Mauerfall und Moderne: Die Niederlegung von Stadtbefestigungen im 19. Jahrhundert (Stephan Laux)

Im 19. Jahrhundert, insbesondere in dessen zweiter Hälfte, wurden in einer Vielzahl deutscher Städte die Befestigungen abgetragen, in erster Linie die Stadtmauern und -tore. Hierin ist eine signifikante, vielleicht die signifikanteste „Formveränderung“ (W. Conze) in der Geschichte sogar der internationalen Stadtentwicklung anzusehen: Sie prägte sich konkret in städtebaulicher, infrastruktureller, rechtlicher und nicht zuletzt auch sozialer Hinsicht aus. Die offenkundig kontroverse Wahrnehmung dieser massiven Veränderungen charakterisiert in gewissem Maß das Zukunfts- wie das Vergangenheitsverständnis der Akteure wie auch der kommunalen Öffentlichkeiten.
Im Rahmen dieses Individualprojekts werden Informationen über möglichst viele Niederlegungsvorgänge zusammengetragen und in Einzelfällen, die nach Maßgabe typologischer, empirischer und arbeitsökonomischer Kriterien ausgewählt werden, in der Tiefe untersucht. Herangezogen werden in erster Linie kommunale (archivische) Sachüberlieferungen und serielle institutionelle Quellen, insbesondere RAts- und Behördenprotokolle, außerdem Presseberichte. Zu Projektbeginn (Ende 2024) erfolgte ein Einstieg über die Niederlegung der Trierer Stadtmauern, die in den 1840er Jahren ihren Anfang nahm und sich schwerpunktmäßig über einen Zeitraum von rund 25 Jahren ab 1875 vollzog.