Prof. Dr. Heinz-Dieter Hardes

Forschungsinteressen

Themenfeld

1. Arbeitsmärkte, Arbeitslosigkeit, Beschäftigungspolitik (internationale Vergleiche)

1.1 Arbeitskräfte, qualifizierte


Im Rahmen einer Praxisbezogenen Studienform (PbSf) im Studienjahr 1996/97 wurde von den Teilnehmern der Studienveranstaltung ein Literaturüberblick zum Thema Teilarbeitsmärkte, Hochschulabsolventen" in Form eines Handwörterbuchs erstellt. Das Handwörterbuch liefert eine Sammlung von Überblicksbeiträgen, die das Themenfeld nach Stichwörtern gliedern.

Handwörterbuch zur PbSf, Teilarbeitsmärkte für Hochschulabsolventinnen und -absolventen, hrsg. von A. Uhly/H.-D. Hardes, vervielfältigtes Manuskript, Trier 1996.

Die Arbeit ist in der UB Trier verfügbar.

Eine Befragung von Absolventen der WISO-Studiengänge des FB IV der Universität Trier sollte empirische Informationen zu den Berufsübergängen und dem beruflichen Verbleib der Absolventen liefern. Zugleich erfolgte eine ex post-Evaluation des Studienkonzepts aus der Sicht der Absolventen.

Untersuchung der Determinanten der Übergangsphase und der Einstiegsposition von wirtschaftswissenschaftlichen Hochschulabsolventen unter besonderer Berücksichtigung des Trierer Studienkonzepts", Absolventenbefragung der Examensjahrgänge 1992 bis 1995, bearbeitet von P. Becker u.a., vervielfältigtes Manuskript, Trier 1997.

Die Studie ist in der UB Trier verfügbar.

1.2 Beschäftigungspolitik, Beschäftigungsrisiken

Arbeitskräfte, wenig qualifizierte

Europäische Arbeitsmärkte kennzeichnen überwiegend relativ geringe Differenzierungen der Löhne bzw. Arbeitskosten wenig qualifizierter Arbeitnehmer. Trotz allgemeiner Ausbildungsexpansion und veränderter Qualifikationsstrukturen des Arbeitskräfteangebots sind die Beschäftigungsrisiken von gering qualifizierten Arbeitskräften generell überproportional. Zur Erklärung werden vor allem skill bias"-Effekte des technisch/ökonomischen Wandels und der Globalisierung der Märkte behauptet.

Wirksamkeit gezielter Maßnahmen zur Beschäftigungsförderung und der Qualifizierung

Scherer, D., Evaluation beruflicher Weiterbildung: Eine theoretisch-empirische Analyse auf der Datenbasis des sozio-ökonomischen Panels, Frankfurt/M. 1996 (Diss. Universität Trier).

Diese Dissertation liefert eine empirische Evaluation von Weiterbildungsmaßnahmen in Deutschland mit Bezug zu verbesserten Erwerbs- und Einkommenschancen von Teilnehmern nach Abschluß von Qualifizierungsmaßnahmen. Unterschieden werden Maßnahmen AFG-geförderter Weiterbildung, betrieblicher und individueller Weiterbildung. Effekte von Weiterbildungsmaßnahmen werden mittels multivariater statistischer Verfahren untersucht.

Arbeitslosigkeit und Beschäftigungspolitik in Europa

Die zeitliche Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung unterscheidet sich im Vergleich zwischen den EU-Ländern und den USA erheblich. Die zyklischen Zusammenhänge zwischen Konjunktur und Arbeitslosigkeit bzw. Beschäftigtendynamik, lassen auf erheblich größere Persistenzprobleme" in Europa schließen, verbunden mit höheren Anteilen der Langzeitarbeitslosigkeit. Verschiedene Erklärungsansätze lassen sich in klassisch/keynesianischer Tradition unterscheiden. Neben den angebotsökonomischen Thesen lassen sich neukeynesianische Ansätze mit differenzierten Implikationen geeigneter Maßnahmen verwenden. Grundlegende Darstellungen hierzu sind in der neubearbeiteten Auflage eines VWL-Lehrbuchs enthalten:

Hardes, H.-D./Mertes, J./Schmitz, F., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 6. Aufl., München/Wien 1998, Kap. 9 und 12.

