Arbeitsschwerpunkte
„Die Staatspolizeistelle Trier. Eine moderne Organisationsgeschichte“ (Arbeitstitel)
Der Mythos, dass die Gestapo eine allmächtige, allgegenwärtige und allwissende Organisation gewesen sei, ist mittlerweile hinreichend von der neueren Gestapo-Forschung destruiert worden. Dennoch bleibt die Aufgabe bestehen, den erschreckenden "Erfolg" dieser Institution zu rekonstruieren.
In meiner Dissertation untersuche ich die organisationale, personelle und ideologische Struktur einer regionalen Dienststelle der Geheimen Staatspolizei. Hierzu sollen zum einen organisationssoziologische Überlegungen adaptiert werden, um das Zusammenspiel von Organisation und Individuum, vor dem rassistischen und antisemitischen Hintergrund des NS-(Un)Staats, bestimmen zu können. In diesem Zusammenhang wird auch auf Ludwig Flecks Überlegungen zu Denkkollektiv und Denkstil rekurriert, um einen möglichen spezifischen Denk- (und Handlungs)stil der Gestapo Trier ausfindig machen zu können. Ob und inwieweit das (eigensinnige) Ausnutzen des Handlungsspielraums einzelner Gestapomitarbeiter rekonstruiert werden kann, bleibt abzuwarten.
Zudem ist es Ziel der Arbeit die formellen wie informellen Netzwerke sowohl innerhalb der Trierer Stelle als auch zu anderen Akteuren zu eruieren. Exemplarisch soll die Zusammenarbeit mit einer anderen Institution vorgestellt werden, was aufgrund des regionalgeschichtlichen Zuschnitts der Arbeit möglich ist.
Weiterhin wird die Gestapo Trier nicht in den zeitlichen Grenzen 1933/1945 behandelt. Sowohl der Blick in die Vorgeschichte des Nationalsozialismus als auch in die junge BRD/DDR verspricht Erkenntnisse zur Spezifik der Gestapo. Darüber hinaus können somit auch Wandel und Kontinuitätslinien (geheim)polizeilicher Logiken, Diskurse, Handlungsmuster aber auch des Personals untersucht werden.
Basis für die Studie sind Quellen aus über 40 Archiven, die ein breites (fragmentarisches) Spektrum liefern.
„Die wirtschaftliche Existenzvernichtung der jüdischen Bevölkerung (in der Vulkaneifel)“
Im Rahmen meiner Magisterarbeit wurde in einem regionalgeschichtlichen Zuschnitt, die wirtschaftliche Existenzvernichtung der jüdischen Bevölkerung in der Vulkaneifel erforscht. Ziel der Untersuchung war es, neben den regionalen und lokalen „Arisierungsakteuren“ auch die jüdische Perspektive auf dieses Exklusionsgeschehen zu eruieren. Wichtig für die Analyse waren die Fragen nach einer möglichen antisemitischen Motivation der Akteure und nach deren Zusammenarbeit in potentiellen „Arisierungsnetzwerken“. Dabei konnte, Alf Lüdtkes Überlegungen zur „Herrschaft als soziale Praxis“ adaptierend, auch der Handlungsspielraum und der damit verbundene Einsatz von Ressourcen der „Arisierungsakteure“ ermittelt werden. Wichtig war zudem das Aufgreifen der Kategorie des Raumes, die für das Verständnis der nationalsozialistischen Durchdringung des Untersuchungsraums sehr hilfreich war. Die Studie konnte aufzeigen, das die wirtschaftliche Existenzvernichtung der jüdischen Bevölkerung ein Prozess war, der bereits 1933 einsetzte und inmitten der bürgerlichen Gesellschaft stattfand. Getragen und oftmals durch eigenständige, „kreative“ Initiativen befeuert, wurde diese Verdrängungspraxis von lokalen und regionalen Akteuren, die sich zeitlich begrenzt zu „Arisierungsnetzwerken“ zusammenschlossen.