Das Subjekt nach der Postmoderne - Neue Theorien und Methoden aus Philosophie und Lyrikologie in interkultureller Sicht

3.-5. März 2017; Cusanus Hochschule, Bernkastel-Kues

Organisation und Information:
Univ.-Prof. Dr. Henrieke Stahl
E-Mail: stahl@uni-trier.de

Hier kann das Programm des Workshops heruntergeladen worden.

Nach dem postmodernen „Verschwinden des Subjekts“ feiert das Subjekt vielfältig seine Rückkehr – nicht nur in der literarischen Praxis, sondern auch der Theorie und Philosophie. Seine Rückkehr bedeutet jedoch nicht auch die Rückkehr in traditionelle Denk- und Schreibformen. Vielmehr entwickelt die Lyrik als diejenige literarische Gattung mit besonderer Affinität zum Subjekt in der Gegenwart Formen, welche mithilfe bestehender theoretischer Modelle und Methoden nicht adäquat zu erfassen sind, und fordert damit zu einer Weiterbildung der Theorie und einer Entwicklung neuer Ansätze heraus. Die Philosophie hat in der Vergangenheit nicht selten der Literaturtheorie wichtige Impulse gegeben. Auch weist das philosophische Denken eine gewisse Affinität zur Lyrik selbst auf – wie diese konstituiert es seinen Sinn performativ und lässt ihn auch strukturell Gestalt annehmen. Das Subjekt ist eine Kategorie, welche immer wieder als wesentlicher Unterschied des abendländischen Denkens und Dichtens vom asiatischen herausgestellt wird – der Fokussierung auf das Subjekt sollen dort seine Absenz oder ein peripheres Bewusstsein und andere Formen eines dezentralisierten oder multiplen, eines komplexen oder ‚offenen‘ Subjekts gegenüberstehen. Aber auch im Abendland gibt es hierzu Entsprechungen – die philosophische oder theologische Mystik. In der Gegenwartslyrik lassen sich verwandte Formen des Subjekts finden.
Ausgehend von diesen Beobachtungen könnte das interkulturell orientierte Gespräch von Philosophie und Lyrikologie im Rahmen des Workshops folgende Fragen bewegen:
1) Wie könnte eine Philosophie des Subjekts heute im Rückblick auf seine komplexe Genese im Abendland gefasst werden? In welchem Verhältnis steht der philosophische Begriff des Subjekts historisch wie systematisch zum Subjekt in der Lyrik?
2) Ist eine transzendentalphilosophische Begründung des Subjekts, wie sie für die Moderne nach Kant typisch und systematisch unhintergehbar scheint, auch nach der Postmoderne möglich und produktiv? Kann ein solcher transzendentalphilosophischer Ansatz für Lyrikologie fruchtbar sein? Oder gibt es bessere Alternativen?
3) Welche Rolle spielt das Subjekt für den philosophischen Text und die Gattung Lyrik? Wie kann das Subjekt in seiner Komplexität der Äußerungsformen systematisch beschrieben werden?
4) Was steht an der Stelle des Subjekts in traditionellen, aber auch in modernen asiatischen Kulturen in ihrer Interaktion mit dem Westen? Wie geht die ältere und neuere Lyriktheorie in Asien mit der sprechenden bzw. dichtenden Instanz und ihren Ausdrucksformen im Text um?

Organisation:

Henrieke Stahl (Slavistik, Trier) in Verbindung mit Tilman Borsche (Philosophie, Bernkastel-Kues), Christian Soffel (Sinologie, Trier) und Ralph Müller (Germanistik / Lyrikologie, Fribourg)