Der Bestand der Bibliothek

Wie bedeutend die Bibliothek von St. Matthias in der Tat gewesen ist, mögen einige Zahlen belegen: Einer von Josef Montebaur gemachten Aufstellung zufolge verfügte St. Matthias gegen Ende des 14. Jahrhunderts über ca. 225 Kodizes, nicht eingerechnet die liturgischen Handschriften. Etwa 150 Jahre später, um 1530, listete ein Mattheiser Bibliothekskatalog insgesamt 1.677 Werke auf, darunter 639 Handschriften. Hinzugerechnet werden müssen etwa 100 weitere Kodizes, die im Katalog zwar nicht verzeichnet sind, jedoch zweifelsfrei vorhanden waren. Damit beläuft sich der ehemalige Gesamtbestand sich auf mindestens 739 Handschriften. Zum Vergleich: Im Jahre 1396 besaß die Artistenfakultät der Universität Heidelberg 375 Handschriften und damit nicht einmal die Hälfte von St. Matthias, und die Artistenfakultät der Universität Köln kam im Jahre 1474 gar nur auf 342 Kodizes. St. Matthias war also von der Menge und, so darf hinzugefügt werden, auch von der Qualität her durchaus einer Universitätsbibliothek gleichzusetzen.

Bedeutende Bestände neben der berühmten „Trierer Apokalypse“ aus dem 9. Jahrhundert sind beispielsweise Handschriften Hildegards von Bingen im Range von Autographen und verschiedene Fassungen des „Decretum Gratiani“. Eine dieser Fassungen enthält etwa 60 Prozent aller Scholien zu diesem Werk. Hinzu kommen zahlreiche Handschriften antiker Klassiker und volkssprachliche Werke.