Themenfeld

2. Beschäftigungsformen, -dynamik, -flexibilität

2.1 Beschäftigungsdynamik und selbständige Erwerbstätigkeit

Die selbständige Erwerbstätigkeit ist eine von der Arbeitsmarkttheorie kaum beachtete Erwerbskategorie. Im Kontext empirischer Entwicklungen, wie der Abkehr von dem historischen Trend der Abnahme der Selbständigenquoten, die sich seit den 80er Jahren in vielen Industriestaaten beobachten läßt, erfährt sie allerdings wieder zunehmend Aufmerksamkeit. Bislang sind empirische Befunde sowie deren Bewertung, insbesondere die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und selbständiger Erwerbstätigkeit, äußerst heterogen. Notwendig ist eine differenzierte Analyse auf mikroökonomischer Ebene, die Einblick in dynamische Prozesse des Eintritts in und Austritts aus der selbständigen Erwerbstätigkeit ermöglicht.

Uhly, A., Selbständige Erwerbstätigkeit in arbeitsmarkttheoretischer Perspektive. Eine Analyse anhand der Daten des sozio-ökonomischen Panels, Dissertationsprojekt.

2.2 Beschäftigungsdynamik und Job Turnover - Betriebsgründungen und KMU

Nach verbreiteter Überzeugung gelten Betriebsgründungen und KMU als Motoren des Beschäftigungswachstums, denen eine besondere wirtschaftspolitische Aufmerksamkeit zu widmen ist. Neuere empirische Untersuchungen hinterfragen diesen Zusammenhang zunehmend kritisch. Eine umfassende Würdigung dieser Untersuchungen im Rahmen des von der OECD entwickelten Konzepts der Arbeitsplatzdynamik soll stilisierte Fakten herausarbeiten und auf noch offene Fragen hinweisen, um so auch die Anforderungen an theoretische Erklärungsansätze abzustecken.

Schmitz, F., Beschäftigungseffekte von Unternehmensgründungen, Diss. Univ. Trier 1998, erscheint 1999 bei Duncker & Humblot, Berlin

2.3 Formen flexibler Beschäftigung

Anpassungsflexible Beschäftigungsbeziehungen expandierten im Verlauf der 80er/90er Jahre überproportional. Diese Entwicklung wird allgemein als Trend künftiger Beschäftigungsbeziehungen gedeutet, als ein Reflex von Veränderungen des betrieblichen Personalbedarfs bei gegebenen institutionellen Starrheiten von europäischen Arbeitsmärkten. Andererseits haben personenbezogene Veränderungen des Arbeitskräfteangebots (Frauenerwerbstätigkeit, temporäre Beschäftigung von Jugendlichen und Älteren) die Differenzierung von flexiblen, atypischen Beschäftigungsformen begünstigt.

Welche Merkmale, welche Bestimmungsfaktoren kennzeichnen die Differenzierung von atypischen Beschäftigungsformen?

Welche Beschäftigungsformen werden in der Zukunft vorherrschen?

Flexible Beschäftigungsformen in technologieintensiven Unternehmen?

Vgl. auch diesbezügliche Abschnitte der Vorlesungsveranstaltungen (Prof. Hardes)

2.4 Potentiale qualifizierter Telearbeitsformen

Telearbeitsformen sind bisher wenig verbreitet (in USA, GB, häufiger als in D). Mit der Entwicklung von IKT wird ein Potential bis zu 40 % aller Beschäftigungsverhältnisse in der Zukunft behauptet oder erwartet.

Qualifizierte Telearbeit meint vor allem

§  alternierende oder mobile Arbeitsplätze (mit räumlicher und zeitlicher Flexibilität der beruflichen Tätigkeiten)

§  technikbezogene Tätigkeiten mit der Nutzung von IKT und Telekommunikationsnetzen,

§  vor allem konzeptionelle Tätigkeiten mit speicherbaren Arbeitsergebnissen, die ein beruflichen know how durch Ausbildung bzw. Erfahrung voraussetzen.

In negativer Abgrenzung werden Tätigkeiten der reinen Daten- oder Textübertragung ausgeschlossen.

Auf einzelwirtschaftlicher Ebene sollen betriebliche Fallstudien zur Analyse von bestimmten Typen qualifizierter Telearbeit und ihrer ökonomischen Beurteilung von Kosten und Nutzen beitragen. Auf aggregierter Ebene soll schließlich versucht werden, mögliche Entwicklungsperspektiven und Einflußfaktoren in verschiedenen Ländern aufzuzeigen.

