PSYCHOTHERAPIEFORSCHUNG
Die Psychotherapieforschung der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters untersucht die Wirksamkeit und die Wirkmechanismen von psychotherapeutischen Behandlungen für Kinder und Jugendliche.
Kognitive Verhaltenstherapie gilt als evidenzbasiertes Verfahren zur Behandlung von psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Unser Ziel ist es, herauszufinden, wie individuelle Behandlungsverläufe verbessert werden können, insbesondere für die Kinder und Jugendlichen, die bisher nicht ausreichend von einer psychotherapeutischen Behandlung profitieren.
Folgende Fragestellungen stehen im Fokus:
- Welches sind die wirksamen Elemente von psychotherapeutischen Einzel- und Gruppenbehandlungen?
- Welche Prozesse führen zu positiven Veränderungen? Welche therapeutischen Fertigkeiten (clinical skills) verbessern den Behandlungserfolg?
- Können aus den Daten bereits abgeschlossener Behandlungen individuelle Behandlungsempfehlungen für zukünftige Patient:innen entwickelt werden?
- Können personalisierte Behandlungsempfehlungen basierend auf regelmäßigen Messungen des Symptomverlaufs und weiterer Variablen (z. B. der therapeutischen Beziehung und unerwünschter Behandlungsfolgen) den Behandlungsverlauf positiv beeinflussen?
Um diese Fragestellungen zu beantworten, führen wir folgende Studien durch:
Partizipatives Forschungsprojekt „Deutsche Übersetzung des YP-CORE“
Hintergrund & Ziel
Der YP-CORE (Young Person’s Clinical Outcomes in Routine Evaluation) ist ein Fragebogen, mit dem Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren ihre psychische Gesundheit in der vergangenen Woche schnell und einfach einschätzen können. Aufgrund seiner kostenfreien und praktischen Anwendung wird der Fragebogen bereits in mehr als zehn Ländern in der psychotherapeutischen Arbeit genutzt. Leider gibt es noch keine anerkannte deutsche Version, was wir mit diesem Projekt ändern möchten. Gemeinsam mit Jugendlichen aus Trier und Umgebung wollen wir eine gut verständliche und aussagekräftige deutsche Version entwickeln. Die deutsche YP-CORE-Version soll zukünftig als Bestandteil unseres therapeutischen Feedbacksystems in der Psychotherapieambulanz eingesetzt werden, um regelmäßig zu erfassen, wie es unseren jugendlichen Patient:innen geht. So können wir unsere psychotherapeutische Unterstützung noch besser an ihre Situation anpassen.
Projektablauf
Das Projekt besteht aus den folgenden drei Phasen:
- Phase 1: Übersetzung (läuft aktuell)
Der englische YP-CORE wird von Erwachsenen, Jugendlichen und einer professionellen Übersetzerin ins Deutsche übersetzt. - Phase 2: Expert:innentreffen (Anmeldephase abgeschlossen)
Jugendliche vergleichen und diskutieren die Übersetzungen aus Phase 1, um die beste Version für junge Menschen in ihrem Alter zu finden. - Phase 3: Expert:inneninterviews (Anmeldephase geöffnet)
Die vorläufige deutsche Version des YP-CORE aus Phase 2 wird von Jugendlichen auf Verständlichkeit geprüft und ggf. verbessert.
Du hast Interesse? Aktuell suchen wir Teilnehmende für Phase 3 (weitere Infos hier)
Ansprechperson:
Haben Sie Rückfragen, Anmerkungen oder weiterführende Ideen zum Forschungsprojekt?
Dann wenden Sie sich gerne an Frau Maren Rogawski.
Prädiktoren von Therapieabbrüchen in der ambulanten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
Das Forschungsprojekt „Prädiktoren von Therapieabbrüchen in der ambulanten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie“ befasst sich mit der Frage, welche Faktoren einen vorzeitigen Therapieabbruch vorhersagen können. Unser Ziel ist, die Rate der Therapieabbrüche künftig zu reduzieren und so die Versorgung der Patient:innen in unserer Ambulanz zu verbessern.
Wir möchten daher folgende Forschungsfragen beantworten:
- Welche der Merkmale unserer Patient:innen und deren Familien, die wir vor Beginn der therapeutischen Behandlung erheben, sagen einen Therapieabbruch vorher?
- Welche Merkmale des therapeutischen Prozesses sind mit Therapieabbrüchen assoziiert?
Um diese Fragen zu beantworten, werten wir Daten, die routinemäßig in unserer Psychotherapieambulanz für Kinder und Jugendliche erhoben werden, aus.
