Liebe Leserinnen und Leser,

wir möchten Sie regelmäßig über die Aktivitäten des China-Instituts der Universität Trier (CIUT) informieren sowie China und Ostasien bezogener Aktivitäten seiner angehörigen Fächer vorstellen– siehe „Rückblick“ und „Ausblick“.

Die Rubrik „Einblicke“ bietet Ihnen inhaltliche Perspektiven aus unserer Arbeit und wird von Studierenden mitgestaltet. Dieses Mal:

  • Einblick in Aspekte des vormodernen China zum Thema „Über Anfänge und das Neue“
  • Einblicke in chinesischsprachige Nachrichten über Chinas südöstliche Provinz Fujian (seit 1989 Partnerprovinz Rheinland-Pfalz‘), Fujians‘ zweitgrößter Stadt Xiamen (seit 2010 verpartnert mit der Stadt Trier) und Taiwan (gegenüber von Fujian, an der engsten Stelle der Taiwanstraße nur rund 180 Kilometer entfernt)
  • Einblicke in Debatten im chinesischsprachigen Internet zumThema Taiwan auf der Frage-und-Antwort-Plattform Zhihu.

Schließlich haben wir unter "Weit(er)Blick" drei Medienempfehlungen für Sie zusammengestellt.

Wir hoffen der Newsletter ist hilfreich und inspirierend für Sie.

Was wünschen Sie sich, was können wir besser machen?

Über Feedback freuen wir uns!

Ihnen alles Gute und herzliche Grüße,

Prof. Dr. Kristin Shi-Kupfer & Tim Dressler M.A.
Fach Sinologie/CIUT

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Newsletter Juni 2023

Über Anfänge und das Neue

Von Tim Dressler, Doktorand an der Sinologie Trier 

Beim Aufschlagen der Tageszeitung gewinnt man schnell den Eindruck, dass der Ursprung des Neuen in den Händen visionärer „change-maker“ liegen müsse. Durch Innovationsinkubatoren fördern sie dynamische Start-ups und hoffen auf die drastische Transformation ganzer Branchen. 

Für das radikal Neue, verstanden als das noch nie vorher Dagewesene, steht im Denken des vormodernen China aber nur ein eingeschränkter Raum zur Verfügung

Folgt man der Grundannahme aus dem „Buch der Wandlungen“ (易經 Yìjīng), welches traditionell auf das dritte Jahrtausend v. Chr. zurückgeführt wird, dann versteht man die Welt als ein sich stetigen, wandelnder Prozess. In diesem Sinne ist jeder Moment schon deshalb neu, weil er sich vom vorherigen unterscheidet. Aber der Wandel folgt den Gesetzmäßigkeiten, die mit den 64 Hexagrammen beschrieben werden. Welche Wandlungsform die Welt auch immer annehmen sollte, sie bleibt im Rahmen der Beschreibungskraft des Yijing.

Nun versichert uns das Werk „Große Lernen“ (大學 Dàxué; auch das Wort für „Universität“ im modernen Hochchinesisch), verfasst von Konfuzius und seinem Schüler Zeng Zi, dass alle Angelegenheiten einen Anfang und ein Ende haben. „Die Dinge haben einen Anfang und ein Ende. Wenn man weiß was zuerst kommt und was danach, dann ist man dem Dao nahe.“ (事有終始,知所先後,則近道矣。大學-1, shì yǒu zhōng shǐ,zhī suǒ xiān hòu, zé jìn dào yǐ 。 dà xué -1). Aber wann endet das Alte und wann beginnt das Neue?

In der griechischen Mythologie erzählt man sich die Geschichte von Theseus Schiff, welches über die Jahre hinweg so häufig repariert wurde, dass am Ende keines der ursprünglichen Teile mehr vorhanden war. Ist es überhaupt noch das alte Schiff oder nicht längst ein neues?

Auch Historiker können ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, den Anfang des Neuen zu datieren. So ist man davon abgerückt, Epochen mit einem konkreten Ereignis und damit einem festen Datum beginnen zu lassen. Stattdessen führte der Philosoph Hans Blumenberg den Begriff der Epochenschwelle ein, um einen stetigen Übergang mit mehreren Schlüsselereignissen zu beschreiben. Häufig entwickelt sich das Neue auch so langsam aus dem Bestehenden, dass erst aus der Retrospektive als Innovation erkennbar ist.

