Öffentliche Vortragsreihe der Ägyptologie im Sommersemester 2015

Wir möchten Sie herzlich zur Fortsetzung unserer öffentlichen Vortragsreihe der Ägyptologie der Universität Trier einladen.

Die Vortragsreihe beleuchtet verschiedene Aspekte altägyptischer Siedlungen und Städte von Entwässerungssystemen über ein Kultdepot auf Elephantine bis hin zu den Residenzen Memphis, Theben und Piramesse und Ausblicke auf Jerusalem und Nigeria.

Städte und Dörfer im Alten Ägypten

Memphis, Theben und Piramesse

 Prof. Dr. Sven P. Vleeming

Die drei Metropolen Theben, Memphis und Piramesse haben einander im Neuen Reich in der Rolle der Landeshauptstadt abgewechselt. Über die ganze Dauer des Neuen Reiches hat Theben seinen alten Ruhm als Herkunftsort der gloriosen XVIII. Dynastie beibehalten, obwohl es schon relativ früh von Memphis als Hauptstadt ersetzt wurde, zweifellos aus dem Wunsch des Pharao, von einem Punkt aus zu agieren, der näher an den eroberten asiatischen Gebieten lag. Zwei Jahrhunderte später hat Ramses II. dann aber die im Delta am Ostarm des Nils liegende Sommerresidenz der Ramessiden, Piramesse ("Ramses-Stadt"), zur Hauptstadt seines Reiches erhoben, das große Teile sowohl des damaligen Palästina als auch von Nubien umfasste. Wir verfügen über eine Reihe literarischer Texte aus dem Neuen Reich, vor allem aus der Ramessidenzeit, die die wechselnden Geschicke dieser drei Großstädte wiederspiegeln, und die wir bei dieser Gelegenheit vorstellen möchten.

Termin: 04.05.2015
Uhrzeit: 18 Uhr c.t.
Veranstaltungsort: Raum A 8 im Gebäude A der Universität Trier, Universitätsring 15, 54296 Trier


Schoschenk und Jerusalem. Probleme einer historischen Rekonstruktion

Prof. Dr. Erasmus Gaß

Die historische Rekonstruktion des Palästinafeldzugs des libyschen Pharaos Schoschenq bietet zahlreiche Probleme, da der biblische und der ägyptische Befund sich anscheinend widersprechen. Während in 1Kön 14,25–28 von einem Angriff auf Jerusalem die Rede ist, mit dem die Mitnahme der Tempel- und Palastschätze verbunden wird, fehlen auf der Schoschenqliste in Karnak nicht nur Jerusalem, sondern auch andere judäische Städte. Nach der letztgenannten Liste richtete sich der Feldzug Schoschenqs gegen das Nordreich Israel und die Siedlungen im Negev. Eine Verbindung der beiden Informationsquellen ist aber insofern sinnvoll, als auf diese Weise die schwierige ägyptische Chronologie der dritten Zwischenzeit besser abgesichert werden kann. Denn die biblische Quelle bietet ein exaktes Jahr für den Angriff auf Jerusalem.

Termin: 18.05.2015
Uhrzeit:18 Uhr c.t.
Veranstaltungsort: Raum A 8 im A-Gebäude der Universität Trier, Universitätsring 15, 54296 Trier


Wassermanagement in der Niloase: Entwässerungssysteme in altägyptischen Festungen, Siedlungen und Städten

Bad von Ramses III. in Medinet Habu (Foto: H. Köpp)

Dr. Heidi Köpp-Junk

Der Vortrag beschäftigt sich mit der Frage, wie man im pharaonischen Ägypten mit der Ressource Wasser umging, nachdem man es benutzt hatte, also die Ableitung von Regen- und Gebrauchtwasser. Diese Praxis wurde bisher erst den Römern zuge­schrieben, doch sind die tatsäch­lich älte­sten Entwässe­rungstechni­ken mögli­cherweise im Alten Reich in Ägyp­ten belegt. Bereits im Alten Reich setzte man Techniken ein, die auch heute noch Anwendung finden, doch darüber war man sehr erfindungsreich und kreativ.   

Ableitungssysteme für Oberflächenwasser sind z.B. in der Festung Buhen am 2. Katarakt überliefert, aber auch in der Planstadt Illahun aus dem Mittleren Reich. Die Ableitung von Gebrauchtwasser ist in den Häusern der Könige und Wohlhabenden belegt, existier­ten doch dort Bäder wie z.B. im Palast von Me­dinet Habu und in Amarna. Der Vortrag eröffnet neue Ein­sichten in die Bereiche Wohnkultur, Bau­kunst, Sied­lungsarchäologie, Was­ser­bautechnik und Hy­giene.

Termin: 01.06.2015
Uhrzeit: 18 Uhr c.t.

Veranstaltungsort: Raum A 8 im A-Gebäude der Universität Trier, Universitätsring 15, 54296 Trier
Kontakt: koeppuni-trierde


Von der Stadt zur Nekropole und wieder zurück: Ein Depot von Kult- und anderen Gegenständen des ausgehenden 3. Jahrtausends v. Chr. aus Haus 2 auf Elephantine

Dr. Andreas Dorn

Im größten bisher bekannten Gebäude vom Ende des Alten Reiches auf Elephantine wurden in zwei Phasen unterschiedlichste Objekte deponiert beziehungsweise entsorgt: von Siegeln, über Statuenrohlinge aus Stein und Alabastergefäße bis hin zu Holzkisten und -schreinen. Neben der Bestimmung der Funktion des Gebäudes steht vor allem die Interpretation der Kisten und Schreine sowie ihres Verwendungskontextes im Zentrum des Vortrags.

Zur Person
Andreas Dorn ist Kurator des Ägyptischen Museums der Universität Bonn. Seit 1996 regelmässig in Ägypten in unterschiedlichsten archäologischen Projekten tätig. Aus diesen Projekten sind die Magister Arbeit zu den Objekten aus Elephantine (in Druck) sowie die Doktorarbeit zu den Arbeiterhütten im Tal der Könige entstanden. Im Zentrum des laufenden Forschungsprojekts in Ägypten stehen die Graffiti an den Felswänden der Wüstentäler in Theben-West (u. a. Tal der Könige und Tal der Königinnen).

Termin: 15.06.2015
Uhrzeit:18 Uhr c.t.
Veranstaltungsort: Raum A 8 im A-Gebäude der Universität Trier, Universitätsring 15, 54296 Trier


Zufall oder Zusammenhang? Zu Totenkultzeremonien in Nigeria und dem Alten Ägypten

Prof. Dr. Erich Winter

Bisher wusste man in der Ägyptologie, dass es im ersten vorchristlichen Jahrtausend von Ägypten aus über den Sudan Verbindungen zum Innern Afrikas gegeben haben muss, vor allem im Zusammenhang mit der Eisen-Produktion. In den letzten Jahren zeichneten sich parallel dazu Möglichkeiten ab, im gleichen vorchristlichen Jahrtausend auch Ähnlichkeiten beim Totenkult zu beobachten. Dem soll dieser Vortrag dienen.

Termin: 06.07.2015
Uhrzeit:18 Uhr c.t.
Veranstaltungsort: Raum A 8 im A-Gebäude der Universität Trier, Universitätsring 15, 54296 Trier