Gegenstand

Die skizzierte Lage begründet den Gegenstand des Projekts: Russischsprachige Lyrik in Transition zwischen Europa, Asien und Amerika. Wir grenzen den Gegenstand auf Lyrik ein, die Transitionsphänomene in Bezug auf die vier Gebiete Gattung, Sprache, Kultur und Gesellschaft zeigt. Im Vordergrund steht die Arbeit ampoetischen Text.

Der Schwerpunkt des Projekts liegt mit gut 50% auf der russischsprachigen Lyrik, die das Zentrum bildet, von dem ausgehend Lyrik in anderen Sprachräumen berücksichtigt wird: In der ersten Förderphase betonen wir Asien mit der japano- und sinophonen Lyrik sowie Europa mit der deutschsprachigen Lyrik. In der zweiten Förderphase bekommen die anglo- und romanophone Lyrik und die entsprechenden Länder in Europa und Amerika höheres Gewicht.

Die gewählte zeitliche Rahmung setzt 1985 an. Denn Ende der 80er Jahre entstehen auch literarisch bedeutsame Zäsuren durch Transitionsprozesse, welche nicht nur den ehemaligen Ostblock erschütterten, sondern auch Deutschland durch die Wiedervereinigung, China durch das Tian’anmen-Massaker, Japan durch die Finanzkrise.

Der Begriff Transition bezeichnet erstens politische Transformationsprozesse sowie zweitens den Protest gegen kulturelle und soziale Marginalisierungen. Er wird drittens seit der Avantgarde speziell für Lyrik verwendet, welche literarische Grenzen überschreitet. Alle drei Bedeutungen sind für die Gegenwartslyrik relevant. Der Erkenntniswert des Begriffs für unser Projekt liegt darin, dass er sowohl Transgressions- als auch Transformationsprozesse zu erfassen erlaubt, die auf Überschreitung, Bruch, Auflösung, Verschiebung, aber auch auf eine Neukonstitution von Grenzen gerichtet sind.