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Skulptur einer Putte mit Schriftrolle, nördliches Seitenportal der Westfassade (nach Irsch (1927) aus den Jahren 1719-1720)

Maße: ca. 950 mm hoch, ca. 470 mm breit und ca. 260 mm tief

Plinthenmaße:

Die Putte hat fünf gelockte Haarsträhnen um das Gesicht. Rechts schaut das Ohrläppchen unter einer Locke hervor. Ob links ein Ohr ausgearbeitet ist, ist nicht genau zu erkennen, da die Stelle beschädigt ist. Hinter der ersten Lockenreihe gibt es eine Scheitelung, die sich von links nach rechts zieht. Der Hinterkopf weist flach gestaltete Haarsträhnen auf. Erst die unterste Reihe wird wieder sehr plastisch. Sie ist in 2 Locken aufgeteilt.

Die Kopfform ist rund. Der Blick nach links oben gerichtet. Die Stirn ist kurz und die Augen darunter stehen eng zusammen. Die Augenhöhlen sind ausgearbeitet. Die Nasenwurzel ist schmal, doch die Nasenspitze wird knubbelig. Die Nasenlöcher sind ausgebohrt, wobei das linke Nasenloch größer ist. Das liegt vermutlich daran, dass die Putte wie die heutige Kopie am nördlichen Seitenportal eine Posaune in der Hand hielt, die in das Nasenloch eingelassen ist. Die Skulptur hat Pausbacken, die in den kurzen Hals übergehen. Ein Kinn gibt es durch die runde Gesichtsform nicht. Der Oberkörper ist nackt und weist runde, speckige Formen an Bauch und Armen auf. Brust und Bauchnabel sind herausgearbeitet. Der rechte Arm hängt nach unten und ist etwas vom Körper weg gestreckt. In der Hand hält die Putte eine Schriftrolle die nach unten hin aufgerollt ist. Die die Schriftrolle haltende Hand ist nicht im Detail ausgearbeitet, man erkennt den Daumen allerdings nicht die anderen Finger.

Der linke Oberarm ist waagerecht gehoben. Der Unterarm fehlt. An der Bruchstelle sieht man eine Eisenverbindung. Die Kopie hat heute einen nach oben gerichteten Unterarm der eine Posaune festhält.

Der Rücken ist ausgearbeitet. An der Schulter auf der rechten Seite sind Ansätze zu sehen, die auf ehemals dort befindliche Flügel deuten könnten. Die heute an der Westfassade befindliche Kopie hat Flügel am Rücken angebracht.

Der Schambereich und der Hintern sind von einem Tuch umfangen, das in tiefen, großen Falten liegt und deren Enden hinter der Schriftrolle am Bein herunterhängen.

Die Beine sind auch wie der übrige Körper in rundlichen Formen ausgearbeitet und nackt. Hinter dem linken Bein ist eine Stütze. Die Plinthe besitzt ein eingeritztes Fischgräten ähnliches Muster.

 

Nach N. Irsch1 wurden die seitlichen Portale unter Abt Henn, wie eine Inschrift unter den Architraven besagt, 1719-1720 errichtet. Der Erbauer ist nach Irsch nicht bekannt. Zur Skulptur äußert er sich nicht weiter.

Bei Horst Reber2 wird Fröhlicher als Erbauer des Portals benannt, allerdings ist nicht klar, ob er das Hauptportal oder die Seitenportale meint.

Irsch geht aufgrund des Materials davon aus, dass es zwei Bauphasen gab. Die erste Bauphase bestand aus dem Hauptportal und die zweite aus den Seitenportalen und der Einfügung der Nische für die Madonna mit Kind im Hauptportal.3

 

1Irsch, Nikolaus: Die Trierer Abteikirche St. Matthias und die trierisch-lothringische Bautengruppe., 1927, S. 259ff

2Reber, Horst: Die Baukunst im Kurfürstentum Trier unter den Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck, Karl von Lothringen und Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg 1676-1729. Margraf & Fischer Mainz, Mainz, 1960. S. 28f

3Irsch, Nikolaus: Die Trierer Abteikirche St. Matthias und die trierisch-lothringische Bautengruppe., 1927, S. 259ff