Eine scharfe Abgrenzung von Neuem und Altem scheint in der Ideengeschichte also viele Probleme mit sich zu bringen. Trotzdem regt uns das Daxue dazu an, uns um die tägliche Selbsterneuerung zu bemühen. Auf der Waschschüssel von Tang Shang, dem von den Konfuzianern hoch geschätzten Begründer der legendären Shang-Dynastie (16.-11. Jahrhundert) soll folgende Gravur gestanden haben: „Wenn man sich auch nur an einem Tag erneuern kann, dann kann man sich Tag für Tag erneuern und so an jedem weiteren Tag.“ (茍日新,日日新,又日新。大學-6, gǒu rì xīn, rì rì xīn, yòu rì xīn 。 dà xué -6)

Hierin ist aber sicherlich keine Aufforderung zu lesen, der König möge sein First-Mover Advantage ausnutzen, um als disruptiver Game-Changer den Status Quo herauszufordern. Die Erneuerung, von der hier die Rede ist, ähnelt eher der Wiederherstellung eines alten, aber idealen Zustands als einer inspirierenden Neuerfindung. Sie gleichen wahrscheinlich eher dem griechischen Schiff als den Zukunftsvisionen aus dem Silicon Valley. Neben all den Schwierigkeiten das wirklich Neue zu erkennen und es vom bloßen Wandel zu unterscheiden, steht diese Form der täglichen Erneuerung uns allen offen.

Projekt für Photovoltaikanlage aus Xiamen als innovatives Pilotprojekt ausgewählt

Von Anna-Lisa Weber, B.A.-Studentin Sinologie und BWL 

Das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie hat am 1. März 2023 zum dritten Mal eine Liste mit nationalen Pilotprojekten im Bereich Photovoltaiktechnologie erstellt, um innovative Ideen zu demonstrieren. Eines mit dem Titel „Xiamen Port Logistics Park 3.98MW Distributed Intelligent Photovoltaic Project“, geleitet von dem Unternehmen Xiamen Logistikpark (厦门港务物流园区), ist in der Stadt Xiamen angesiedelt.

Der durch Solarzellen auf den Dächern von Bürogebäuden oder Lagerhäusern generierte Strom soll direkt in den eigenen Betrieb transferiert oder weitergeleitet werden. Besonders ist hierbei das Ausmaß der geplanten Photovoltaikanlage: Sie wäre die größte im Hafen Xiamens und gleichzeitig allen anderen der Provinz Fujian in der Verteilung von Energie flächenmäßig überlegen. Geplant ist ein durchschnittlicher jährlicher Output von 4,84 Millionen kW/h (= 1524 Tonnen Standardkohle), was somit einer Einsparung von 4827 Tonnen CO2 entsprechen würde. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 betrugen die CO2-Emissionen der Stadt Xiamen schätzungsweise 22,50 Millionen metrische Tonnen. China deckt rund 60 Prozent seines Energiebedarfs durch Kohle, baut den Bereich erneuerbarer Energien schnell aus, ist allerdings im Bereich Solar 2022 hinter den eigenen Zielen zurückgeblieben.

Im Vergleich dazu steht der Bau eines Solarparks in Rheinland-Pfalz, welcher nach Fertigstellung Ende 2023 bis zu 214.000 kW jährlich produzieren soll. Die dafür angefertigten Solarmodule stammen dabei aus China. Deutschland importiert rund 87 Prozent der Solaranlagen aus der Volksrepublik.

