  • Seehandel und maritime Risiken

Rezeptionsgeschichte (Videospiele und Populärkultur | Bildende Kunst)

  • Antike im Videospiel
  • Antike in der Populärkultur
  • Antikenrezeption im Historienmalerei des 19. Jh. 

Maritime Geschichte der Antike

  • Maritime Risiken und ihre Diskurse
  • Wissensspeicher | Meteorologie
  • Seehandel 

Laufende Forschungsprojekte

Könige machen. Legitimationen monarchischer Herrschaft im frühen Hellenismus

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Gemeinsamer Antrag mit Patrick Reinard (Papyrologie). Förderung durch den Forschungsfonds der Universität Trier (Laufzeit 2023-2024)

In der Forschung begegnet immer noch die Vorstellung eines einheitlichen ‚hellenistischen Königtums‘. Das gab es aber nicht. Ein ptolemäischer Pharao-König herrschte anders, als ein seleukidisch-babylonischer oder ein König in Makedonien. Der Grund, wieso sich dennoch die Vorstellung hält, es gäbe nur das eine, nämlich hellenistische Königtum, liegt in unseren literarischen, zumeist historiographischen, Quellen, die griechisch-römisch sind. Antigoniden, Seleukiden, Ptolemäer, aber auch die Herrscherdynastien in Kleinasien lesen wir vor allem deswegen als gleichartig, weil unsere hauptsächlichen Gewährsmänner sie auf eben diese Art darstellen wollten. Es gibt nicht die eine hellenistische Monarchie; wohl aber unterschiedliche Formen der Monarchie im Hellenismus. Aus dieser Feststellung erklärt sich auch, wieso es der bisherigen Forschung nicht gelungen ist, eine befriedigende Erklärung für das historisch neue Phänomen der vom Vorbild Alexanders ausgehenden Königsherrschaft im Hellenismus anzubieten. Das laufende Forschungsprojekt soll einen größeren Projektantrag vorbereiten, der sich eben diesen Fragen widmen und auf interdisziplinärer Basis ein neues interpretatives Modell hellenistischer Königsherrschaft entwickeln soll.

Studentische Mitarbeiter: Sarah Thillen (WHK); Christoph Schlecht (SHK)

Das Meer als Risiko. Maritime Gefahren und Risikokonzepte in der Antike

Bissula

Teilprojekt innerhalb der TRANSMARE-SFB-Initiative "Maritime Konstellationen"

Das Projekt untersucht den ambivalenten Umgang der antiken Menschen und Zivilisationen mit dem Meer und nautisch-maritimen Gefahren durch das Prisma der modernen Risikoforschung. Gerade der maritime Kontext bietet sich für die Analyse antiker Risikoverständnisse an: Das sich und andere (gelegentlich auch gegen deren Willen) bewegende Meer schuf einen ungeheuer dynamischen physischen und mentalen Handlungsraum. Existieren Gefahren wie die Witterung, Untiefen oder Strömungen akteursunabhängig, so gilt das nicht für Risiken, die nicht empirisch greif- oder messbar sein müssen, sondern auch subjektiv wahrgenommen oder angenommen sein können und somit auch von Vorverständnissen geprägt oder bedingt sind oder sein können. Der Fokus des Teilprojekts liegt auf der Identifizierung spezifisch von maritimen Gefahren im Kontext der antiken Seefahrt und auf der Suche nach kulturellen und mentalen Prozessen, die aus vorhandenen und/oder wahrgenommenen, zum Teil unwägbaren Gefahren diskursiv Risiken machten, deren Bedeutung und Konsequenz verstanden, relativiert und in Kauf genommen werden konnte.

   

Mitarbeit an Forschungsprojekten

DFG-Netzwerk "Reinheit und Unreinheit in den antiken Kulturen der Mittelmeerwelt"

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Mitglied im DFG-Netzwerk; Leitung und Koordination: Dr. Bernadette Descharmes (TU Braunschweig). Informationen zum Gesamtprojekt hier.