Projekte in Vorbereitung (Prof. Hardes)

Themenfeld

3. Personalökonomie und betriebliche Personalpolitik

3.1 Betriebliche Anreizpolitik und HRM-Systeme betriebsinterner Teilarbeitsmärkte


Die Produktivität von Arbeitsgruppen wird durch isolierte Maßnahmen betrieblicher Anreizpolitik (Leistungsentgelte, Beteiligungs-) wenig erhöht, vielmehr durch Komplementaritätseffekte verschiedener Maßnahmen, die konsistente oder effektive HRM-Systeme bilden. Wie sind effektive Anreizsysteme des HRM-Managements einzuschätzen?

Literaturprojekt in Bearbeitung (Prof. Hardes)

3.2 Betriebliche Entgeltsysteme/Möglichkeiten flexibler Entgeltsysteme

Betriebliche Entgeltsysteme stehen vielfach vor der Notwendigkeit von Revisionen, weil sie den Erfordernissen gewandelter Formen der Arbeitsorganisation (Gruppenarbeit etc.) und Produktionsmethoden kaum mehr entsprechen. In diesem Kontext werden teilvariable Beteiligungsentgelte, verstanden als Gewinn- oder Kapitalbeteiligungen der Mitarbeiter am arbeitgebenden Unternehmen, vielfach als geeignete Instrumente betrachtet. Aus unternehmensstrategischer Perspektive ist dabei von komplementären Systemmerkmalen monetärer Beteiligungen auszugehen, woraus eine Notwendigkeit der strategischen Abstimmung von betrieblicher Entgeltpolitik und unternehmenspolitischen Zielen sowie verbundenen Unternehmensbereichen entsteht.

Ein Blick über die Grenzen nach Frankreich und Großbritannien zeigt zudem, daß in diesen Ländern - mit traditionell größerer Erfahrung in der Gestaltung von Beteiligungssystemen - die institutionellen Rahmenbedingungen diese Entgeltformen begünstigen.

Im Rahmen eines Forschungsprojekts "Monetäre Erfolgsbeteiligungssysteme" soll daher geprüft werden, inwieweit sich Mitarbeiterbeteiligungsmodelle zum einen prinzipiell (aus unternehmensstrategischer Sicht) und zum anderen in verschiedenen Ausgestaltungsvarianten dazu geeignet sind, die Präferenzen betrieblicher Akteure zu realisieren. In einem ersten Projektteil soll hierzu eine theoretische Bezugsgrundlage geschaffen werden, indem Beteiligungsentgelte in einen unternehmensstrategischen Gesamtzusammenhang eingeordnet werden. Der zweite Projektteil dient der Untersuchung von Beteiligungsformen unter differenzierten nationalen Rahmenbedingungen. Hierzu wurden Frankreich und Großbritannien ausgewählt, um deren größere Beteiligungserfahrung in den dritten Projektteil einfließen lassen zu können. Denn in diesem Forschungsabschnitt sollen ausgewählte Lösungsbeispiele von Beteiligungssystemen unter Beachtung der jeweiligen Anreiz-Bedürfnis-Zusammenhänge der betrieblichen Akteure in mehreren deutschen Industrieunternehmen entwickelt und vorgeschlagen werden.

Wickert, H., Monetäre Erfolgsbeteiligungssysteme, Forschungs- und Dissertationsprojekt.

Hardes, H.-D./Grünzinger, P., Zur Flexibilisierung der betrieblichen Beschäftigungs- und Entgeltpolitik - Ein Survey aus arbeitsökonomischer Sicht, in: Managementforschung, 3 (1993), S. 53 bis 108, insb. Abschnitt 3, S. 85 ff.

Hardes, H.-D./Uhly, A., Optionen betrieblicher Entgeltgestaltung aus anreiztheoretischer Sicht: Umsetzungsvorschläge für die Praxis betrieblicher Entgeltsysteme, in: Zeitschrift für Personalforschung, 10. Jg. (1996), S. 67-91.

dies., Replik zur Anmerkung von L. Knoll, in: Zeitschrift für Personalforschung, 10. Jg. (1996), S. 410-413.

3.3 Personalökonomie und Sozialpolitik

Ältere Arbeitnehmer

Ältere Arbeitnehmer stehen vor der Notwendigkeit verlängerter Lebensarbeitszeit und der Situation unsicherer Perspektiven der Alterssicherung.

Hardes, H.-D., Beschäftigung oder Ruhestand: Ein internationaler Vergleich zur arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Problematik, in: Konjunkturpolitik, Zeitschrift für angewandte Wirtschaftsforschung, 41. Jg. (1995), S. 55-94.

