1798 wurde Trier zur Hauptstadt des Saardepartements erhoben. Der Zuzug neuer Verwaltungs- und Gerichtsbehörden in die Moselstadt ging einher mit einem Prestigegewinn im Gesamtgefüge des französischen Staats*

Editionsprojekt „Quellen zur Geschichte der Stadt Trier im Übergang vom Ancien Régime zur Moderne (1789–1814)“

Ziel des Editionsprojekts ist die Veröffentlichung einer Quellenedition zur Geschichte der Stadt Trier im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert. Auf die Epochenwende zwischen 1789 und 1814 sind jene grundlegenden Veränderungsprozesse zurückzuführen, die Triers Eingang in die Moderne maßgeblich prägten. Als Schauplatz des Ersten Koalitionskrieges, Zufluchtsstätte für Revolutionsflüchtlinge und Hauptstadt des 1798 gegründeten französischen Saardepartements machten sich in Trier innerhalb von nur wenigen Jahren zahlreiche der herrschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen bemerkbar, die von der ,großen‘ Revolution in Frankreich angestoßen worden waren. Die in und für Trier erhaltenen Quellen besitzen einen hohen Stellenwert für die historische Forschung.

Aus Sicht des Trierer Historikers Gottfried Kentenich entsprach der Beginn der sogenannten ,Franzosenzeit‘ zunächst einem „unglücklichen Geschick“, am Ende aber sollte sie sich als „eine der bedeutsamsten Perioden in der Geschichte der Stadt“ erweisen. Für Triers Erinnerung an die Revolutions- und Franzosenzeit ist diese Einschätzung lange Zeit ausgesprochen repräsentativ gewesen, denn die Reminiszenz an die 25jährige Zeitspanne zwischen 1789 und 1814 bleibt bis heute gleichermaßen mit Verlust- und Gewinnerfahrungen verbunden. So ging etwa die Einführung einer neuen Verwaltungs- und Gerichtsorganisation einher mit der Auflösung von altehrwürdigen Institutionen wie der Universität und der geistlichen Orden. Dass Trier 1798 zur Hauptstadt erhoben und damit bis zum Ende der napoleonischen Herrschaft 1814 das administrativ-kulturelle Zentrum des Saardepartements bildete, schien demgegenüber nur in gewisser Hinsicht einen Ausgleich herbeizuführen. Der unter Napoleon zu verzeichnende wirtschaftlich-kulturelle Aufschwung und der gesellschaftliche Aufstieg zahlreicher Trierer Bürger zu „notables“ dürfen nicht über darüber hinwegtäuschen, dass sich in der Stadt soziale Konflikte entluden.

Die Edition möchte archivisches und weitgehend unbekanntes Quellenmaterial aus dieser Zeit für Lehr- und Forschungszwecke nutzbar machen. Die Bestände der wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier und des Stadtarchivs bilden dafür eine ebenso umfassende wie facettenreiche Grundlage. Die umfassende Verzeichnung dieser französischen Bestände hat neue Voraussetzungen für empirische Quellenforschungen geschaffen (Stein 2013). Abgesehen von Dokumenten aus dem amtlichen Verwaltungsschrifttum greift das Editionsprojekt weiterhin auf ergänzende Einzelüberlieferungen zurück, die z.B. publizistische Erzeugnisse oder Egodokumente unterschiedlicher Herkunft umfassen. Die anhand ausgewählter Quellen abzubildende Themenvielfalt steht in Verbindung mit einer benutzerfreundlichen Präsentation. In methodischer Hinsicht versteht sich das Editionsprojekt damit als Fortsetzung des 2018 publizierten Quellenwerks zur Geschichte der Stadt Trier in der frühen Preußenzeit (1815–1850), das ebenfalls an der Professur für Geschichtliche Landeskunde entwickelt wurde [Link].

Die neue Edition entsteht als Kooperationsprojekt insbesondere mit der wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier und dem Stadtarchiv Trier und wird durch Mittel aus der Forschungsinitiative Rheinland-Pfalz 2019-2023 gefördert. Die Publikation wird in der Schriftenreihe „Publikationen aus dem Stadtarchiv Trier“ erscheinen.

Projektleitung: Jort Blazejewski M.A.

Mitarbeiter: Gary Jost B.A.

Kontakt: blazejewskiuni-trierde

* Bildnachweis: commons.wikimedia.org/wiki/File:Dep-sarre.jpg

 

Literatur:

CLEMENS, Gabriele B., Trier in französischer Zeit zwischen Annexion und Akkulturation, in: Armin Heinen u.a. (Hgg.), Tour de France. Eine historische Rundreise. Festschrift für Rainer Hudemann (Schriftenreihe des Deutsch-Französischen Historikerkomitees, Bd. 4), Stuttgart 2008, S. 183–190.

DÜHR, Elisabeth u. Christl LEHNERT-LEVEN (Hgg.), Unter der Trikolore 1794–1814. Trier in Frankreich – Napoleon in Trier. Katalog-Handbuch zur Ausstellung des Städtischen Museums Simeonstift 6. Juni–31. Oktober 2004, Trier 2004.

KENTENICH, Gottfried, Die Geschichte der Stadt Trier von ihrer Gründung bis zur Gegenwart. Denkschrift zum hundertjährigen Jubiläum der Zugehörigkeit der Stadt zum preußischen Staat, Trier 1915.

MÜLLER, Michael, Die Stadt Trier unter französischer Herrschaft (1794–1814), in: Kurt Düwell u. Franz Irsigler (Hgg.), Trier in der Neuzeit (2000 Jahre Trier, Bd. 3), Trier 1988, S. 377–398.

STEIN, Wolfgang H., Die Akten der Verwaltung des Saardepartements 1798–1813. Inventar der Bestände Landeshauptarchiv Koblenz Bestand 276 und Landesarchiv Speyer Bestand G (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Bd. 57), Koblenz 1991.

STEIN, Wolfgang H., Die französischen Bestände des Stadtarchivs Trier 1794-1814/1816. Provenienzverzeichnis (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Bd. 117), Trier 2013.