Zusammenfassungen (Abstracts) der Vorträge

5. November 2024

Der Klima-Konflikt: Protest, Gegeneskalation und die Folgen für die ökologische Transformation

Prof. Dr. Vincent August, Protestforschung, Humboldt-Universität zu Berlin

Warum ist die Aufmerksamkeit für Klimapolitik derart gesunken? Warum waren die Bauernproteste so erfolgreich, die Letzte Generation aber nicht? Wenn die Öffentlichkeit solche Fragen diskutiert, richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Protestgruppen, allen voran Fridays For Future, Letzte Generation und ihren Aktionen. Damit bleiben aber die Mobilisierung, Strategien und Allianzen der Gegenspieler unterbelichtet. Und auch das Wechselverhältnis zwischen den Konfliktparteien, die Rolle dritter Akteure und des Publikums kommen kaum in den Blick. Der Vortrag wird daher eine komplexere Analyse entfalten, die (1) die Konstellationen und Dynamiken des Konflikts erklärt, (2) deren Verankerung in den Strukturen und Narrativen der modernen Gesellschaft aufzeigt und (3) die Folgen dieser Konfliktkonstellation für die ökologische Transformation unserer Gesellschaft diskutiert.

 

19. November 2024

Die Klimakrise in Zeiten von Rechtspopulismus

Dr. Mirjam Gruber, Politikwissenschaft, Post-Doc-Forscherin am Center for Advanced Studies von Eurac Research

Frühere Forschungen haben wiederholt darauf hingewiesen, dass verschiedene rechtspopulistische Parteien (engl. populist far-right parties, PFRPs) in irgendeiner Form Widerstand gegen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. Um ihr Vorgehen in Bezug auf klimabezogene Themen besser zu verstehen, habe ich untersucht, wie etablierte PFRPs in Deutschland (AfD), Spanien (Vox) und Österreich (FPÖ) den Klimawandel in ihrer Kommunikation darstellen und interpretieren. Obwohl PFRPs in verschiedenen europäischen Ländern immer wieder Wahlerfolge erzielen, zeigt die Forschung, dass nach wie vor meist die sogenannten Mainstreamparteien den öffentlichen Diskurs prägen. Daher ist es wichtig, beim Verständnis des Klimawandeldiskurses von PFRPs auch den nationalen Kontext bzw. den Diskurs der Mainstreamparteien zu berücksichtigen. Im Vortrag wird die Klimakommunikation einzelner Parteien des rechten Spektrums sowie die der Mainstreamparteien beleuchtet. Es werden Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Überschneidungen zwischen Parteien und Ländern erläutert, wobei deutlich wird, dass das Verständnis des nationalen Kontextes entscheidend ist, um die Kommunikationsstrategien der Parteien einzuordnen und zu vergleichen.

 

3. Dezember 2024

Nachhaltige Supply Chains - Dekarbonisierungsstrategien entlang unserer Lebensmittelversorgung

Julius Brinken, Nachhaltigkeitsforschung und -management, Hochschule Anhalt

In einer Welt, die von Klimawandel, Biodiversitätsverlust und der Übernutzung natürlicher Ressourcen bedroht ist, müssen wir unser Konsumverhalten und die zugrundeliegenden Versorgungssysteme überdenken. Lebensmittel, als eines der zentralsten menschlichen Bedürfnisse, stehen dabei besonders im Fokus. Die globalen Krisen erfordern eine nachhaltige Transformation unserer Lebensmittelversorgung, die über traditionelle Ansätze hinausgeht und die Komplexität moderner Supply Chains berücksichtigt.

Dieser Vortrag beleuchtet die Herausforderungen, denen die Landwirtschaft und ihre Supply Chains gegenüberstehen, und zeigt auf, wie Dekarbonisierungsstrategien entlang der gesamten Wertschöpfungskette umgesetzt werden können. Dabei dient die Systematisierung von Maßnahmen als Rahmen, um eine Übersicht über mögliche Strategien zu geben, von Effizienzsteigerungen über Suffizienzansätze bis hin zu Konsistenz und Resilienz.

Anhand konkreter Beispiele, wie der Klimabilanzierung von Äpfeln und der Rolle der Digitalisierung in der Landwirtschaft, wird aufgezeigt, wie diese Maßnahmen in der Praxis aussehen können. Der Vortrag schließt mit einem Ausblick auf die Zukunft und die Chancen, die sich durch innovative Ansätze und Technologien für eine nachhaltige und klimafreundliche Lebensmittelversorgung eröffnen.

 

17. Dezember 2024

Planetare Grenzen: Die Klima- und die Biodiversitätskrise gemeinsam bewältigen – integrierte Politikansätze für eine sozial - ökologische Transformation

Dr. Alexandra Dehnhardt, Umweltökonomie, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung Berlin

Die Menschheit steht vor elementaren ökologischen Herausforderungen, wie sie mit dem Konzept der planetaren Grenzen benannt und konkret am Beispiel des Klimawandels (u.a. Kipppunkte) und des Biodiversitätsverlustes („sixth extinction“) diskutiert wird. Zwar liegen den Herausforderungen ähnliche gesellschaftliche Ursachen zu Grunde, gleichwohl unterscheiden sich die Problemstrukturen in den beiden Handlungsfeldern deutlich: damit erweisen sich integrierte Lösungsansätze als herausfordernd, da diese sowohl Synergien als auch mit Konflikten verbunden sein können und sich damit Abwägungs- und Bewertungsprobleme ergeben – eine Strategie des „one size fits all“ ist nur begrenzt möglich. Bislang werden Handlungsstrategien überwiegend handlungsfeldbezogen entwickelt und die jeweiligen Trade-offs nur begrenzt in den Blick genommen.

