Fundlage

Zwischen Fos-sur-Mer und Marseille liegt bei Martigues die kleine, seichte Bucht von Laurons. Dieser bereits durch die hügelige Topographie der Umgebung gut geschützte Naturhafen war in römischer Zeit zusätzlich durch zwei versetzt angebrachte Molen vor hereinbrechenden Wellen abgeschirmt. Im nordöstlichen Teil der Bucht befand sich einst eine Villa, zu der eine Kaianlage gehörte. Die Kaianlage – und damit der ganze Hafen – war somit wohl privater Natur.

1978 wurden in der Bucht von Laurons mehrere Schiffswracks entdeckt. In den 1980er Jahren folgte in mehreren Grabungskampagnen durch das Département des recherches archéologiques subaquatiques et sous-marines (DRASSM) die Befundaufnahme. Neben dem hier zu behandelnden Wrack Laurons II kamen in der Bucht noch Reste dreier weiterer antiker Schiffe zutage. Auch im weiteren Küstenverlauf findet sich eine Vielzahl antiker Schiffswracks.

Das Wrack Laurons II liegt etwa 150m vor der Küste in einer Tiefe von lediglich 2,5m innerhalb einer Rinne, die den Namen Laoude trägt. Diese muss in der Antike aber tiefer gewesen sein, als heute und begünstigte wesentlich die gute Erhaltung des Wracks. Die Backbordseite des Schiffes legte sich im Bereich des Hauptspantes an die Böschung der Rinne. Durch die Seitenlage wurde es nach dem Sinken schnell mit Sediment bedeckt und dadurch vor Umwelteinflüssen geschützt und konserviert. So wurden viele sonst kaum zu beobachtenden Details wie das Schanzkleid, Reste des Decks und Teile der Ruderanlage erhalten. Im inneren des Schiffes kam zudem ein Steuerruder ans Licht. Durch das Eigengewicht und das allmähliche Anfüllen des Rumpfes mit Sediment falteten sich Bug- und Heckbereich mit der Zeit auf und legten sich auf den Meeresboden. Das Wrack erstreckt sich so über eine Fläche von etwa 13,3m x 6m.

Im Inneren des Wracks wurden neben Weizen und Tonstaub. Diese bildeten keine durchgängige Schicht, lassen aber dennoch die Möglichkeit des Schüttguttransportes zu. Arbeitsökonomischer dürfte aber vielleicht ein Transport in Säcken gewesen sein. Auch Fragmente von mehreren Amphoren verschiedenen Typs gefunden, die v.a. vom 1.-3. Jh. n. Chr. genutzt wurden. Aber auch Fragmente, die in das 4. und 5. Jh. gehören, wurden im Umfeld des Wracks entdeckt. Im Laderaum befand sich eine mit Pech gefüllte, nahezu vollständige Amphore, wahrscheinlich zu Reparaturzwecken. Die Datierung der übrigen Keramik an Bord deckt sich weitgehend mit der der Amphoren. Ferner wurden drei Münzen entdeckt, deren eine nicht zu identifizieren ist. Die zweite konnte als Prägung des Mark Aurel erkannt werden. Sie zeigt auf dem Avers eine Büste des Antoninus Pius, auf dem Revers dessen vierstöckigen Scheiterhaufen mit der Legende CONSECRATIO (RIC III, 436). Das genaue Prägedatum des Denars ist unklar, mit Verweis auf die Vergöttlichung des 161 n.Chr. verstorbenen Antoninus Pius liefert die Münze aber einen ersten terminus post quem für den Untergang des Schiffes. Die dritte Münze wurde aus im Laderaum ausgelaufenem Pech geborgen und gehört möglicherweise in diokletianische Zeit.