Zum Weiterlesen:

Projekt der Stadt Xiamen wurde als Pilotprojekt ausgewählt (CN)

C02-Emissionen chinesischer Städte im Jahr 2018 (EN)

Größter Solarpark in Rheinland-Pfalz (DE)

Xiamens Ansatz zum Schutz der Gulangyu-Insel

Von Anna-Lisa Weber, B.A.-Studentin Sinologie und BWL

Seit dem 8. Juli 2017 ist die Insel Gulangyu (鼓浪屿 Gǔlàng Yǔ; wörtlich „Trommelwellen-Insel“), welche sich vor der Küste der Partnerstadt Trier, Xiamen, erstreckt, offiziell die Nr. 1541 der Weltkulturerborte in der UNESCO-Liste. In China gilt die Insel als Modell für nachhaltige Bewahrung von Traditionen – ein Thema, was in der Volksrepublik im Zuge einer lange Zeit vorherrschenden „Höher, Schneller, Weiter“-Wachstumsdynamik kaum eine Rolle spielte.

Gulanyu ist eine Auto freie Insel und u.a. bekannt als touristisches Ziel für seine engen, malerischen Gassen, seine gemischte Architektur und Chinas einziges „Klavier-Museum“.

Drei Aspekte heben Zeitungsberichte als besonders modellhaft hervor: Zum einen hat die Stadt Xiamen in den letzten Jahren 151 Kulturerbstätten und mehr als 400 historische Gebäude auf Gulangyu gesetzlich geschützt. Das Bagua, ein altes Gebäude, welches heute als Museum dient, wurde restauriert. Zum zweiten strebt die chinesische Behörde ein Gleichgewicht zwischen Erhaltung der Tradition und Neuem an. Nicht genutzte Gebäude sollen wieder mit neuer Funktion zum Leben erweckt werden, u.a. als Museen. Schließlich soll insbesondere die Musik der Insel als Markenzeichen dienen und dementsprechend gefördert werden. Die rund 20.000 Einwohner von Gulangyu sowie speziell Musikschulen und Kulturvereine sollen dabei die Musik der Insel, welche hauptsächlich aus klassischer Musik besteht, erhalten und weitertragen.

Die Insel Gulangyu, welche offiziell zur Stadt Xiamen gehört, ist ein äußerst attraktives Urlaubsziel vor allem für chinesische Touristen. Die Insel ist von Xiamen aus mit dem Schiff in 20 Minuten zu erreichen. Bei einem Besuch der Partnerstadt von Trier ist eine Reise nach Gulangyu sehr empfehlenswert, insbesondere, da die Insel im Ausland meist nicht zu den Hauptsehenswürdigkeiten Chinas zählt.

Zum Weiterlesen: 

Offizielle Website der Insel Gulangyu (CN/EN)

Plan zum Schutz der Insel (CN)

Diskussion über die Wiedervereinigung mit Taiwan auf der Nachrichtenplattform "Jinri Toutiao"

Von Joana Hilgert, M.A.-Studentin Sinologie 

„Könnten wir den Preis einer gewaltsamen Wiedervereinigung Taiwans tragen? (我们能否承受得起武统台湾的代价?)“ fragt Nutzer „Eine Botschaft mit klarer Stimme aussenden" (寄事言清声) am 13. April auf der Nachrichtenaggregatiosnplattform Jinri Toutiao (今日头条Jīnrì Tóutiáo, „heutige Schlagzeilen“). Jinri Toutiao ist 2012 von der Firma Bytedance (字节跳动Zìjié tiáodòng) gegründet worden und ist mit rund 140 Millionen täglichen aktiven Nutzern eine der populärsten Nachrichtenquellen Chinas. Toutiao hat als erste Plattform künstliche Intelligenz bei der Erstellung, Filterung und Adaption von Nachrichten auf Basis individueller Nutzergewohnheiten eingesetzt und perfektioniert


Drei Aspekte umfasst das Gedankenspiel: die chinesische Wirtschaft, die Armee und die USA. Ausgangspunkt dieser Überlegungen sind, so der Nutzer, „Provokationen“ durch Taiwan. Diese führten dazu, dass das chinesische Volk nun den Krieg verlange und der Regierung faktisch kaum eine Wahl ließe, so der Autor.


1. Robustheit der chinesischen Wirtschaft: Die Provinzen an der Südostküste – von Shandong bis Guangdong – könnten durch Angriffe von den USA und Japan im Falle eines Konflikts um Taiwan geschädigt werden. Diese Provinzen machten 42,5% des gesamten BIP aus. Allerdings sei der mittlere Westen des Landes traditionell Hauptgetreideproduzent. Somit könne dieser mit den restlichen 50% Wirtschaftsleistung, wie schon im chinesisch-japanischen Krieg, das Land weiter ernähren.

