Project Focus (in GLOVIB):

The Rehoboth Basters in present-day Namibia and their role in shaping the global discourse on miscegenation during the early 20th century through their interactions with the German colonial government.

 

GLOVIB (Gesamtprojekt):

Globale Verflechtungen und rassische Kategorisierungen: Die iberischen Wurzeln des deutschen Rassendenkens (16.-20. Jh.)

 

GloVib ist eine interdisziplinäre Forschungsgruppe, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die Jahre 2023-2027 großzügig gefördert wird. Sie will neue Fragen nach dem Wesen des frühneuzeitlichen, modernen und zeitgenössischen „rassischen“ Denkens in Deutschland in einem globalen Kontext erforschen. Die Geschichte des deutschen Kolonialismus hat erst vor kurzem damit begonnen, anzuerkennen, dass deutschsprachige Untertanen überall in den niederländischen, britischen und anderen überseeischen Herrschaftsgebieten zu finden waren. Als Deutschsprachige ins Ausland reisten – und als staatliche Akteure in den 1880er Jahren ernsthaft begannen, in überseeische Gebiete einzumarschieren und sie für sich zu beanspruchen – kamen sie mit den seit langem bestehenden iberischen Vorstellungen von Rasse in Berührung.

In diesem Projekt wird die These vertreten, dass deutsche Reisende, Siedler und Beamte von diesen iberischen Vorstellungen, insbesondere den spanischen und portugiesischen Konzepten von „gemischten“ Völkern – Mestizen und Mulatten – stark beeinflusst wurden. Durch die Untersuchung der tiefen Wurzeln dieser Ideen, wie sie von der iberischen Welt aus in den Gebieten des frühneuzeitlichen niederländischen Surinam, des Mexikos des 19. Jahrhunderts und des deutschen Namibias der 1880er bis 1910er Jahre zirkulierten, überdenken die Teilprojekte von GloVib die tieferen Wurzeln der deutschen Einstellungen zur „Durchmischung“ und zur Rasse selbst. Ein weiteres Teilprojekt untersucht die letzten fünf Jahrzehnte des Schulunterrichts zum Thema „Durchmischung“ und deutscher Kolonialismus und knüpft damit an diese Projekte an. Da einige Autoren die „Mestizierung“ Europas durch ein rassifiziertes iberisches Verständnis von „Durchmischung“ enthusiastisch begrüßen, erscheint es wichtiger denn je, die lange Geschichte und den Ballast dieses Verständnisses zu analysieren.

GloVib will einen akademischen, öffentlichen und pädagogischen Beitrag zur Weiterentwicklung der Rassismusforschung leisten, indem es die lange, interaktive Genese der deutschen Vorstellungen von Rasse untersucht. Das Projekt ist interdisziplinär angelegt und verbindet historische Rassismus- und Kolonialismusforschung mit kritischer Pädagogik und einer engen Zusammenarbeit mit Akteuren aus den Bereichen Didaktik, politische Bildung und Medien. Sein erster Beitrag wird in der Erstellung von Monographien, Artikeln, Vorträgen und einer internationalen Konferenz zu diesen Themen bestehen. Das zweite Ziel von GloVib ist es, in Zusammenarbeit mit Akteuren der politischen Bildung und der Lehrerbildung Vermittlungsstrategien und pädagogische Konzepte zu entwickeln, die zu einer kritischen Reflexion des deutschen Kolonialismus im Allgemeinen und des Regimes der Kategorisierung von Menschen im Besonderen einladen. GloVib will so Rassismus bekämpfen, indem es wissenschaftliche und pädagogische Materialien zur Verfügung stellt, um die Diskussion über die deutsche koloniale Vergangenheit zu fördern, die tiefe Verbundenheit der Nation mit dem iberischen Rassengedanken zu erforschen und Alternativen für eine bessere Wertschätzung eines zunehmend vielfältigen Deutschlands im 21. Jahrhundert aufzuzeigen.

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GloVib is a five-person interdisciplinary research group generously funded by the Federal Ministry of Education and Research (BMBF) for the years 2023-2027. It seeks to explore new questions about the nature of early modern, modern, and contemporary ‘racial’ thought in Germany in a global context. Histories of German colonialism have only recently begun to acknowledge that German-speaking subjects were everywhere to be found in Dutch, British, and other overseas dominions. As German-speakers traveled abroad – and as 1880s state actors began in earnest to invade and claim overseas territories – they came into contact with longstanding Iberian ideas about race. 

This project argues that German travelers, settlers, and officials were deeply impacted by these Iberian ideas, especially Spanish and Portuguese concepts of ‘mixed’ peoples – mestizos and mulatos. By studying the deep roots of these ideas as they circulated from the Iberian world in the domains of early modern Dutch Surinam, nineteenth-century Mexico, and 1880s-1910s German Namibia, GloVib’s subprojects rethink the deeper roots of German attitudes towards ‘mixing’ and race itself. An additional sub-project explores the past five decades of school teaching on ‘mixing’ and German colonialism, tying these projects to the present. Indeed, as some authors enthusiastically embrace the ‘mestizierung’ of Europe through racialized Iberian understandings of mixing, the importance of analyzing these understandings’ long histories and baggage appears more acute than ever.

GloVib aims to contribute academically, publicly, and pedagogically to the further development of research on racism by examining the long, interactive genesis of Germany’s ideas of race. The project is interdisciplinary and combines historical research on racism and colonialism with critical pedagogy and close cooperation with actors working in the field of didactics, political education, and the media. Its first contribution will consist of producing monographs, articles, talks, and an international conference on these topics. The second goal of GloVib is to develop, in cooperation with actors in civic education and teacher training, mediation strategies and pedagogical concepts that invite critical reflection on German colonialism in general, and regimes of human categorization in particular. GloVib thus seeks to combat racism by providing scholarly and pedagogical materials for fostering discussion about the German colonial past, by exploring the nation’s deep ties to Iberian racial thought, and by offering alternatives for better appreciating an increasingly diverse Germany in the 21st century.