Mall, J., Beschäftigungssituation älterer Arbeitnehmer im Vergleich zu der der jüngeren Beschäftigten: eine empirische Analyse auf Basis der Daten des sozio-ökonomischen Panels. Europäische Hochschulschriften, Reihe V - Volks- und Betriebswirtschaft, Bd. 2549, Frankfurt a. M., Berlin, Bern u.a. 1999; auch Diss., Univ. Trier, 1999.

Öffentliche und betriebliche Systeme der Alterssicherung

Hardes, H.-D., Zur Gestaltung von Alterssicherungssystemen in internationaler Perspektive, Schriften des Vereins für Socialpolitik, Berlin 1998 (im Druck).

Themenfeld

4. Industrieökonomie

4.1 Telekommunikation, De-Regulierung


Bereiche der Telekommunikation waren in der Vergangenheit durch öffentliche Monopolanbieter und staatliche Regulierungen gekennzeichnet. Relevante Skalenvorteile und sunk costs dienten als ökonomische Argumente. Diese Argumente wurden zunehmen hinfällig, so daß die ökonomische Ratio für eine Politik der De-Regulierung spricht.

Welche Effekte hat die Politik der De-Regulierung für die künftige Entwicklung des Telekommunikationssektors?

Bearbeitung bisher in Form von Diplomarbeitsprojekten

4.2 Forschungs- und Entwicklungspolitik

Wissensbasierte Technologien gelten als Schlüsseltechnologien, die an der technologischen Leitungsfähigkeit einer Volkswirtschaft maßgeblichen Anteil haben werden. Am Beispiel der Biotechnologie läßt sich ein erfolgreiches nationales Referenzmodell, nämlich die Entwicklungen in den USA, aufzeigen. Japan und Deutschland dagegen befinden sich im Kampf um die Sicherung und Ausweitung von Welthandelsanteilen in der Position der Aufholenden. Nachdem zum einen die theoretische Grundlage des "Nationale Innovationssysteme"-(NIS-) Konzepts bestimmter Vertreter (insbesondere Dosi und Freeman) im theoretischen Teil erörtert wird, soll in der empirischen Untersuchung der technologische Entwicklungsprozeß in Zusammenhang mit nationalen Institutionen dargestellt werden. Exemplarisch wird untersucht, welche Rolle die Innovationssysteme Japans und Deutschlands im technologischen Entwicklungsprozeß der wissensbasierten Biotechnologie spielen.

Peter, V., FuE-Systeme am Beispiel der Biotechnologie. Ein deutsch-japanischer Vergleich. Dissertationsprojekt

4.3 Sunk costs und Faktorspezifitäten

Als zentrales theoretisches Konzept der Industrieökonomik erweisen sich zunehmend versunkene Kosen. Sie bilden die Basis von Erklärungsansätzen des strategischen Verhaltens von Marktakteuren wie auch von Marktstrukturen. Die enge Verwandtheit des sunk-cost-Ansatzes mit der arbeitsmarktökonomischen Figur der Faktorspezifität deutet auf ein noch weitgehend unerschlossenes Ergänzungspotential zur Erklärung des Markterfolges von Unternehmen im Zeitablauf.

Schmitz, F., Beschäftigungseffekte von Unternehmensgründungen, Diss. Univ. Trier 1998, erscheint 1999 bei Duncker & Humblot, Berlin

Themenfeld

5. Außenwirtschaft, europäische Integration

5.1 Multinationale Unternehmen und Direktinvestitionen


Fragestellung: Welche Zusammenhänge bestehen zwischen multinationalen Unternehmen, Direktinvestitionen und der Entwicklung des internationalen Handels?

Literaturprojekt in Vorbereitung (Prof. Hardes)

5.2 Entwicklung der Europäischen Union/Osterweiterung/Agenda 2000

Welche Perspektiven bzw. Probleme bestimmen die künftige Osterweiterung der Europäischen Union? Spannungsfeld zwischen Vertiefung und Erweiterung der EU? Perspektiven für die wirtschaftliche Integration osteuropäischer Länder?

Stupp, S., Wirtschaftliche Integration Mittelosteuropas in die EU und Folgerungen für die Arbeitsmarkt- und Lohnpolitik, Diss. Universität Trier 1997.

Hardes, H.-D./Stupp, S., Die Integrationserfahrungen Südeuropas: Wirtschaftlicher Wegweiser für eine Osterweiterung der Europäischen Union? in: Osteuropa-Wirtschaft, 41. Jg. (1996), S. 354-388.