Ansprechperson:
Haben Sie Rückfragen, Anmerkungen oder weiterführende Ideen zum Forschungsprojekt?
Dann wenden Sie sich gerne an Frau Anne Feld.
Nebenwirkungen in der Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen
Zahlreiche Studie haben gezeigt, dass Psychotherapie für Kinder und Jugendliche wirksam ist. Weniger gut erforscht ist bisher, welche Nebenwirkungen in der Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen auftreten können. Wir möchten daher folgende Forschungsfragen beantworten:
- Wie können Nebenwirkungen in der Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen systematisch und valide erfasst werden?
- Welche Nebenwirkungen treten in der Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen in welcher Häufigkeit und Schwere auf?
- Mit welchen Maßnahmen können Nebenwirkungen in der Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen reduziert werden?
- Können Behandlungsverläufe verbessert werden, indem Nebenwirkungen reduziert werden?
Durch die Beantwortung dieser Forschungsfragen möchten wir dazu beitragen, dass Kinder, Jugendliche und deren Bezugspersonen anhand aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse über mögliche Nebenwirkungen von Psychotherapie aufgeklärt werden. Zudem möchten wir dazu beitragen, dass Nebenwirkungen reduziert werden.
Zur Beantwortung der ersten beiden Fragestellungen setzen wir einen Fragebogen zur Erfassung negativer Effekte in unserer Psychotherapieambulanz ein. Patient:innen (ab 11 Jahre) und deren Eltern/Sorgeberechtigte werden gebeten, den Fragebogen in regelmäßigen Abständen während der Behandlung auszufüllen.
Ansprechperson:
Haben Sie Rückfragen, Anmerkungen oder weiterführende Ideen zum Forschungsprojekt?
Dann wenden Sie sich gerne an Frau Rebecca Ertl.
Entwicklung des Trierer Inventar zur Erfassung von Lebensereignissen bei Kindern und Jugendlichen (TIEL-KJ)
Lebensereignisse beeinflussen die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und können sich somit auch auf den Verlauf einer Psychotherapie auswirken. Bisher gab es jedoch keinen Fragebogen, der systematisch erfasst hat, welche Lebensereignisse Kinder und Jugendliche erleben und wie belastend bzw. erfreulich Kinder und Jugendliche diese Lebensereignisse fanden. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen haben wir einen Fragebogen entwickelt: Das Trierer Inventar zur Erfassung von Lebensereignissen bei Kindern und Jugendlichen (TIEL-KJ). Das TIEL-KJ liegt in drei Versionen (für Kinder und Jugendliche, Bezugspersonen und Therapeut:innen) vor und erfragt systematisch die Häufigkeit und aus Sicht der Kinder und Jugendlichen zusätzlich die subjektiv erlebte Valenz von 30 Lebensereignissen aus verschiedenen Lebensbereichen der Kinder und Jugendlichen. Seit 2025 setzen wir das TIEL-KJ routinemäßig in unserer Psychotherapieambulanz für Kinder und Jugendliche ein mit dem Ziel, Lebensereignisse valide zu erfassen und darüber Psychotherapieverläufe von und für Kinder und Jugendliche kontinuierlich zu verbessern.
Alle Versionen des TIEL-KJ sowie weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie unter: https://osf.io/xtg79
Ansprechperson:
Haben Sie Rückfragen, Anmerkungen oder weiterführende Ideen zum Forschungsprojekt?
Dann wenden Sie sich gerne an Frau Rebecca Ertl.
Wirkfaktoren der Psychotherapie
Zahlreiche Studien haben die Wirksamkeit von Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen belegt. Weit weniger gut untersucht ist die Wirkungsweise von Psychotherapie, d. h. die Frage, welche Wirkfaktoren zum Therapieerfolg beitragen.
In unserem Forschungsprojekt „Wirkfaktoren der Psychotherapie“ untersuchen wir daher, welche Therapietechniken besonders wirksam sind. Dabei untersuchen wir auch, ob die Techniken bei allen Patient:innen gleich gut wirken oder ob die Techniken bei bestimmten Personengruppen besonders wirksam sind. Dieses Wissen ist wichtig, damit wir den Kindern und Jugendlichen, die in unserer Ambulanz behandelt werden, zukünftig noch besser helfen können. Zudem werden die Ergebnisse des Projektes dazu beitragen, dass wir angehende Psychotherapeut:innen bestmöglich ausbilden können.
In unserem Forschungsprojekt möchten wir folgende Forschungsfragen beantworten:
- Welche therapeutischen Techniken (auch „klinische Skills“ genannt) werden von Therapeut:innen in der Psychotherapieambulanz für Kinder und Jugendliche der Universität Trier angewendet?