Einordnung: Diesbezüglich scheint die chinesische Regierung etwas besorgter zu sein als der Autor des Artikels. Beijing hat Anfang des Jahres eine neue Initiative zur Sicherung und Umwandlung von Land speziell für Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais und Reis gestartet. Ernteausfall durch Dürre, aber auch der teilweise eingebrochene Import von Getreide aus der Ukraine und Russland (ca. 10 Prozent des chinesischen Bedarfs) spielen eine Rolle.

2. Zustand des eigenen Militärs: Die größte Herausforderung in einem Konflikt sei, so der Verfasser, das Erreichen des taiwanesischen Festlandes. Nach Ankunft in Taiwan sei der Krieg zur Hälfte gewonnen. Dies könnte innerhalb von 20 Tagen geschehen. Die USA hätten aktuell 130.000 Soldat:innen in Südostasien stationiert. Damit nicht weitere Streitkräfte hinzugezogen werden können, sollte ein Angriff von China möglichst plötzlich erfolgen. Solange man der US-Flotte nachhaltigen Schaden zufügen könne, sei ein Verlust von 60% bei der eigenen Marine hinnehmbar.

Einordnung: Auch ausländische Experten weisen der chinesischen Marine eine besondere Rolle im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung um Taiwan zu. Für eine Invasion der Insel müsste diese umzingelt werden, dies bedarf ein koordiniertes Vorgehen mit anderen Militäreinheiten. Die chinesische Volksbefreiungsarmee hat dies in den jüngsten Militärmanövern ansatzweise demonstriert. US-Analysten und jüngst auch der taiwanesische Verteidigungsminister haben das Jahr 2027 als Zeitpunkt genannt, an dem Xi Jinping die chinesische Armee bereit für eine Invasion Taiwans haben will. Xi ist mit dem aktuellen Status Quo, anders als seine Vorgänger, nicht zufrieden. 

3. Motive der USA: Washington werde nichts tun, was seine Hegemonialstellung in der Welt gefährde, so der Autor. Daher würde die USA nicht mit voller militärischer Macht in einen heißen Konflikt um Taiwan eingreifen. Das aus Sicht des Artikels zögerliche Eingreifen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sei ein Beleg dafür. Das Streben nach Hegemonie, die im Kapitalismus begründet sei, sei die große Schwäche der USA. China verfolge dahingegen mit der „Wiedervereinigung des Mutterlandes“ keine hegemonialen Absichten.

Einordnung: Die Analyse, dass Washington mit einem vollen Einsatz in der Taiwan-Straße seine Machtposition gefährde, liest sich überraschend. Die anhaltend scharfe Rhetorik der chinesischen Regierung sowie die Militärmanöver in der Region deuten darauf hin, dass Beijing die US-Präsenz sehr ernst nimmt, allerdings auch zunehmend eigene politische Ziele verfolgt. Die Dämonisierung der USA als Hegemon und Chinas Selbstinszenierung als friedliche Nation ist ein anhaltendes Narrativ Beijings.

Zum Weiterlesen: 
Originalartikel auf Toutiao (CN)
 

Parallelen zwischen der Ukraine und Taiwan ziehen? Zhihu-Nutzer äußern harsche Kritik, aber auch Verständnis

Von Hannah Reinert, M.A.-Studentin des Studiengangs "China – Kultur und Kommunikation"

Auf der chinesischen Frage-und-Antwortplattform Zhihu (知乎Zhīhū, wörtlich "Weißt du...?") diskutieren rund 110 Millionen monatliche aktive Nutzer (MAU, monthly active users) über Themen, die Chinas urbane Jugend bewegt. Zhihu-Nutzer sind überwiegend unter 30, leben in größeren Städten und haben einen akademischen Abschluss. Antworten können weniger Zeilen bis zu mehreren Seiten lang sein. Entscheidend: die von Nutzern bewertete Qualität.

