Aspekte Altägyptischer Religion

Öffentliche Vortragsreihe der Ägyptologie im Sommersemester 2012

In diesem Semester trägt sie den Titel "Aspekte altägyptischer Religion". Religion war ein wesentlicher Bestandteil des ägyptischen Alltagslebens. Heute noch fasziniert sie durch ihr facettenreiches Götterpantheon mit den für uns fremd anmutenden Mischwesen in Tier- und Menschengestalt.

Wege ins Jenseite - Auferstehung in der Grabarchitektur der ägyptischen Frühzeit

Prof. Dr. Günter Dreyer

Die Vorstellung von einem Fortleben nach dem Tod wird schon in den frühesten Gräbern der Naqada I Zeit durch Lebensmittelbeigaben fassbar. Weitere Beigaben lassen darauf schließen, welche Bedürfnisse man im Jenseits erwartete.

In der Architektur von Elitegräbern der Stufe Naqada III / Dyn. 0 wird deutlich, dass man ganz konkret Vorsorge für eine Wohnung im ewigen Leben traf. Seit der 1. Dynastie ist in der Ausgestaltung der abydenischen Königsgräber anhand von Grabausgängen auch die Erwartung einer physischen Auferstehung nachzuweisen. Diese Ideen lassen sich bis zu den Pyramiden des Alten Reiches verfolgen.

23.04.2012 - 18 Uhr c.t. - Raum A 8

Die Geburt der altägyptischen Religion - Früheste Belege für Priester, Kult und Götterverehrung

Dr. Heidi Köpp

Wann und wie sind die ersten Götter, Priester und Tempel in Ägypten belegt? Sind Religion und Kult überhaupt archäologisch nachzuweisen? Gab es in Ägypten einen Ur-Monotheismus, aus dem heraus sich die komplexe ägyptische Religion entwickelte? Aus prädynastischer Zeit und Frühzeit sind bereits zahlreiche Götternamen überliefert. Viele davon sind in gleicher oder ähnlicher Form auch noch in späterer Zeit dokumentiert wie z.B. Anubis oder Bastet. Heidi Köpp stellt die frühesten archäologischen und textlichen Belege für die Anfänge der ägyptischen Religion vor, die bereits eine nahezu verblüffende Komplexität widerspiegeln.

07.05.2012 - 18 Uhr c.t. - Raum A 8

Echnaton - Prophet des Monotheismus und Revolutionär?

Dr. Khaled Elgawady

"Wie zahlreich sind deine Werke, die dem Angesicht verborgen sind, du einziger Gott, dessen gleichen nicht ist! Du hast die Erde geschaffen nach deinem Wunsch, ganz allein, mit Menschen, Vieh und allem Getier, mit allem was auf der Erde ist …" Mit diesen Worten findet der Große Sonnenhymnus des ägyptischen Pharao Echnaton seine Krönung. Kaum ein Pharao des alten Ägypten ist so umstritten wie Echnaton, für die einen ist er ein Ketzer, für die anderen ein visionärer Gründer der ersten monotheistischen Gesellschaft der Menschheitsgeschichte. Wer war dieser Pharao und warum wurde sein Glaube im alten Ägypten verfemt? War er wirklich ein Prophet des Monotheismus? Inwiefern ist die von ihm und seiner Frau Nofretete geführte Reform als "Revolution" zu betrachten?

21.05.2012 - 18 Uhr c.t. - Raum A 8

Götter als Ideen - Von der Religion zur Philosophie

Prof. Dr. Jürgen Zeidler

Während die Griechen der Antike Ägypten oft als einen möglichen Ursprungsort der Philosophie betrachteten, ist das Urteil der Moderne in dieser Hinsicht meist negativ. Wie aber kam es zu derart gegensätzlichen Bewertungen? Und wie weit war das "philosophische" Denken der Ägypter tatsächlich entwickelt? Um einer Antwort näher zu kommen, muss zunächst die traditionelle Haltung der Ägyptologie hinterfragt werden, die oft noch von kulturrevolutionistischem Denken geprägt ist. Denn trotz aller sachlichen Hinweise auf die Thematisierung zentraler menschlicher Fragen wie "Wer sind wir?", "Woher kommen wir?" und der Anerkennung "naturphilosophischer Strömungen" in der ägyptischen Literatur bleibt Frankforts Einordnung "before philosophy" unverrückbar bestehen. Bemüht man sich aber, den eigenkulturellen Gegebenheiten Rechnung zu tragen und methodisch zu reflektieren, scheint es möglich, der ägyptischen Philosophie den ihr gebührenden Platz in der interkulturellen philosophia perennis zuzuweisen.

04.06.12 - 18 Uhr c.t. - Raum A 8

Priesterschaft in der Provinz 300 n. Chr.

Prof. Dr. Sven Vleeming

Hunderte Mumientäfelchen sind uns aus der Nekropole des mittelägyptischen Athribis erhalten. An Hand dieses so wenig beeindruckenden Textgenres, das seinen Wert durch die große Zahl der erhaltenen Texte erlangt, wird versucht ein Bild des religiösen Lebens in der Provinz im Ägypten des zweiten und dritten nachchristlichen Jahrhunderts zu skizzieren. Speziell werden wir der Rolle der lokalen Priesterschaft nachgehen, die verantwortlich für die Ausfertigung der Mumientäfelchen war.

18.06.12 - 18 Uhr c.t. - Raum A 8

Wer oder was schützte einstmals einen altägyptischen Tempel?

Prof. em. Dr. Erich Winter

Politische oder soziale Gefahren kannten ägyptische Tempel nur in wenigen Abschnitten der altägyptischen Geschichte. Dämonen und Gespenster aber waren immer präsent und gegen diese hat man zunehmend ein dichtes Netz von Abwehrmaßnahmen entwickelt. Um diese soll es in erster Linie gehen, mit der abschließenden Frage, ob sich diese apotropäischen Schutzmethoden in irgendeiner Form bis ins frühe Christentum hinein verfolgen lassen.

20.07.12 - 18 Uhr c.t. - Raum A 8