- In welcher Beziehung steht die Verwendung bestimmter therapeutischer Techniken zu weiteren therapierelevanten Variablen (z. B. zur Qualität der therapeutischen Beziehung)?
- Unterscheidet sich die Verwendung und der Erfolg der therapeutischen Techniken zwischen unterschiedlichen Patient:innengruppen?
Um festzustellen, welche Techniken in der Therapie eingesetzt werden, werten wir in dem Projekt „Wirkfaktoren der Psychotherapie“ auch pseudonymisierte Videoaufnahmen der Therapiestunden aus.
In einer Vorstudie untersuchen wir aktuell, wie wir den Einsatz therapeutischer Techniken reliabel und valide erfassen können. Dabei werden pseudonymisierte Therapievideos durch mehrere unabhängige Beurteiler:innen mithilfe des standardisierten Kodierschemas TPOCS-RS kodiert. Dabei wird auf einem Formular eingetragen, wie oft die Therapeutin oder der Therapeut eine bestimmte Technik anwendet.
In der Hauptstudie werden wir untersuchen, in welcher Beziehung die Verwendung bestimmter therapeutischer Techniken zu weiteren therapierelevanten Variablen steht. Insbesondere interessant im Rahmen des Projektes ist der Zusammenhang mit der Qualität der therapeutischen Beziehung und mit dem Erfolg der Behandlung.
Außerdem werden wir in der Hauptstudie untersuchen, ob klinische Skills bei unterschiedlichen Patient:innengruppen vermehrt angewendet werden und ob sich einzelne klinische Skills bei bestimmten Patient:innen als relevante Prädiktoren für die therapeutische Beziehung oder den Therapieerfolg erweisen könnten. Unser Ziel ist es, basierend auf den Ergebnissen unserer Studie Empfehlungen zu formulieren, mit denen wir Therapeut:innen insbesondere in schwierigen Situationen unterstützen können.
Für Studierende besteht die Möglichkeit, im Rahmen des Projekts eine Abschlussarbeit anzufertigen. Bitte informieren Sie sich auf unserer Webseite, zu welchem Zeitpunkt noch Betreuungsplätze frei sind! Zudem können im Rahmen dieses Projekts Forschungspraktika absolviert werden.
Ansprechperson:
Haben Sie Rückfragen, Anmerkungen oder weiterführende Ideen zum Forschungsprojekt?
Dann wenden Sie sich gerne an Herrn Lukas Unsicker.
Evaluation eines transdiagnostischen Gruppenprogramms für Jugendliche
Aktuell bieten wir in unserer Psychotherapieambulanz für Kinder und Jugendliche ein transdiagnostisches Programm zum Umgang mit schwierigen Gefühlen an. Das Programm orientiert sich an der bereits vielfach evaluierten Intervention „Unified Protocol for Adolescents“ (Ehrenreich et al., 2009). Das Training umfasst fünf Sitzungen. Neben Angst und depressiven Symptomen wird auch der Umgang mit Wut behandelt. Zur Anwendung kommen kognitiv-verhaltenstherapeutische Prinzipien, die mit emotionsfokussierten Strategien kombiniert werden. Zielgruppe des Trainings sind Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren.
Im Rahmen eines randomisierten Micro-Trials soll das Programm auf seine Wirksamkeit hin überprüft werden. Dabei soll die Frage beantwortet werden, welche Elemente des Trainings zur Symptomreduktion (Angst, Depression, Wut) und Verbesserung der Lebensqualität der Jugendlichen beitragen.
Interessierte Jugendliche finden auf folgender Seite Hinweise zur Anmeldung:
https://www.uni-trier.de/universitaet/fachbereiche-faecher/fachbereich-i/faecher-und-institute/psychologie/einrichtungen/psychotherapieambulanz-fuer-kinder-und-jugendliche/home/gruppenangebot-fuer-jugendliche-unified-protocol
Ansprechperson:
Haben Sie Rückfragen, Anmerkungen oder weiterführende Ideen zum Forschungsprojekt?
Dann wenden Sie sich gerne an Frau Dr. Carolin Raihala.
