Öffentliche Vortragsreihe der Ägyptologie im Sommersemester 2014

Wir möchten Sie herzlich zur Fortsetzung unserer öffentlichen Vortragsreihe der Ägyptologie der Universität Trier einladen. In diesem Semester trägt sie den Titel „Literatur im Alten Ägypten“.

            Die Vortragsreihe beleuchtet Text und Kontext verschiedenster Gattungen vom Altägyptischen bis zum Demotischen. In einem breit gefächerten Themenspektrum werden unterschiedliche Aspekte vorgestellt. Das Genre der Liebeslyrik aus ramessidischer Zeit wird ebenso thematisiert wie Götterhymnen aus dem gleichen Zeithorizont. Die Königsideologie wird auf dem Hintergrund des Papyrus d’Orbiney beleuchtet, zudem wird die Tradierung der Pyramidentexte bis in griechisch-römische Zeit untersucht. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, ob es sich bei den Tempel­inschriften der griechisch-römischen Zeit um lebendige Theologie oder aber die Archivierung alter Traditionen handelt. Die Vorstellung einer frühdemotischen Familienchronik bildet den zeitlichen Abschluss.

Literatur im Alten Ägypten

Oh dass du doch geschwind zu deiner Geliebten kommst. Altägyptische Liebeslieder und -lyrik

Dr. Heidi Köpp-Junk

Aus dem Alten Ägypten sind ca. 50 Liebeslieder bzw. -gedichte auf Papyri und Ostraka überliefert. Sie bilden innerhalb der ägyptischen Literatur ein eigenes Genre. Ihr Fundzeitraum ist fest umrissen, es handelt sich um die 19. und 20. Dynastie. Sowohl männliche als auch weibliche Protagonisten sind vertreten, mitunter gar im Zwiegespräch.

Der Vortrag von Dr. Heidi Köpp-Junk beinhaltet die Vorstellung der neuesten Forschungsergebnisse zu den Liebesliedern. Darüber hinaus erörtert sie die mögliche praktische Seite ihrer Aufführung, also wie die Aufführungspraxis der altägyptischen Liebeslieder in Form von Rezitationen und musikalischen Darbietungen war: Wer waren die Künstler, die sie präsentierten, welche Instrumente wurden genutzt, wie groß waren die Ensembles. Was ist über die Sänger bzw. Rezitierenden im Alten Ägypten bekannt, sei es in Bezug auf ihre Ausbildung und Hierarchie als auch in Hinsicht auf stimmtechnische Aspekte. Ein weiterer Punkt ist das räumliche Verhältnis von Akteuren und Zuhörern während der performance der Liebeslieder. Der Vortrag verdeutlicht, dass neben den inhaltlichen und grammatikalischen Aspekten die live-Dimension der altägyptischen Liebeslieder nicht zu unterschätzen ist.

Heidi Köpp-Junk ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in Trier. Sie nahm an zahlreichen Grabungen in Deutschland (u.a. keltischer Fürstensitz Glauberg) sowie auch in Ägypten (Dahshur, Sakkara, Buto, Qantir, Elephantine, Abydos) für das Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim und das Deutsche Archäologische Institut Kairo teil. Im Auftrag des DAI leitete sie dort verschiedene Projekte. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen nicht nur im Bereich der Archäologie, sondern zudem in der hieroglyphischen Schrift und Sprache.

Die Ägyptologie Trier lädt herzlich zu diesem Vortrag ein und heißt alle Gäste und Interessenten willkommen.

Termin: 28.04.2014
Uhrzeit:18 Uhr c.t.
Veranstaltungsort: Raum A 8 im A-Gebäude der Universität Trier, Universitätsring 15, 54296 Trier

Kontakt: koeppuni-trierde


Eine frühdemotische Familienchronik als Kunstwerk

Prof. Dr. Sven Vleeming

Ein schöner und gut erhaltener Papyrus aus dem Jahre 512 vor Christus enthält die Chronik einer Familie von Priestern aus Mittelägypten. Der Text erzählt, dass diese Priesterfamilie 150 Jahre zuvor in den Genuss von reichen Einkünften aus einem Provinzialtempel gekommen war, wie sie diese 70 Jahre später verloren hat und wie sie seit 80 Jahren versucht, sie zurückzugewinnen. Brandstiftung, Totschlag, versuchter Totschlag – die Prüfungen unserer Familie sind über 4 Generationen hinweg schwer und zahlreich gewesen. Aus diesem reichen Nährboden ist das einmalige Kunstwerk entstanden, das hier vorgestellt werden soll.

Gäste und Interessenten sind herzlich willkommen.

Termin: 12.05.2014
Uhrzeit: 18 Uhr c.t.
Veranstaltungsort: Raum A 8 im A-Gebäude der Universität Trier, Universitätsring 15, 54296 Trier


Das heilige Buch der Alten Ägypter. Das Weiterleben von Pyramidensprüchen bis in die griechisch-römische Zeit

Dr. Khaled Elgawady

Die Pyramidentexte können als die älteste Sammlung religiöser Texte gelten, die wir aus dem alten Ägypten (und weltweit) kennen. Sie sind dem Begräbis und dem Totenkult des Königs gewidmet. Die ersten Pyramidentexte fand man im Innern der Pyramide des Unas, des letzten Königs der 5. Dynastie (um 2350 v. Chr.), und denen der folgenden Könige der 6. Dynastie. In diesem Vortrag sprechen wir über diese Texte, aber aus einer anderen Perspektive. Wir möchten nämlich ihre Überlieferungen und ihr Weiterleben bis in die griechisch-römische Zeit näher betrachten und versuchen die Frage nach der Existenz eines altägyptischen "Heiligen Buches" zu beantworten.

