Fachbereich V - Rechtswissenschaft
Geschichte des Fachbereichs
Wie die Universität Trier ruht deren rechtswissenschaftlicher Fachbereich auf der Tradition einer über 300jährigen Geschichte im "alten Reich" (1473 - 1798) ist aber gleichzeitig eine relativ junge Wiedergründung: Die im Jahr 1970 eröffnete Universität Trier-Kaiserslautern teilte sich fünf Jahre später in zwei eigenständige Universitäten; gleichzeitig erhielt die so entstandene selbständige Universität Trier einen rechtswissenschaftlichen Fachbereich, der am 22. November 1975 den Lehrbetrieb aufnahm und nach einer kurzen Übergangsfrist auch die organisatorische Selbständigkeit erlangte. Um die vier Gründungsväter des Fachbereichs - Walter Lindacher und Horst Ehmann (Zivilrecht), Volker Krey (Strafrecht) und Peter Krause (Öffentliches Recht) - scharte sich eine schnell auf die heutige Sollstärke von 19 Hochschullehrern anwachsende Zahl von Kollegen, die eine noch schneller steigende Zahl von Studierenden betreuten, zunächst in einem spezifisch rheinland-pfälzischen Modell der einstufigen Juristenausbildung, nach deren bundesweiter Einstellung in den 1980er Jahren in einem herkömmlichen Studienaufbau.
Nachdem der Fachbereich zunächst in den Gebäuden der heutigen Fachhochschule auf dem Schneidershof untergebracht war, erfolgte Anfang der 1980er Jahre der Umzug in das neuerrichtete C-Gebäude auf dem Campus Tarforster Plateau. Parallel entstanden die heute noch leuchtenden Schmuckstücke des Fachbereichs wie die Internationalen Rechtsstudien ("Fachspezifische Fremdsprachenausbildung" - FFA) und die von seinen Mitgliedern maßgeblich mitgeprägten Institute und Forschungsstellen - 1982 das Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Gemeinschaft (IAAEG), 1989 das Institut für Umwelt und Technikrecht (IUTR), 1994 das Institut für europäisches Verfassungsrecht (IEVR), 1995 die Forschungsstelle "Vernunftrecht und Preußische Rechtsreform", 2000 das Institut für Rechtspolitik (IRP), 2006 das Institut für Deutsches und Europäisches Wasserwirtschaftsrecht (IDEW) und 2009 das Institut für Deutsches und Europäisches Strafprozessrecht und Polizeirecht (ISP) sowie das Rheinland-pfälzische Zentrum für Insolvenzrecht und Sanierungspraxis (ZEFIS). Die Einrichtung eines LL.M.-Studiengangs für im Ausland graduierte Juristen brachte seit 1983 zahlreiche ausländische Gäste an den Fachbereich.
Literatur: H. Mühleisen/H. Neyses, Universität Trier (1971 - 2000), 2003, UB-Sign. a17806
P. Krause, Rechtswissenschaft in Trier (1473 - 1798), 2007, UB-Sign. 60= GV/r49778
Das Fachbereichssiegel
Was führt der Fachbereich Rechtswissenschaft "im Schilde"?
Während der über dreihundert Jahre ihres Bestehens (1473 - 1798) wählte die Juristische Fakultät der alten Universität Trier ihren Dekan am 19. Mai, dem Todestag des Heiligen Ivo. Zuvor hatten zusammen mit den Würdenträgern der Kirche, der Stadt, der Gerichte und der Universität alle Professoren und Studenten (Scholaren) der Rechtswissenschaft in Festtagskleidung eine feierliche Messe für den Heiligen besucht, während der statt einer Predigt ein fortgeschrittener Student eine Lobrede zu Ehren des Fakultätspatrons zu halten hatte. Am Ende fand ein Festessen oder zumindest ein Umtrunk statt. Die Reden stellten dem allezeit wenig schmeichelhaften Bild der Juristen in der Öffentlichkeit ein in jeder Hinsicht gelungenes - heiligmäßiges - Juristenleben gegenüber und empfahlen es den Juristen zugleich als Vorbild. Der Erfolg war zweifelhaft: Je höher man Ivo pries, desto lauter hieß es, Ivo sei einzigartig, er habe die Leiter, auf denen Juristen in den Himmel gelangen können, zu sich heraufgezogen.
Ivo (Yves) Hélory de Kermartin (* um 1247) starb vor mehr als 700 Jahren am 19. Mai 1303 in Tréguier in der Bretagne. Er hatte in Paris das geistliche und in Orleans das weltliche Recht studiert und danach vierzehn Jahre lang als Offizial an der Spitze der damals auch für weltliche Streitigkeiten zuständigen Bischöflichen Gerichtsbehörde gestanden, das Amt aber aufgegeben, um nur noch der Seelsorge, Wohltätigkeit und Askese zu leben. Papst Clemens VI. sprach ihn vorwiegend wegen dieses alltäglichen christlichen Lebens 1347 heilig. In seiner Heimat wurde er schnell zum Nationalheiligen. Als "St. Yves des Bretons" wurde ihm 1455 in Rom die bretonische Nationalkirche geweiht. Der Weg, den Ivo genommen hat, um in Trier - wie an zahlreichen anderen alten Universitäten - zum Patron der Juristenfakultät zu werden, ist allerdings labyrinthisch verschlungen. [ mehr ... ]
Der heutige Fachbereich Rechtswissenschaft der Universität Trier hat 1989 mit Genehmigung des Senats das überarbeitete Siegel der alten Trierer juristischen Fakultät übernommen, das einen Gelehrten am Bücherpult mit der Unterzeile "S. Ivo" zeigt. Es wird durch einen Lorbeerkranz umrahmt. Der umlaufende Text lautet: "S[igillum] Iuridicae Facultatis Treverensis".
Literatur:
Großfeld: St. Ivo - Europäischer Jurist/Europäisches Vorbild, ZEuP 1996, 74-88 [UB Trier: 61 = z12364]
Rieck: Der heilige Ivo von Hélory (1247 - 1303), 1998 [UB Trier: 60= GAS/r11517-178]
Streck/Rieck: St. Ivo (1247-1303). Schutzpatron der Richter und Rechtsanwälte, 2007