Forschungsprojekte am Fach Kunstgeschichte
Transmare Institut ‑Trierer Institut zur Erforschung des Transfers von Menschen, Gütern und Ideen von der Antike bis zur Gegenwart
Projektleitung: Prof. Dr. Ulrike Gehring und Prof. Dr. Christoph Schäfer
Im Forschungsverbund TRANSMARE haben sich seit 2015 mehr als 50 Wissenschaftler*innen zusammengeschlossen, um den maritimen Raum epochenübergreifend zu erforschen. Ausgehend von den aktuellen Globalisierungsdebatten, welche nicht nur die Wirtschaft, sondern zunehmend auch die Wissenschaft, Kunst und Kultur prägen, kann die Analyse maritimer Ökonomien zu einem tieferen Verständnis wirtschaftlicher, politischer und kultureller Praktiken führen. Von der Annahme ausgehend, dass Seeverbindungen nicht nur Transportwege sind, sondern ‚Orte‘ der kulturellen Interaktion, die dem Austausch von Waren, Gütern, Artefakten und Ideen dienen, lassen sich durch Untersuchungen in der Perspektive langer Dauer wichtige Erkenntnisse sowohl für die Gegenwart als auch für die Zukunft gewinnen. Schon für die Antike kann man Globalisierungseffekte nachweisen, die auf das Engste mit der intensiven Nutzung von Seeverbindungen, der immer effektiveren Transportkostenökonomik und dem an Bedeutung zunehmenden Transport von Menschen und Waren im großen Stil und über weite Distanzen hinweg, zusammenhängen. Verfolgt man dieses Phänomen von der Antike bis zur Gegenwart, lassen sich höchst innovative Diskursfelder eröffnen, die qualitative Verfahren des Quellenstudiums mit quantitativen Analyseverfahren zur ökonomischen Entwicklung kombinieren.
https://transmare.uni-trier.de
Projektleitung: Prof. Dr. Ulrike Gehring (Kunstgeschichte, Universität Trier, Deutschland) und Dr. Andreas Lammer (Philosophie, Radboud Universität Nijmegen, Niederlande)
Die meteorologischen Ereignisse, die uns tagtäglich umgeben, waren in der Vergangenheit sowohl Gegenstand bildlicher Darstellungen als auch philosophischer Betrachtungen. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt METEΩΡΑ zielt darauf ab, die historischen Visualisierungen meteorologischer Ereignisse, wie Wolken, Regen, Schnee und Wind zu erforschen. Der Schwerpunkt liegt auf bildlichen und theoretischen Darstellungen, die von antiken Quellen über die mittelalterlichen arabischen und lateinischen Traditionen bis hin zur späten Renaissance und der frühen Neuzeit reichen.
Weiterführende Informationen zu unserer Forschung und den Personen hinter "Meteora" finden Sie hier:
Das alte Erzbistum Trier als Ort des Kunst- und Kulturtransfers im 13. Jahrhundert
Vergleichende Bauforschung an der Trierer Liebfrauenkirche und den Kathedralen von Toul und Metz
Projektleitung: Prof. Dr. Marc Carel Schurr
Seit beinahe 20 Jahren beschäftigt sich Marc Carel Schurr mit der lothringischen Gotik und ihrer Schlüsselrolle für die Verbreitung der gotischen Baukunst im deutschen Sprachraum. Die Kathedrale von Toul, die als Gründungsbau gelten darf, und die Trierer Liebfrauenkirche stehen in einem engen stilistischen Zusammenhang, was sich durch die historische Zugehörigkeit der Diözese Toul zum Erzbistum Trier erklärt.
INTER AMNES - Kunst- und Kulturgeographie entlang der großen Flussläufe Europas
Projektleitung: Prof. Dr. Marc Carel Schurr
Ein Blick auf heutige Karten zeigt meist das buntscheckige Bild eines in Nationalstaaten unterteilten Europas, die miteinander durch die Verkehrswege zu Lande verknüpft sind. Die Wasserstreifen entlang der Flussufer oder Küsten markieren hingegen häufig die Grenzen. In früheren Zeiten dachte man aber anders, wie die Karte Europas in der Schedel’schen Weltchronik aus der Zeit um 1500 belegt. Politische Einheiten wie „Burgundia“, „Saxonia“ oder „Bavaria“ sind zwar eingetragen, jedoch nicht klar umrissen. Gegliedert wird die Karte nicht durch Grenzen, sondern durch die Flussläufe, welche die Regionen und Zentren künstlerischer Produktion miteinander verbinden.
RUBIACUM
Projektleitung: Prof. Dr. Marc Carel Schurr
Rekonstruktion der Stadtbaugeschichte von Rufach im Elsass mittels Archivrecherche, Archäologie, Bauforschung, GIS und Scanning-Verfahren. In Zusammenarbeit mit Thomas Eißing, Bamberg, und Jean-Jacques Schwien, Strasbourg. Deutsch-französisches Forschungsprojekt, Drittmittelförderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG und die Agence nationale de la recherche ANR von 2024 bis 2027.
›Kofferfisch, Kugelfisch und Mondfisch fern des Meeres. (Re-)Präsentation maritimer Lebewesen in deutschen Fischsammlungen des 18. Jahrhunderts‹ (Arbeitstitel)
Projektleitung: Dorothee Fischer, M.A.
Im 18. Jahrhundert wurden „exotische“ Meerestiere in naturkundlichen Sammlungen, fern ihres natürlichen Habitats, als konservierte (und teilweise modifizierte) Überreste sowie in Text und Bild gesammelt und ästhetisiert den Wissenssystemen der europäischen Sammelnden eingeschrieben.
