Zusammenfassungen (Abstracts) der Vorträge
21. Oktober 2025
Nachhaltigkeit und Klimaschutz an und durch Hochschulen – Impulse und Ideen vom Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier
Prof. Dr. Klaus Helling, Umweltmanagement, Umweltcampus Trier
Hochschulen haben eine besondere Verantwortung für die nachhaltige Entwicklung, denn sie bilden die Führungskräfte von morgen aus. Um Klimaschutz und Nachhaltigkeit an Hochschulen zu etablieren, ist ein ganzheitlicher Ansatz (Whole-Institution-Approach) erforderlich, der alle Bereiche der Hochschule einbezieht. Dies sind Lehre, Forschung, Transfer, Governance und Betrieb. Dabei sind Transparenz für und Partizipation von Studierenden und Mitarbeitenden zu gewährleisten. Der Umwelt-Campus Birkenfeld (UCB) setzt auf einen ganzheitlichen, interdisziplinären Ansatz, um die Absolventinnen und Absolventen zu befähigen, die Transformation der Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Der UCB wird als "Zero-Emission-Campus" komplett mit erneuerbarer Wärme und grünem Strom versorgt und ist ein einzigartiges Reallabor für Klimaneutralität und gelebte Nachhaltigkeit, das sich 2025 auf der World Expo in Osaka im Deutschen Pavillon präsentieren durfte. Im internationalen GreenMetric-Ranking zur Nachhaltigkeit an Hochschulen ist der UCB seit 2018 die beste deutsche Hochschule und konnte sich seither international immer unter den besten sechs von zuletzt fast 1.500 teilnehmenden Hochschulen aus 95 Ländern platzieren. Darüber hinaus wird der Umwelt-Campus Birkenfeld im Dezember mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2026 ausgezeichnet und das gleich in zwei Kategorien: „Schule und Hochschule“ sowie „Aus- und Weiterbildung“.
4. November 2025
Das Versprechen der Negativen Emissions-Technologien: Fossile Kontinuitäten und Ungleichheiten in der Klimapolitik
M.A. Emiliano Castillo Jara, Klimapolitik, Universität Trier
Net-Zero gilt als zentrales Konzept zur Bekämpfung des Klimawandels. Zahlreiche Regierungen sowie Öl- und Gaskonzerne haben sich in den letzten Jahren zur Klimaneutralität verpflichtet und Milliardeninvestitionen in CO2-Entnahmetechnologien, sogenannte Negative-Emissionen-Technologien (NETs) angekündigt. Befürworter dieser Technologien behaupten, ihr Einsatz trage sowohl zur Energiewende als auch zum wirtschaftlichen Wachstum bei. So haben sich beispielsweise große Ölproduzenten wie Kanada zum Ziel gesetzt, ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 mithilfe von NETs, vor allem Carbon Capture and Storage (CCS), auf Net-Zero zu senken. Die sozio-ökologischen und wirtschaftlichen Risiken und Auswirkungen der NETs werden jedoch häufig im energiepolitischen und medialen Diskurs unterschätzt. Vor diesem Hintergrund analysiert dieser Beitrag zentrale Wiedersprüche bei der Umsetzung von CCS, insbesondere den Konflikt zwischen der angestrebten Reduktion von Treibhausgasemissionen und der fortgesetzten Förderung fossiler Brennstoffe. Am Beispiel Kanadas zeigt der Beitrag, wie der offizielle Diskurs über die NETs maßgeblich von Öl- und Finanzkonzernen geprägt wird, sodass klimapolitische Entscheidungen der kanadischen Regierung häufig deren Interessengruppen widerspiegeln. Mittels kritischer Diskursanalyse wird veranschaulicht, wie dieser Diskurs das Bild einer vermeintlich nachhaltigen Erdölproduktion konstruiert, ohne dass Ölkonzerne oder die kanadische Regierung die tatsächlichen Emissionen aus der Erdölförderung wirksam reduzieren. Ein kritischer Blick auf die NETs zeigt außerdem, dass ihr Einsatz mit einer Reihe unbeachteter Risiken verbunden ist, darunter Wasser- und Luftverschmutzung, Waldabholzung sowie die Verletzung von Landrechten indigener Völker. Daher argumentiert der Beitrag, dass der Diskurs über NETs eine Fortführung des bestehenden fossilen Energiesystems legitimiert und dadurch wirksamen Klimaschutz verhindert. Somit leistet der Vortrag einen Beitrag zur aktuellen Debatte um die Chancen und Risiken der Dekarbonisierung der globalen fossilen Wirtschaft.
18. November 2025
Das Menschenrecht auf Klimaschutz - Ansprüche auf staatliches Handeln vor den Gerichten
Prof. Dr. Ekkehard Hofmann, Umweltrecht, Universität Trier
Aus der Vielzahl der Gerichtsverfahren, die sich auf den Klimaschutz beziehen, ragen zwei jüngere heraus, die der Vortrag näher erläutern will: das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte im Fall „KlimaSeniorinnen“ vom 6. März 2025 und das Gutachten („Advisory Opinion“) des Internationalen Gerichtshofs zu staatlichen Verpflichtungen hinsichtlich des Klimaschutzes vom 23. Juli 2025. Beide Gerichte haben sich dezidiert klimaschutzfreundlich geäußert, wird das Folgen haben? Welche Rolle können Gerichte angesichts ihrer begrenzten – kontrollierenden – Rolle für einen effektiven Klimaschutz spielen? Welche Bedeutung können vertragliche Bindungen der Staaten haben, was heißt das für die Akzeptanz solcher Institutionen? Das Referat umreißt die aktuelle Diskussion und lädt zu ihrer Fortführung ein.
