Sozialpädagogisches Beratungslabor

Die Beratungslaborarbeit stellt einen langjährigen Schwerpunkt in Forschung, Lehre und Entwicklung meiner Professur dar. Das erste sozialpädagogische Beratungslabor habe ich 2007 an der Universität Tübingen aufgebaut, zunächst mit Maja Heiner, später mit Petra Bauer. Bis heute ist das Tübinger Labor ein wichtiger Kooperationspartner.

Der Kerngedanke eines Beratungslabors ist es, die komplexen Kommunikationsprozesse sozialpädagogischer Beratung durch Simulation unter methodisch abgesicherten und ethisch vertretbaren Bedingungen für Lehre und Forschung zugänglich zu machen. Studierende profitieren so von einer attraktiven Übungsmöglichkeit, die mit den zugehörigen Interventionsseminaren ein hocheffektives Lernsetting darstellt. In der grundlagen- und anwendungsbezogenen Forschung ermöglicht das Beratungslabor empirische Einsichten in frühe Professionalisierungsstadien und neue Beratungspraktiken. Derzeit umfasst das Trierer Beratungslabor folgende Elemente:

  • Die Vollsimulation einer typischen sozialpädagogischen Beratungsstelle ("Beratungsstelle Sorgstadt") ermöglicht Studierenden, Beratungserstgespräche zu üben. Ausgebildete Simulationsadressat:innen stellen dabei prototypische sozialpädagogische Beratungsanliegen dar. Die Simulation bildet dabei den Arbeitsplatz einer sozialpädagogischen Beratungsfachkraft mit hoher Realitätsnähe ab und umfasst Voranmeldungen zum Fall aus dem Sekretariat der Beratungsstelle Sorgstadt, das Vorbereiten und Führen eines Beratungserstgespräches in einer nachgebildeten Beratungsstelle auf dem Campus der Universität sowie die Reflexion und Auswertung der videografierten Gespräche.
  • Synthetische Adressat:innen auf Basis eines LLMs, die ebenfalls prototypische sozialpädagogische Beratungsanliegen darstellen. Die Beratungslaborarbeit mit synthetischen Adressat:innen kann in Kombination mit den Übungsgesprächen mit Schausspieler:innen genutzt werden, stellt jedoch auch schon für sich genommen einen wertvollen, handlungsorientierten Zugang dar.
  • Im Rahmen der schriftbasierten Onlineberatung ("Mailberatung") stehen standardisierte Erstanfragen zur Verfügung, die im Rahmen der Simulation einer typischen Onlineberatungsstelle beantwortet werden.
  • Im Rahmen des STellaR-Projektes entwickeln wir ein hoch immersives Telepräsenzberatungssystem und experimentieren mit fortgeschrittener, hoch immersiver Videoberatung mit Echtzeit-Dokumentenbearbeitung.

In den handlungsorientierten Übungssettings entstehen dabei Daten aus tatsächlich vollzogenem Beratungshandeln, die in der Lehre für die Portfolioarbeit genutzt werden und in der nutzeninspirierten Grundlagenforschung wertvolle empirische Zugänge zu Professionalisierungsprozessen in frühen Phasen oder neuartigen Beratungspraktiken liefern.

Die Übungen sind in zugehörige Lehrveranstaltungen eingebunden. Studierende, die bereits Erfahrungen im Beratungslabor gemacht haben, können mehrmals üben und sich auf freie Übungsplätze bewerben.

Auf meinem Weblog publiziere ich regelmäßig Updates zur Beratungslaborarbeit. Einen weiterführenden Überblick liefern folgende Beiträge:

Grundkonzept des BeraLabs: Wirksam beraten lernen

NEU: Unsere Kinderfälle und das BeraLab im Kontext der UN KRK (Text und Video mit unserer Theaterpädagogin)

NEU: Synthetische Adressat:innen, KI im Beratungslernen

Das Beratungslabor als Professionalisierungstool einer regionalen Jugendhilfelandschaft