Dieses bildwissenschaftliche Promotionsvorhaben fragt danach, wie die unterschiedlichen Arten und Weisen, (vorrangig) Kugelfische zu konservieren, auf die Wissensgenese um diese Tiere einwirkten und welches Vermittlungspotential den toten Tierkörpern selbst (bis heute) zu eigen ist. Ziel ist es, Aussagen über die Rolle von Präparaten für das ichthyologische Wissen im ausgehenden 18. Jahrhundert zu treffen.
Expressive Renaissance
Projektleitung: JProf. Dr. Markus Rath
Das Forschungsprojekt widmet sich Phänomenen, Techniken und Funktionen ungegenständlicher Malerei in der Frühen Neuzeit. Es zielt ab auf eine erstmalige umfassende kunstwissenschaftliche Analyse ambiger Darstellungsphänomene, die sich den topischen Repräsentationsmechanismen der Neuzeit entziehen. Ungebundene Farbverläufe, vom Spritzer bis hin zu monochromen colorfields, werden hinsichtlich ihrer technischen Bedingtheit und ihrer epistemischen Gehalte befragt. In der Kunst der Frühen Neuzeit wurden derartige Phänomene angesichts vornehmlich motivbezogener Methoden meist nur randständig behandelt. Von der Stil- bis zur Rezeptionsgeschichte, der Überlieferungs-, Bedeutungs- und Ausdrucksforschung, erweisen sich die kunstwissenschaftlichen Zugänge als überwiegend formbezogen. Dabei bezeugen Breite und Diversität formungebundener Bildstrukturen, dass diese bewusst als bildintrinsische Gestaltungsmittel bereits in der Vormoderne eingesetzt wurden.
Im Zeichen des Chamäleons. Beiträge zu einer Bild- und Wissensgeschichte der Frühen Neuzeit
Projektleitung: JProf. Dr. Markus Rath
Die zunehmende Allgegenwart unterschiedlichster visueller Medien beförderte in der Frühen Neuzeit Denk- und Reflexionsweisen, die mehr und mehr bildgetragen waren. Wissen wurde mit und durch Bilder beschrieben und umschrieben, ausgehandelt und entwickelt. Neben theologische und repräsentative Aufgaben traten metaphorisch-epistemische Gehalte, die der zunehmenden Komplexität der Wissensstrukturen Rechnung trugen und neue Bildformen und Darstellungsmodi, etwa in Form der Emblematik, einforderten. Entgegen ihrer meist progressiv ausgelegten Funktion konnten Bilder dabei auch retardierend wirken, indem sie etwa auf bereits überkommenem Wissen beruhten, das durch repetitive Verfahren weitergetragen wurde.
Das Emblem kann als ein exemplarisches Medium einer frühneuzeitlichen Wissensgeschichte dienen, die bildliche Grenzgänge und Transgressionen als charakteristische Reflexionsinstrumente der Neuzeit begreift. Die Bereiche Kunst, Bild und Wissen werden hier nicht als getrennte, sondern als dialektisch miteinander verknüpfte Felder verstanden. Namensgebend für das Forschungsprojekt ist das in Kunst, Philosophie und Emblematik vielfach in Erscheinung tretende Chamäleon, das – in seiner Wandlung vom mythischen Phantasiewesen zum wissenschaftlichen Objekt – die epistemische Entwicklung des Bildes beispielhaft veranschaulicht.
The Renaissance Network. Art connections in the pre-modern era
Projektleitung: JProf. Dr. Markus Rath
Jüngere Forschungen zu Netzwerken in der Frühen Neuzeit haben beispielhaft Einsichten zu Transfer und Mobilität dieser Epoche befördert (vgl. etwa zum 'Synagonismus' Hadjijicolaou, van Gastel, Rath 2024). Auch für aufstrebende Künstler*innen stellten Handels- und Wirtschaftsnetzwerke bestimmende Handlungsräume her und relativieren damit das Bild einer mit der frühneuzeitlichen Kunst verbundenen Schaffensfreiheit. Künstlerische Materialien wurden in Produktionszentren überführt, Kunstobjekte reziprok versandt. Die Kunstnetzwerke beruhten damit nicht allein auf der Transformation zünftisch strukturierter Städte in eine protoglobalisierte dynamische Künstlertopografie. Der zunehmend globalisierte Transfer von Künstlerwissen und Kunstwerken beförderte diesen Wandel auf entscheidende Weise. Reisende Künstler*innen, Materialien und Artefakte beschleunigten dabei nicht nur eine zunehmende Dynamisierung der Formen und Stile, sie sorgten auch für einen kulturellen Austausch von Wissen. So lässt sich ab der Mitte des 15. Jahrhunderts etwa in Schiffsdarstellungen eine zunehmend präzisere Wiedergabe maritimen Wissens beobachten. Auch in Emblemen des 16. Jahrhunderts wird das Motto „Spes proxima“ – „Hoffnung ist nah“ nun von auffallend detaillierten Schiffsbildern begleitet. Die bildliche Entwicklung veranschaulicht einen entscheidenden Wandel in den Wissenssystemen der Frühen Neuzeit.
Das Forschungsprojekt fokussiert auf Netzwerke 'wissender Bilder', um einerseits Übertragungswege und Knotenpunkten als entscheidende Grundlagen artistischer Praxis zu dokumentieren, und andererseits den damit verbundenen Wissenstransfer und die ihm zugrunde liegenden soziopolitischen Mechanismen zu analysieren.