02. Dezember 2025
(Klima)Wandel im Tourismus: Umdenken für ein gutes Reisen
Dr. Nora Müller, Tourismusgeographie, Universität Trier
Dieser Vortrag beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen von Klimawandel und Tourismus und soll klären, welchen Einfluss der Tourismus auf den Klimawandel, aber auch, wie der Klimawandel den Tourismus verändert oder verändern könnte? Mit einem geographischen Schwerpunkt auf Europa soll diesen Fragen anhand verschiedener Beispiele aus den Tourismushotspots Spanien und Alpen auf den Grund gegangen werden. Dabei soll auch herausgearbeitet werden, wie mit Klimawandel im Tourismus umgegangen wird, sprich welche Anpassungs- und Mitigationsstrategien in den verschiedenen Destinationen angewandt werden. Abschließend sollen radikale Alternativen und Ideen, die in der Tourismusforschung für einen zukunftsfähigen Tourismus diskutiert werden, erörtert werden. Mit einem kritischen Blick sollen Widersprüche und Potenziale der klassischen Strategien sowie der alternativen Ideen analysiert und diskutiert werden. Ziel ist es, über das eigene Reiseverhalten hinausgehende, kritische Denkanstöße für die Organisation eines zukunftsfähigen Tourismus zu geben.
16. Dezember 2025
Der Klimawandel im Südwesten – Einflüsse auf Wasserkreislauf und Ressourcensicherheit
Prof. Dr. Tobias Schütz, Hydrologie, Universität Trier
Auch in Deutschland verschärft sich der Klimawandel weiter und weiter, in jedem Jahr werden neue „Klima-Rekorde“ gebrochen. Dies wird auch durch die verstärkte Belastung der Versorgungsstrukturen durch wasserbezogene Extremereignisse wie u. A. das Extremhochwasser im Juli 2021 in der Eifel oder die Dürre- und Niedrigwasserperioden der vergangenen Jahre immer deutlicher. Direkt sichtbar ist diese Veränderung vor Allem in den Mittelgebirgsregionen, die auch das Land Rheinland-Pfalz prägen und in denen die Nutzbarkeit der verfügbaren Wasserressourcen in den letzten Jahren immer stärker beeinflusst wird. Aufbauend auf den öffentlichen Daten zu Klima und Hydrologie in Deutschlands Südwesten wird im Vortrag der Bogen vom Einfluss des Klimawandels auf die verschiedenen Wasserressourcen im Land und deren Zustand in Bezug auf Menge und Qualität hin zur Nutzung durch den Menschen geschlagen. Dabei wird vor Allem der Situation und den Strategien der Wasserversorgung in Rheinland-Pfalz sowie den aktuellen Debatten zur Wassernutzung während klimatischer Extremereignisse (Dürre) auf den Grund gegangen.
20. Januar 2026
Technologische Innovationen zur Erreichung von Net Zero: eine Patentanalyse
Prof. Dr. Jörn Block, Betriebswirtschaftslehre, Universität Trier
Technologische Innovationen sind ein wichtiger Schlüssel zur Erreichung von Klimazielen. Der Vortrag betrachtet mit Hilfe von Patentdaten die Dynamik und die wesentlichen Akteure von wichtigen Klimatechnologien. Außerdem werden die Rahmenbedingungen und Anreize, die zu deren Verbreitung und Einsatz nötig sind.
03. Februar 2026
Energiewende - eine Bestandsaufnahme
Prof. Dr. Henrik Te Heesen, Erneuerbare Energien, Umweltcampus Trier
Die Energiewende verändert unser Energiesystem tiefgreifend - von der Art, wie wir Strom erzeugen, bis hin zu unserem Alltag als Verbraucherinnen und Verbraucher. Der Vortrag “Energiewende - Eine Bestandsaufnahme” gibt einen Überblick über zentrale Entwicklungen und offene Fragen. Dabei geht es zunächst um den Beitrag zum Klimaschutz und die Frage, wie sich die Energiewende auf Strompreise für private Haushalte und Unternehmen auswirkt. Ein wichtiger Aspekt ist die Entwicklung des Börsenstrompreises: Durch den starken Zubau von Photovoltaik sinken die Preise in den Mittagsstunden deutlich. Zugleich braucht es Lösungen, um Schwankungen im Netz auszugleichen - hier spielen Batterien eine wachsende Rolle. Ein Blick nach Kalifornien zeigt, wie groß ihr Potenzial ist. Auch die Einführung von Smart Metern wird thematisiert, die mehr Transparenz und Effizienz ermöglichen sollen. Schließlich wird beleuchtet, wie abhängig Deutschland weiterhin von fossilen Energieimporten ist und welche Folgen der Ausstieg aus der Kernenergie hat – war er richtig oder ein Fehler? Ziel des Vortrags ist es, aktuelle Entwicklungen verständlich darzustellen und eine fundierte Diskussion über Chancen und Herausforderungen der Energiewende anzuregen.