Teilprojekt "Die Reinheit des Monarchen". Im spätantiken Diskurs sowie in der Forschungsdiskussion um die ideologischen Fundamente antiker Monarchien, besonders des spätantiken bzw. frühbyzantinischen Kaisertums, finden sich immer wieder Vorstellungen ritueller Reinheit und körperlicher Unversehrtheit, die als ein wichtiges Element der Eignung von Privatpersonen zur Herrschaft angesehen werden. Besonders das levitische (Lev 21.16-23) Verbot von ‚unreinen‘ Körpern im Priesteramt wird hierbei als Begründung für Diskurse und Praktiken angesehen, die das Kaisertum betreffen (z.B. Rhinotomie und Blendung als disqualifizierende Strafen). Das geplante Projekt wird diese verbreitete Ansicht kritisch hinterfragen und untersuchen, ob alttestamentliche normative Vorstellungen ihren Niederschlag in der politischen Praxis der Spätantike gefunden haben und damit einen Beitrag zur Körpergeschichte des Kaisertums leisten.

Twisted Transfers. Discursive Constructions of Corruption in Ancient Greece and Rome

Twisted Transfers

Internationales Forschungsprojekt der Universität Potsdam und der Durham University im Rahmen des DFG/AHRC-geförderten Programms "UK-German Collaborative Research in the Humanities“, 2020-2022. PI des Teilprojekts 3: "Diplomatic Gifts in the Principate and in Late Antiquity". Laufzeit: 2021-2023. Bildquelle: Professur Geschichte des Altertums, Potsdam / Michael Fetzer. Informationen zum Gesamtprojekt hier

Gifts exchanged between ambassadors and rulers of polities were a staple of ancient diplomacy. They could serve to open and support negotiations, but also to celebrate the successful conclusion of a treaty, and, particularly in Late Antiquity, were firmly embedded in an elaborate ceremonial of diplomatic exchanges. However, no gift is innocent. In ancient sources, interpretations and judgements of gifts vary wildly and depending on who gave what to whom and on which occasion. Gifts to the Roman Empire were likely to be seen or represented as tribute owed. Conversely, similar transfers of wealth by Romans to external polities may have been presented as voluntary gifts by the imperial court, but our sources often see in them little less than tributes. A contemporary discourse about the purpose, appropriateness and adequacy of diplomatic ‘gifts’ interpreted them either as economically preferable alternatives to war, as subsidies given to loyal allies or as humiliating tributes paid from a position of weakness, depending on the circumstances. This project aims to investigate these discourses, with a particular focus on Late Antiquity, but always taking into account the evolution of such discursive elements from the time of Augustus onwards.


Publikationsprojekte

(Hg.) The Attic Empire. The Athenians and their Allies in the 5th c. CE

Sammelband zum Ersten Attisch-Delischen Seebund, gemeinsam mit Frank Daubner (Trier) und Patrick Reinard (Trier); De Gruyter; in Vorbereitung für 2023.

(Hg.) Dangerous Elements. Strategies of Mastering Maritime Risks in Antiquity and the Early Modern Ages

Sammelband, mit Ulrike Gehring (Trier) und Simon Karstens (Trier), in Vorbereitung für 2023.

(Hg.) Brill's Companion to the Late Roman Emperor

Sammelband, gemeinsam mit Henning Börm (Bochum) und Filippo Carlà-Uhink (Potsdam), Brill, unter Vertrag für 2023. 

(Hg.) Empresses-in-waiting. Power, Performance and the Female Court in Late Antiquity

Sammelband, mit Nadine Viermann (Durham), Liverpool University Press, unter Vertrag für 2023. 


Abgeschlossene Forschungsprojekte

Habilitationsprojekt: Gesten der Macht

Das Habilitationsverfahren ist abgeschlossen. Die Habilitationsschrift wird im Jahr 2023 unter dem Titel "Herrschaft und Zeremoniell in der Spätantike. Die Rituale des Kaiserhofs in Konstantinopel" in der Reihe Historia-Einzelschriften (Franz Steiner Verlag) erscheinen. 

Die Immobilisierung des Kaisertums im 5. Jh. in den Kaiserstädten Ravenna/Mailand und Konstantinopel machte Veränderungen im Kommunikationsverhalten der Herrscher unvermeidlich. Ihre lokale Gebundenheit begünstigte nicht nur ein ausgefeiltes Zeremoniell, wie es auch vorher schon gegeben hatte, sondern bedingte dessen weitere Entwicklung und ansteigende Bedeutung. So lassen sich für die Zeit vom 5.-7. Jh. wesentliche Entwicklungen im Bereich des Zeremonialwesens beobachten, welches als eine Bündelung sinn- und machtkonstituierender Rituale zu verstehen ist, in denen sich die wesentlichen Ideologeme des spätantiken Kaisertums spiegeln. Zeremoniell war performativer Ausdruck einer auf Akzeptanz und Konsens beruhenden Herrschaftsform, die nicht nur vom Hof ‚inszeniert‘, sondern von den wesentlichen Gruppen getragen werden musste. Die vorliegene Studie zeigt, dass sich die Kaiser in ihren Städten der Kommunikation mit diesen Gruppen nicht mehr entziehen konnten; das Medium dieser Kommunikation war das höfische Zeremoniell.