Dr. Carolin Raihala
E-Mail: raihalauni-trierde
Literatur:
Ehrenreich, J. T., Goldstein, C. R., Wright, L. R., & Barlow, D. H. (2009). Development of a Unified Protocol for the Treatment of Emotional Disorders in Youth. Child & Family Behavior Therapy, 31(1), 20–37. https://doi.org/10.1080/07317100802701228
Stigmatisierung von Schulvermeidung
Wenn Jugendliche nicht regelmäßig die Schule besuchen, spricht man von Schulabsentismus. Die Gründe für Schulabsentismus können vielfältig sein. In unserem Forschungsprojekt „Stigmatisierung von Schulvermeidung“ möchten wir herausfinden, warum es schulabsenten Jugendliche oft schwerfällt, wieder regelmäßig am Unterricht teilzunehmen. Dabei fokussieren wir uns auf das Thema Stigmatisierung.
Fragestellungen:
- Welche Stigmatisierungen von Schulvermeidung bestehen?
- In welcher Häufigkeit treten diese auf?
- Unterscheiden sich die wahrgenommenen Stigmata zwischen von Schulvermeidung Betroffenen und Nichtbetroffenen?
- Gibt es Unterschiede zwischen öffentlich wahrgenommenen und persönlichen Stigmata?
In der ersten Phase des Projektes wurde mithilfe von Jugendlichen auf Basis des bestehenden Fragebogens „Self-Stigma of Mental Illness Scale“ (Corrigan et al., 2006) ein neuer Fragebogen zur Erhebung von bestehenden Stigmatisierungen von Schulvermeidung konzipiert. Es fanden sowohl qualitative Interviews mit einzelnen Jugendlichen als auch eine Fokusgruppe mit mehreren Jugendlichen statt. Die teilnehmenden Jugendlichen zeigten schulvermeidendes Verhalten und/oder haben aktuell oder früher eine psychotherapeutische Behandlung erhalten.
Den neu konzipierten Fragebogen „Trierer Fragebogen zu Stigmatisierung von Schulvermeidung für Jugendliche (TSS-J)“ finden Sie hier.
In der zweiten Phase des Projektes soll nun untersucht werden, welche Stigmatisierungen von Schulvermeidung bestehen, und in welcher Häufigkeit diese auftreten. Hierzu werden Schüler:innen (n=200) der Klassenstufen 6-13 einer integrierten Gesamtschule gebeten, den TSS-J auszufüllen.
Ansprechperson:
Haben Sie Rückfragen, Anmerkungen oder weiterführende Ideen zum Forschungsprojekt?
Dann wenden Sie sich gerne an Herrn Maximilian Ackermann.
Maximilian Ackermann (M. A. Musiktherapie)
E-Mail: ackermannuni-trierde
Literatur:
Corrigan, P. W., Watson, A. C., & Barr, L. (2006). The Self–Stigma of Mental Illness: Implications for Self–Esteem and Self–Efficacy. Journal of Social and Clinical Psychology, 25(8), 875-884. https://doi.org/10.1521/jscp.2006.25.8.875
Entwicklung eines Evaluationstools partizipativer Forschungsprozesse mit Kindern und Jugendlichen
„Wenn wir partizipative Forschung ernst nehmen, müssen wir auch gleichermaßen deren Evaluation ernst nehmen“ (frei nach Boivin et al. 2018).
Um unsere partizipativen Forschungsprojekte mit Kindern und Jugendlichen evaluieren zu können, haben wir ein kindgerechtes und niedrigschwelliges Evaluationstool entwickelt. Der neu entwickelte „Fragebogen zur Evaluation Partizipativer Forschung für Jugendliche“ enthält 16 Fragen zu den Themen "Information", Verständnis", "Stimme", "Einfluss", "Selbstwirksamkeit", "Zugehörigkeit", "Zufriedenheit" und "Motivation". Ein erster Einsatz des Fragebogens erfolgte bereits zur Sicherstellung gelungener Partizipation in einem Forschungsprojekt zu „Stigmatisierung von Schulvermeidung“. In einem weiteren Schritt wird der Fragebogen nun in weiteren partizipativen Forschungsprojekten im Sinne der Qualitätssicherung guter Partizipation eingesetzt.
Der Fragebogen ist auf OSF einsehbar und gerne nach Rücksprache mit Maximilian Ackermann (ackermannuni-trierde) für eigene partizipative Forschungsprojekte verwendbar.
Literatur:
Boivin, A., Richards, T., Forsythe, L., Grégoire, A., L’Espérance, A., Abelson, J., & Carman, K. L. (2018). Evaluating patient and public involvement in research. BMJ, 363, k5147. https://doi.org/10.1136/bmj.k5147
Im Rahmen unseres Forschungsschwerpunktes ADHS führen wir Studien zur Wirksamkeit von Behandlungsansätzen bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS durch.
Informationen hierzu finden Sie unter: Behandlung der ADHS