Termin: 26.05.2014
Uhrzeit: 18 Uhr c.t.
Veranstaltungsort: Raum A 8 im A-Gebäude der Universität Trier, Universitätsring 15, 54296 Trier


The King's Two Bodies, der Papyrus d'Orbiney und die Königsideologie in Ägypten und in der Alten Welt

Prof. Dr. Jürgen Zeidler

The King’s Two Bodies, die Formel englischer Juristen der Tudor-Zeit (1485–1603) für die Dualität von persönlichem Amtsinhaber und überindiviuellem Amt (body politic und body natural) beschreibt ein Konzept, das nach R. Huntington und P. Metcalf (21991) vom Sudan bis nach Südostasien verbreitet war. Es ist schon im Alten Orient nachweisbar und wurde früh vom Judentum und Christentum rezipiert. Auf diesem Wege ist es schließlich ins europäische Mittelalter gelangt. Bisher wurden diese Zusammenhänge für das Hethiterreich (van den Hout 1995; 2002) und Ugarit (Niehr 2006) herausgestellt, für Ägypten trotz unübersehbarer Ähnlichkeiten nur ansatzweise (Gundlach 2003: 240). In den altorientalischen Kulturen hat dieses Konzept auch eine mythologische Komponente, die eine grundlegende Bedeutung für die Königsideologie besitzt. In Ägypten erscheinen die Bezüge zur Götterwelt nicht nur in der traditionellen Osiris-Horus-Konstellation, sondern darüber hinaus auch in einer Variante, die dem altorientalischen Modell viel näher steht und im Papyrus d’Orbiney seinen deutlichsten Ausdruck findet (Wettengel 2003). Es stellen sich dabei die Fragen, worin Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen den Kulturen bestehen und warum das Konzept in der Ramessidenzeit ein weiteres Mal erscheint.

Gäste und Interessenten sind herzlich willkommen.

Termin: 16.06.2014
Uhrzeit: 18 Uhr c.t.
Veranstaltungsort: Raum A 8 im A-Gebäude der Universität Trier, Universitätsring 15, 54296 Trier


Die Tempelinschriften der griechisch-römischen Zeit. Lebendige Theologie oder Archivierung alter Traditionen?

Prof. em. Dr. Erich Winter

Etwa die Hälfte der uns erhaltenen hieroglyphischen Texte stammen von den Tempelinschriften der griechisch-römischen Zeit, man braucht nur an die grössten dieser Tempel zu denken, an Dendera, Edfu, Kom Ombo und Philae. Vor allem war dies für Ägypten eine Zeit des politischen Verfalles und der Fremdherrschaften. Daraus ergibt sich für uns aber die Frage, ob wir die religiösen Inschriften dieser späten Tempel noch als authentische Zeugnisse der ägyptischen Hochkultur werten dürfen. Diese Frage zu beantworten, versucht der Vortragende dieses Abends.

Gäste und Interessenten sind herzlich willkommen.

Termin: 30.06.2014
Uhrzeit: 18 Uhr c.t.
Veranstaltungsort: Raum A 8 im A-Gebäude der Universität Trier, Universitätsring 15, 54296 Trier


Götter, Gräber und ein ungerecht verfolgter Gelehrter. Ein Konvolut außergewöhnlicher Götterhymnen im Kontext seiner Entstehung.

PD Dr. Alexandra von Lieven (Berlin)

Im Jahr 1900 publizierte Adolf Erman unter dem Titel "Gebete eines ungerecht Verfolgten" erstmals eine Reihe von Ostraka mit Götterhymnen, die einige Jahre zuvor in den Gräbern der Könige Ramses VI. und IX. im Tal der Könige gefunden worden waren. Seither wurden diese Texte nur selten übersetzt und noch nie in ihrem Fundkontext untersucht. Tatsächlich ist dieser jedoch von erheblicher Bedeutung. Bei den Texten handelt es sich nicht nur um literarisch und theologisch äußerst anspruchsvolle Werke, sondern die Zusammenschau von Inhalt und archäologischem Kontext erlaubt es in ganz einzigartiger Weise, einem konkreten Autor bei der Abfassung quasi über die Schulter zu sehen. Dadurch ist es möglich, Anlass und Prozess der Textentstehung zumindest ansatzweise zu rekonstruieren - ein absoluter Einzelfall für literarische Texte aus dem Alten Ägypten.

Gäste und Interessenten sind herzlich willkommen.

Termin: 14.07.2014
Uhrzeit: 18 Uhr c.t.
Veranstaltungsort: Raum A 8 im A-Gebäude der Universität Trier, Universitätsring 15, 54296 Trier