Europa vor der EU und vor der EWG: Henri Focillons Traum von Europa

Die zerstörte Kathedrale von Reims

Eine neue Kunstgeschichte aus alten Sünden: 100 Jahre nach der Bombardierung der Kathedrale von Reims

Der französische Historiker Fernand Braudel prägte, nicht als erster, den Begriff der Méditerranée. Aber als einer der ersten prägte er damit eine Vorstellung dessen, was die EU in unserer Zeit politisch zu bewirken versucht: aus Europa eine Nation zu gestalten, deren Ursprung und treibende Kraft das Mittelmeer, seine Geschichte und Kultur war. Henri Focillon, der Nachfolger Émile Mâles auf der Kathedra der Kunstgeschichte des Mittelalters, war ein weiterer Verfechter der Europa-Theorie. Nach seiner Vorstellung bildete sich das heutige Europa um 1000 (sein Buch nannte er "L'an Mil", es ist nun in deutscher Übersetzung erschienen, herausgegeben vom Projektleiter: Henri Focillon, Das Jahr Tausend, hrsg. mit Kommentar und Übersetzung, Darmstadt - Wissenschaftliche Buchgesellschaft - 2012). Es sei jedoch, so Focillon, eine Antithese zum Heiligen Römischen Reich. Focillon interessierte dabei in erster Linie, wie sich das Heilige Römische Reich entwickelte und welche Rolle es in dieser Antithese spielte. Focillon versuchte, diese Entwicklung aus der Entwicklung der Kunst seit der Zeit um 1000 zu ergründen. Leider starb er im Exil in Yale - übrig blieb

Ausgangspunkt war die Beschießung der Kathedrale von Reims durch deutsche Truppen im Ersten Weltkrieg - ein spannendes Thema zum Jahr 2014, das eine andere Sicht auf die Kunstgeschichte der Länder des heutigen Europa frei gibt.