Maritime Risiken (MARIS) - Interdisziplinäre Forschungsinitiative

Gemeinsamer Antrag und Bearbeitung mit Prof. Dr. Ulrike Gehring (Kunstgeschichte) und Dr. Simon Karstens (Geschichte der Frühen Neuzeit). Förderung durch den Forschungsfonds der Universität Trier 2017-2018. Internationale Tagung vom 3.-5.05.2018: "Gefährliche Elemente. Strategien der Beherrschung maritimer Risiken in Antike und Früher Neuzeit" (Programm). Tagungsbericht bei H-Soz-u-Kult (J. Eikmeier, Bonn)

Gegenstand des Projektes sind bildliche und schriftliche Darstellungen von maritimen Risiken und Strategien zu deren Beherrschung in Antike und Früher Neuzeit. Ziel der interdisziplinären Untersuchung ist einerseits, Wechselwirkungen zwischen Risikovorstellungen und Strategien zur Risikobeherrschung epochenübergreifend nachzuvollziehen, sowie andererseits deren Kontinuitäten oder Veränderungen in historischer Perspektive herauszuarbeiten. In Abgrenzung zur bisherigen Forschung werden dabei nicht allein empirisch nachweisbare, vermeintlich objektive Risiken wie etwa Stürme behandelt, sondern auch subjektiv imaginierte Risiken, die in zeitgenössischen kulturellen und religiösen Vorstellungen wurzeln. Dementsprechend geht der Fokus des Projektes über die Untersuchung nautischer oder ökonomischer Maßnahmen der Risikobewältigung hinaus und liegt auf kulturellen Strategien, die der Beschreibung, Kategorisierung und Vermeidung potentieller Risiken dienen.

Vertrauen als ökonomische Ressource in der antiken Marktwirtschaft

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Universität Trier und den Freundeskreis Trierer Universität; Tagung: 27.-29. März 2019, Stadtbibliothek Trier (27./28.) und Universität Trier, Raum B 22 (29.) (Tagungsprogramm); Tagungsbericht bei H-Soz-u-Kult (M. Ghetta, Bonn). Das Projekt ist mit Publikation des Tagungsbands (2023) abgeschlossen.

Hinter jeder in historischen Quellen greifbaren wirtschaftlichen Handlung (beziehungsweise Äußerung über wirtschaftliche Handlungen) steht ein konkretes Agieren von Individuen und Personengruppen. In Ermangelung moderner Kommunikationsmittel mussten sich die wirtschaftlichen Akteure der Antike für die Beförderung von Waren und Gütern jeder Art, aber auch für die Beobachtung von Märkten (Preisinformationen, Nachrichten über Konkurrenz) sowie das Aushandeln von Marktpreisen in aller Regel auf Personennetzwerke verlassen, die entweder auf Grundlage persönlicher Nähe, informeller Abmachungen oder formeller Verträge operierten. In solchem wirtschaftlichen Handeln und ähnlichen ökonomischen Kontexten ist daher die Bedeutung des Vertrauens als wirtschaftliche Ressource gar nicht hoch genug einzuschätzen, denn Akteure stehen jeweils in Vertrauensverhältnissen zueinander, versuchen, durch gemeinsames Planen und Agieren Transaktionskosten zu senken. Die Tagung möchte an dieser Stelle ansetzen und sowohl die aktuellen Arbeiten zu ‚Vertrauen‘ als auch die antike Wirtschaftsgeschichte durch einen möglichst breiten Zugriff auf das Thema ‚Vertrauen und Wirtschaft‘ quer durch die antiken Gesellschaften von der griechischen Klassik bis in die Zeit der frühislamischen Expansion im 7. Jahrhundert vorantreiben.

Organisation: Dr. Patrick Reinard (Alte Geschichte) und Dr. Christian Rollinger (Alte Geschichte).