Informationen zum Modul 8. Besondere Bildungs- und Förderaufgaben
Modulbeauftragte: Prof. Dr. Sabine Klomfaß
Im Modul 8 erfolgt in den Bildungswissenschaften die schulformspezifische Ausrichtung auf die Realschulen plus und die Gesamtschulen als attraktive und gleichwertige Angebote neben dem Gymnasium. Dazu bereiten sich die Studierenden im M.Ed. für das Lehramt Realschule plus gezielt auf ihre zukünftige Aufgabe vor, Jugendliche auf ihren Wegen zur Selbstverwirklichung in sozialer Verantwortung pädagogisch zu begleiten und zu fördern.
Zur Geschichte
Historisch gesehen, waren es vor allem die Realschulen, Hauptschulen und Gesamtschulen, von denen wesentliche Impulse zur Modernisierung des Schulwesens in der sich wandelnden Gesellschaft ausgingen. Von den Realschulen profitierten bspw. im 19. Jahrhundert bereits Mädchen und junge Frauen, um auf diesem Weg in qualifizierte Berufe ihre (finanzielle) Unabhängigkeit zu gewinnen. Durch die Etablierung der Hauptschulen gelang unter anderem eine bessere Vorbereitung und Stärkung der zukünftigen Facharbeiterinnen und Facharbeiter. Vor allem trugen die Haupt- und Gesamtschulen zur Öffnung und Gestaltung durchlässiger Bildungsgänge bei, die intergenerational zu einer Vielzahl von Bildungsaufstiegen bislang benachteiligter sozialer Gruppen führte. Die Einrichtung der Realschulen plus in Rheinland-Pfalz steht ebenfalls in dieser Tradition, die sich schlagwortartig mit den Begriffen Partizipation, Demokratisierung, Inklusion beschreiben lässt.
In didaktischer Tradition der sogenannten 'mittleren' Schulen steht die Orientierung an den Sachen, den "Realien", im Mittelpunkt des Lernens. Deshalb gehört zu den Besonderheiten realschulischer Bildungsgänge der Wahlpflichtbereich als viertes Hauptfach mit seinen Unterrichtsprinzipien der Berufsorientierung, der ökonomischen und informatischen Bildung sowie die Anbindung an die Breite der beruflichen Bildungsgänge von der dualen Ausbildung bis zum beruflichen Gymnasium. Der gesellschaftliche Anspruch an die curricularen Angebote der Realschulen und Gesamtschulen ist darin zu sehen, nicht nur sensibel auf veränderte Arbeitsmärkte und berufliche Bedarfe zu reagieren (bspw. durch die passgenaue Entwicklung innovativer Angebote im Wahlpflichtbereich), sondern die Jugendlichen darauf vorzubereiten, komplexe Probleme zu verstehen und eigenständig Lösungsansätze zu entwickeln, die kooperativ umgesetzt werden können. Dazu gehören die "epochaltypischen Schlüsselprobleme" (Klafki) wie bspw. die Klimakrise, die Sicherung demokratischer Institutionen oder die Friedens- und Konfliktfrage, die selbstbestimmtes, mitbestimmendes und solidarisches Handeln erfordern.
Profil des Moduls 8
Im Modul 8 lernen die Studierenden (ausgehend von vertieften Analysen der heterogenen Lebenswelten und Identitätsentwürfe von Jugendlichen und ihren Bildungswegen) pädagogische sowie didaktische Ansätze kennen, die sie darauf vorbereiten, ihre zukünftigen Aufgaben als Lehrer oder Lehrerin in der Sekundarstufe I zu erfüllen. Dazu belegen die Studierenden in Ausgestaltung der rheinland-pfälzischen Curricularen Standards des Moduls 8 folgende Lehrveranstaltungen:
- Kolloquiumsseminar: Schule und Jugend (jährlich im Sommersemester)
Im Kolloquiumsseminar wird das Bildungssystem in Deutschland mit Fokus auf dem Bildungsgang der Realschule plus thematisiert. Vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung werden aktuelle Bildungsreformen sowie zentrale Befunde der Schul- und Unterrichtsforschung in der Sekundarstufe I und des Übergangs in allgemeine oder beruflich-orientierte Bildungsgänge der Sekundarstufe II diskutiert.
