Habilitationsschrift

Gravamen und Geleit. Die Juden im Ständestaat der Frühen Neuzeit (15.-18. Jahrhundert) (= Forschungen zur Geschichte der Juden, Abhandlungen, Bd. 21), Hannover: Hahn 2010 [430 S.]

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Die zeitgenössischen Begriffe „Gravamen“ und „Geleit“ markieren einen für die Lebensbedingungen der Juden im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation fundamentalen Zusammenhang: Das Geleit – die wie auch immer spezifizierte Aufenthaltsberechtigung für einzelne Juden oder auch kollektiv für die territorialen Judenschaften – entschied über Bleiben oder Weichen. Seine Erteilung fiel im Sinne des so genannten Judenregals nominell unter die Verfügungsrechte der Fürsten bzw. der reichsstädtischen Magistrate.

In der Praxis aber meldeten sich selbst in gemeinhin autoritär regierten Territorien die Stände mit ihrem Anspruch zu Wort, in Angelegenheiten von allgemeinem Interesse zumindest angehört zu werden. In ihren „Gravamina“, der Anzeige von Beschwerungen, brandmarkten sie vielfach die Präsenz von Juden dort, wo sie nicht vertrieben und dauerhaft ferngehalten worden waren. In meist stereotypischer Art und Weise argumentierte man unter generellem Verweis auf „gutes, altes Recht“ mit der angeblichen religiösen Verderbtheit und wirtschaftlichen Schädlichkeit der Juden. Tatsächlich zeigte sich darin eine latente Oppositionshaltung, wie sie korporative Verbände in der Vormoderne zum Zwecke der Wahrung ihrer Autonomie gegenüber jeglichem Regierungshandeln einnahmen.

Die Studie konzentriert sich vor allem auf die Landstände und analysiert auf breiter Quellengrundlage einen bislang praktisch unerforschten Aspekt der Einflussnahme
intermediärer Instanzen auf den Rechtsstatus gesellschaftlicher Gruppen. Die Vertreibungen des 15. und 16. Jahrhunderts bilden dabei den Ausgangspunkt: Sie schufen einerseits die Rahmenbedingungen für das Leben der Juden in späterer Zeit, andererseits aber auch die Anspruchsgrundlage für die Stände. Im Mittelpunkt der vertieften empirischen Untersuchung stehen ausgewählte Territorien, allerdings wird der Blick im Interesse einer einheitlichen Problembehandlung auf strukturelle Analogien im gesamten Reichsgebiet und auf die gesamte Frühe Neuzeit gerichtet.

Dissertationsschrift

Reformationsversuche in Kurköln (1542-1548). Fallstudien zu einer Strukturgeschichte landstädtischer Reformation (Neuss, Kempen, Andernach Linz) (= Reformationsgeschichtliche Studien und Texte, H. 143), Münster i. W.: Aschendorff  2001 [511 S.]

Gegen Ende des Jahres 1542 unternahm der Kölner Kurfürst und Erzbischof Hermann von Wied (1515-1546) den Versuch, in seinen rheinischen Herrschaftsgebieten die Reformation zu verankern. Die Studie beschäftigt sich mit der Rezeption des Reformationsversuchs in ausgewählten Städten des Kölner Erzstifts. Gegenüber der älteren Forschung, die sich weitenteils von der Prämisse leiten ließ, der von der katholischen Reichsstadt Köln kulturell dominierte rheinische Raum sei quasi immun gegen die evangelische Lehre gewesen, stand aus landes- wie ortsgeschichtlicher Sicht eine Neubewertung der konfessionellen Vorgänge und ihrer Implikationen an.

Auf der Grundlage neuer Quellen konnte gezeigt werden, dass in den Städten des Kurerzstifts ein tiefer Nährboden für die Aufnahme des reformatorischen Impulses vorhanden war und sich entsprechend starke Anklänge in der Bevölkerung ergaben. Die Gründe sind zu sehen in den für städtische Reformationsverläufe typischen sozialen Verwerfungen, in der Monopolisierung der Stadtregimenter durch einzelne Familien bzw. Interessensgruppen sowie in strukturellen Defiziten der kirchlichen Seelsorge.