Der Vortrag geht zunächst auf die Herausforderungen in den beiden Handlungsfeldern ein, analysiert die wesentlichen Treiber der Probleme sowie die durchaus unterschiedlichen zugrundeliegenden Problemstrukturen mit dem Ziel, Synergien und potenzielle Konflikte ausloten. In der Folge werden zukunftsorientierte Ansatzpunkte diskutiert, die sowohl den Blick auf die systemischen Herausforderungen („Grenzen des Wachstums“) als auch die Interdependenzen von Klima- und Biodiversitätsschutz legt und konkrete Herausforderungen der Abwägungsprozesse benennt. In einem Ausblick wird der Fokus darauf gelegt, wie entsprechende Bewertungen in politische und gesellschaftliche Entscheidungsprozesse eingebunden werden können – eine große Zukunftsaufgabe.

 

7. Januar 2025

Klimaklagen – Das Recht strategisch zum Schutz von Betroffenen der Klimakrise nutzen

Mascha Klein, Rechtswissenschaften, GermanWatch

Die Klimakrise schreitet voran und immer mehr Betroffene ziehen weltweit vor Gericht, um Unternehmen und Regierungen zu mehr Klimaschutz zu verpflichten. Francesca Mascha Klein entwickelt als Juristin rechtliche Argumente und Strategien zum Schutz von Betroffenen vor Gericht und in der Politik. Gemeinsam mit Euch wirft sie einen Blick hinter die Kulissen und stellt zwei Fälle vor, die aktuell vor Gericht sind: die Klage eines peruanischen Bauerns gegen den Energieriesen RWE und eine Verfassungsbeschwerde von über 54.000 Menschen gegen das abgeschwächte Klimaschutzgesetz. Bei beiden Verfahren geht es darum, welche schwerwiegenden lebensbedrohlichen Folgen die Klimakrise für Menschen hat und die Pflichten, die sich daraus für Staaten und Unternehmen ergeben. Ziel ist nicht nur Gerechtigkeit im Einzelfall, sondern, dass der Klimakrise und ihrer Folgen mit verantwortungsvollen, effektiven und gerechten politischen Maßnahmen begegnet wird. Ihr Vortrag ist eine Ermutigung sich zu vernetzen, um sich das Recht anzueignen und es auf dem Weg zur klimagerechten Transformation zu nutzen.

 

21. Januar 2025

Green Office als Instrument verstärkter universitärer Nachhaltigkeit

Benedikt Baumann, Nachhaltigkeitsforschung, Technische Universität Kaiserslautern

Im Konsens verlangen die Vereinten Nationen, dass die Nachhaltigkeitsziele (SDGs) umgesetzt werden, um die Handlungsfähigkeit künftiger Generationen zu erhalten. Für Deutschland stellen die Gebietskörperschaften (EU, Bund, Länder und Kommunen) als demokratische Exekutive der Zivilgesellschaft Umsetzungspläne als Maßnahmen und Berichtsanforderungen als zugehörige Indikatoren auf.

Komplexe Organisationen stehen häufig vor der Frage, wie Nachhaltigkeit eingeführt und umgesetzt werden kann. An erster Stelle für einen strategischen Nachhaltigkeits- bzw. Transformationsprozess bedarf es eines konkreten und engagierten Umsetzungsprozesses unter breiter Beteiligung aller. Hochschulen sind exemplarische Organisationen mit hoher Komplexität und innerer Autonomie, wodurch Veränderungsprozesse und deren Gestaltung besonderen Anforderungen und Ansprüchen genügen müssen.

Das Green Office Modell kann hierfür ein geeignetes Instrument für die Umsetzung der SDGs sein. Dabei zeigen sich empirische Erfolgsfaktoren und Lösungswege für die Integration und Umsetzung der SDGs durch solche institutionalisierten Schnittstellen als entscheidend.

 

4. Februar 2025

Vom globalen Klimawandel zur lokalen Anpassungsmaßnahme

Dr. Tilmann Sauer, Geografie, Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen

Neben Maßnahmen zum Klimaschutz ist die Anpassung an den Klimawandel eine zentrale politische Aufgabe in Rheinland-Pfalz. Ziel der Klimaanpassung ist es, die Resilienz und Anpassungsfähigkeit gegenüber den unvermeidbaren Folgen des Klimawandels – also den bereits spürbaren und künftig erwartbaren Veränderungen – zu erhalten und zu fördern.

Die Auswirkungen des Klimawandels, wie Extremwetterereignisse, Dürren oder Hitzeperioden, erfordern schnelles und entschlossenes Handeln. Neben der dringend notwendigen Reduktion von Treibhausgasemissionen sind insbesondere Vorsorgemaßnahmen erforderlich, um die Bevölkerung, die Infrastruktur und die natürlichen Lebensgrundlagen vor den Folgen des Klimawandels zu schützen.

Da sich die globalen Veränderungen insbesondere auf regionaler und lokaler Ebene bemerkbar machen, sind spezifische Anpassungsstrategien auf diesen räumlichen Ebenen besonders wichtig. Ein Umdenken und nachhaltiges Handeln werden entscheidend durch den Mut zu Veränderungen bei Entscheidungsträgern auf allen Ebenen gefördert.

Einige Kommunen in Rheinland-Pfalz setzen bereits erste Maßnahmen um, die als Inspiration für andere dienen können. Beispiele hierfür sind ganzheitliche Strategien zur Klimaanpassung, Konzepte zur Bewältigung von Starkregenereignissen, die Entwicklung von Hitzeaktionsplänen oder Maßnahmen zur Erhöhung der Begrünung in städtischen Gebieten. Solche Initiativen tragen dazu bei, die Lebensqualität zu sichern und die Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu erhöhen.