Darauf aufbauend wird Schule zur Lebensphase Jugend in Beziehung gesetzt. Dabei werden jugendkulturelle Praktiken (z.B. aus den Bereichen Medien, Konsum, Freizeit) und jugendspezifische Problematiken (z.B. Sucht, Schulabsentismus, Diskriminierungs- oder Gewalterfahrungen) erörtert. Strategien zur konstruktiven Konfliktbewältigung werden diskursiv erarbeitet. Zudem werden Ansätze zur Entwicklung von Schule und Unterricht sowie außerschulische Unterstützungssysteme (z.B. Jugendhilfe, soziale Dienste) vorgestellt.
Kolloquiumsseminar: Pädagogik der Jugendphase (jährlich im Wintersemester)
Im Seminar wird Jugend aus entwicklungs- und sozialpsychologischer Perspektive als eigenständige Entwicklungsphase zwischen Kindheit und dem jungen Erwachsenenalter bestimmt. Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive kommen die heterogenen Lebenswelten von Jugendlichen in den Blick, die mit ungleichen Belastungen, Chancen und Risiken verbunden sind. Diese Ausgangslagen werden als besondere Anforderungen an das pädagogische Handeln von Lehrerinnen und Lehrern in der Sekundarstufe I mit Schwerpunkt auf der Realschule plus reflektiert. Diskutiert werden verschiedene ethische und pädagogische Ansätze zur professionellen Begleitung von Jugendlichen auf ihren Wegen zur Selbstverwirklichung in sozialer Verantwortung.
Praxisorientiertes Seminar: Berufsorientierung (jährlich im Wintersemester)
Im Seminar erwerben die Studierenden theoretische und empirische Grundlagen der Berufsorientierung. Bezogen auf die gesellschaftliche Dimension werden Arbeitsmarktstrukturen und das moderne Berufsbildungssystem analysiert und strukturelle Problemlagen (z.B. Integration und Allokation benachteiligter Jugendlicher in das Beschäftigungssystem) diskutiert. Die Studierenden erproben exemplarisch Instrumente und erörtern aktuelle Programme der Berufs- und Studienberatung. Im Fokus steht die Aufgabe, wie Schülerinnen und Schüler in ihren Berufswahlprozessen auch in Kooperation mit außerschulischen Partnerinnen und Partnern professionell begleitet werden können. Angesichts vielfältiger und zunehmend diskontinuierlicher beruflicher Lebensläufe wird Berufs- und Studienorientierung als biografische und (auch nach dem ersten Übergang in den Beruf) fortdauernde Entwicklungsaufgabe verstanden.
- Projektseminar: Forschungs-/praxisorientiertes Arbeiten im Kontext weiterführender Schulen (jährlich im Sommersemester)
Die Studierenden führen zu einem aktuellen Querschnittsthema (z.B. Inklusion, Demokratiebildung, Migration, Digitalisierung, Nachhaltigkeit etc.) im Kontext weiterführender Schulen ein forschungs- oder praxisorientiertes Projekt durch. Sie durchlaufen selbstständig und kooperativ den ganzen Projektprozess (Konzeption, Durchführung, Evaluation, Ergebnispräsentation). In ihren jeweiligen Projektvorhaben nutzen sie dafür geeignete Methoden und entwickeln passende Strategien, um die Projektziele unter den gegebenen Bedingungen begrenzter personeller und zeitlicher Ressourcen zu erreichen.
Informationen zur Prüfung
Informationen zur Portfolioprüfung im Modul 8 finden Sie auf der Modulseite im Bereich Prüfungen.