Das Vorhaben, diese Motiv- bzw. Problembündel in einen konsistenten Zusammenhang zu setzen, wurde durch ein komplexes strukturanalytisches Verfahren geleitet, das die in den Quellen greifbaren unmittelbaren Reaktionen auf die Reforminitiative Hermanns von Wied vor den Hintergrund der spätmittelalterlichen Gesellschafts- und Kirchenverfassung projiziert. Im Zuge dessen entwickelt die Studie eine umfassend verwendbare Methodik zur systematischen Analyse der Landes- oder Territorialreformation, für die eine Typologie bislang ausstand.

2001 Verleihung des Albert-Steeger-Stipendiums des Landschaftsverbands Rheinland auf Burg Linn am 21.12.2001 als Auszeichnung für die Dissertation.

Sammelbände

Hg. mit Jörg Engelbrecht: Landes- und Reichsgeschichte. Festschrift für Hansgeorg Molitor zum 65. Geburtstag (= Studien zur Regionalgeschichte, Bd. 18), Bielefeld 2004 [446 S.]

Mit Beiträgen von:

Thomas Brockmann;  Johannes Burkhardt; Ottfried Dascher; Fritz Dross; Kurt Düwell; Heinz Finger; Michael Koch; Stephan Laux; Clemens von Looz-Corswarem; Paul Münch; Fritz Nies; Leo Peters; Horst Rabe; Olaf R. Richter; Christine Roll; Barbara Schildt-Specker; Herbert Schmidt; Heide Stratenwerth

 

 

Hg. mit Andreas Fickers und Norbert Franz, Repression, Reform und Neuordnung im Zeitalter der Revolutionen: Die Folgen des Wiener Kongresses für Westeuropa (= Luxemburg-Studien/ Études luxembourgeoises, Bd. 15), Berlin: Peter Lang 2019

Mit Beiträgen in der Reihenfolge des Abdrucks von: Andreas Fickers/ Norbert Franz, Stephan Laux, Thierry Lentz, Heinz Duchhardt, Christof Dipper, Guy Thewes, Renée Wagener, Nina Schweisthal, Martin Uhrmacher, Marc Birchen, Werner Daum, Hans-Werner Hahn, Cécile Gonçalves, Norbert Franz, Gabriele B. Clemens, Catherine Lanneau, Jens Späth, Michal Chvojka, Stephan Laux.

Dieser Band reflektiert die Folgen des Wiener Kongresses für Westeuropa, insbesondere aus der Perspektive der europäischen Großregion Saarland-Lothringen-Luxemburg-Rheinland-Pfalz-Wallonie. Die territoriale und politische Neuordnung Europas wird aus regionalhistorischer Perspektive untersucht, ohne die transnationalen Dimensionen dieses komplexen Prozesses aus den Augen zu verlieren. Besonders die verfassungs-, verwaltungs- und sozialgeschichtlichen Dynamiken, die bei der Herausbildung der modernen Staatlichkeit im Zeitalter der Revolutionen freigesetzt werden, stehen im Zentrum des Interesses.

 

Hg. mit Maike Schmidt, Grenzraum und Repräsentation. Perspektiven auf Raumvorstellungen und Grenzkonzepte in der Vormoderne (= Trierer Historische Forschungen, Bd. 74), Trier: Kliomedia 2019

Mit Beiträgen in der Reihenfolge des Abdrucks von: Stephan Laux/ Maike Schmidt, Camille Crunchant, Benjamin Müsegades, Daniel Kaune, Thomas Richter, Martin Berthold, Inge Hülpes, Jort Blazejewski.

Vor dem Hintergrund der öffentlichen Debatten um nationale Außengrenzen, die im Zeichen der so genannten „Flüchtlingskrise“ geführt werden, verzeichnet auch die historische Forschung ein verstärktes Interesse an territorialen und kulturellen Grenzen. Der Sammelband bündelt Fallstudien zu vormodernen Grenzräumen und deckt damit nicht nur eine breite Zeitspanne vom Spätmittelalter bis zur Französischen Revolution ab, sondern berücksichtigt auch die Vielfalt unterschiedlicher geographischer, sozialer und kultureller Grenzkonstellationen. Die Autorinnen und Autoren widmen sich dem Wandel von Grenzen und Grenzvorstellungen zwischen Mittelalter und Frühneuzeit, diskutieren herrschaftliche, administrative und religiöse Grenzkonflikte und denken über die bewusste, teils existentielle Übertretung und provokative Unterwanderung bestehender Grenzen nach. Im Fokus stehen neben den Gebieten der heutigen Grenzregion SaarLorLux auch kleinere Räume und Herrschaften Ost-, Mittel- und Südwestdeutschlands.