(Die Auswahl des hier vorgestellten Themas erfolgt auf Basis eines monatlichen Rankings der Fragen nach Anzahl der Stunden in der Heiße-Themen-Liste. Fragen und Antworten werden als Teil eines CIUT-Forschungsprojekts regelmäßig erhoben und analysiert)
 

Am 14. April stellte der Zhihu-Account der national-konservativen Nachrichtenseite Guanchazhewang (观察者网 Guāncházhěwǎng; offizielle englische Übersetzung "Observer Net") folgende Frage:

"Ein polnischer Politiker behauptet: 'Wenn die Ukraine besiegt wird, könnte China am nächsten Tag Taiwan angreifen'. Dies wurde von der chinesischen Seite zurückgewiesen. Wie kommentierst du diese Aussage?"

Diese Frage zog rund 2,8 Millionen Klicks auf sich, 981 Leute antworteten (Stand: 10.6.2023)

Was ist der Hintergrund?

Am 13. April sprach der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki vor dem Atlantic Council, einem Think Tank in den USA. In seiner Rede, die sich vor allem um den Konflikt in der Ukraine drehte, fiel unter anderem folgender Satz: „I think that – God forbid – if Ukraine falls, if Ukraine gets conquered the next day, China may attack – can attack – Taiwan. I see lots of connectivity, lots of interdependencies between the situation in Ukraine and the situation in China, in Taiwan and China.” Tags darauf veröffentlichte die chinesische Botschaft eine Stellungnahme, in der sie die Rede scharf verurteilte. Man könne die Taiwan-Frage (台湾问题 Táiwān wèntí) nicht mit der Situation in der Ukraine gleichsetzen.

Was und wie wird diskutiert? 

Auch für viele der Nutzer:innen sind beide Konflikte nicht vergleichbar. Der Kommentar mit den meisten Likes liest sich wie folgt: 

"Die Situation um Taiwan ist eine innere Angelegenheit, selbst wenn das Festland sich entscheiden würde gegen Taiwan zu kämpfen, wäre das ein Bürgerkrieg. Also, was bedeutet es, wenn man die Ukraine mit Taiwan vergleichst? Will man sagen, dass Russlands Kampf gegen die Ukraine auch ein Bürgerkrieg ist? Eine innere Angelegenheit der ehemaligen Sowjetunion? War die Ukraine Teil der Sowjetunion?" 

Vereinzelt merken Zhihu-Nutzer:innen an, dass es doch auch Parallelen gibt:

"Obwohl die Ukraine und Taiwan rechtlich gesehen tatsächlich zwei unterschiedliche Dinge sind, in den Herzen der Menschen weltweit sind sie ein und dasselbe. Das denken nicht nur die Menschen im Westen, sondern auch wir." 

Kommentator:innen fügen der Kritik an den Worten des polnischen Präsidenten eine teilweise sehr drastische, drohende Sprache hinzu: Polen solle sich nicht so sehr aus dem Fenster lehnen, es wäre doch "in jedem Jahrhundert zwei Mal zerstört worden". Warschau solle vor allem nicht so um die Gunst der USA buhlen. Andere Antworten analysieren die Aussage des polnischen Regierungschefs differenzierter und nennen die geographische Lage sowie historische Traumata Polens als wichtige Kontextfaktoren.

Unterstützung oder gar eine Verteidigung des russischen Angriffs ist nicht zu finden. Manche Nutzer:innen kommentieren mit einer gewissen Ironie – durchaus typisch für Zhihu-Nutzer – den Krieg in der Ukraine. So zitiert ein Kommentator einen angeblich in Polen sehr populären Witz: Das katholische Polen sei so brav, deshalb schenkte ihm Gott drei Wünsche. Zweimal wünschte sich Polen, dass China es doch angreifen möge. Beim dritten Mal platzt Gott der Kragen. Er fragte was denn mit den Polen los sei. Die Antwort: "Gott! Wenn Chinas Befreiungsarmee in Polen einfällt, muss es zuerst Russland durchqueren, und sie wird so erst Russland plattmachen (上帝啊!中国解放军要入侵波兰,得先经过俄罗斯,他们会先踏平了俄罗斯)."