Forschungsprojekte
Expressive Renaissance
Projektleitung: JProf. Dr. Markus Rath
Das Forschungsprojekt widmet sich Phänomenen, Techniken und Funktionen ungegenständlicher Malerei in der Frühen Neuzeit. Es zielt ab auf eine erstmalige umfassende kunstwissenschaftliche Analyse ambiger Darstellungsphänomene, die sich den topischen Repräsentationsmechanismen der Neuzeit entziehen. Ungebundene Farbverläufe, vom Spritzer bis hin zu monochromen colorfields, werden hinsichtlich ihrer technischen Bedingtheit und ihrer epistemischen Gehalte befragt. In der Kunst der Frühen Neuzeit wurden derartige Phänomene angesichts vornehmlich motivbezogener Methoden meist nur randständig behandelt. Von der Stil- bis zur Rezeptionsgeschichte, der Überlieferungs-, Bedeutungs- und Ausdrucksforschung, erweisen sich die kunstwissenschaftlichen Zugänge als überwiegend formbezogen. Dabei bezeugen Breite und Diversität formungebundener Bildstrukturen, dass diese bewusst als bildintrinsische Gestaltungsmittel bereits in der Vormoderne eingesetzt wurden.
The Renaissance Network. Art connections in the pre-modern era
Projektleitung: JProf. Dr. Markus Rath
Jüngere Forschungen zu Netzwerken in der Frühen Neuzeit haben beispielhaft Einsichten zu Transfer und Mobilität dieser Epoche befördert (vgl. etwa zum 'Synagonismus' Hadjijicolaou, van Gastel, Rath 2024). Auch für aufstrebende Künstler*innen stellten Handels- und Wirtschaftsnetzwerke bestimmende Handlungsräume her und relativieren damit das Bild einer mit der frühneuzeitlichen Kunst verbundenen Schaffensfreiheit. Künstlerische Materialien wurden in Produktionszentren überführt, Kunstobjekte reziprok versandt. Die Kunstnetzwerke beruhten damit nicht allein auf der Transformation zünftisch strukturierter Städte in eine protoglobalisierte dynamische Künstlertopografie. Der zunehmend globalisierte Transfer von Künstlerwissen und Kunstwerken beförderte diesen Wandel auf entscheidende Weise. Reisende Künstler*innen, Materialien und Artefakte beschleunigten dabei nicht nur eine zunehmende Dynamisierung der Formen und Stile, sie sorgten auch für einen kulturellen Austausch von Wissen. So lässt sich ab der Mitte des 15. Jahrhunderts etwa in Schiffsdarstellungen eine zunehmend präzisere Wiedergabe maritimen Wissens beobachten. Auch in Emblemen des 16. Jahrhunderts wird das Motto „Spes proxima“ – „Hoffnung ist nah“ nun von auffallend detaillierten Schiffsbildern begleitet. Die bildliche Entwicklung veranschaulicht einen entscheidenden Wandel in den Wissenssystemen der Frühen Neuzeit.
Das Forschungsprojekt fokussiert auf Netzwerke 'wissender Bilder', um einerseits Übertragungswege und Knotenpunkten als entscheidende Grundlagen artistischer Praxis zu dokumentieren, und andererseits den damit verbundenen Wissenstransfer und die ihm zugrunde liegenden soziopolitischen Mechanismen zu analysieren.
Transmare Institut ‑Trierer Institut zur Erforschung des Transfers von Menschen, Gütern und Ideen von der Antike bis zur Gegenwart
Projektleitung: Prof. Dr. Ulrike Gehring und Prof. Dr. Christoph Schäfer
Im Forschungsverbund TRANSMARE haben sich seit 2015 mehr als 50 Wissenschaftler*innen zusammengeschlossen, um den maritimen Raum epochenübergreifend zu erforschen. Ausgehend von den aktuellen Globalisierungsdebatten, welche nicht nur die Wirtschaft, sondern zunehmend auch die Wissenschaft, Kunst und Kultur prägen, kann die Analyse maritimer Ökonomien zu einem tieferen Verständnis wirtschaftlicher, politischer und kultureller Praktiken führen. Von der Annahme ausgehend, dass Seeverbindungen nicht nur Transportwege sind, sondern ‚Orte‘ der kulturellen Interaktion, die dem Austausch von Waren, Gütern, Artefakten und Ideen dienen, lassen sich durch Untersuchungen in der Perspektive langer Dauer wichtige Erkenntnisse sowohl für die Gegenwart als auch für die Zukunft gewinnen. Schon für die Antike kann man Globalisierungseffekte nachweisen, die auf das Engste mit der intensiven Nutzung von Seeverbindungen, der immer effektiveren Transportkostenökonomik und dem an Bedeutung zunehmenden Transport von Menschen und Waren im großen Stil und über weite Distanzen hinweg, zusammenhängen. Verfolgt man dieses Phänomen von der Antike bis zur Gegenwart, lassen sich höchst innovative Diskursfelder eröffnen, die qualitative Verfahren des Quellenstudiums mit quantitativen Analyseverfahren zur ökonomischen Entwicklung kombinieren.
https://transmare.uni-trier.de
Im Zeichen des Chamäleons. Beiträge zu einer Bild- und Wissensgeschichte der Frühen Neuzeit
Projektleitung: JProf. Dr. Markus Rath
Die zunehmende Allgegenwart unterschiedlichster visueller Medien beförderte in der Frühen Neuzeit Denk- und Reflexionsweisen, die mehr und mehr bildgetragen waren. Wissen wurde mit und durch Bilder beschrieben und umschrieben, ausgehandelt und entwickelt. Neben theologische und repräsentative Aufgaben traten metaphorisch-epistemische Gehalte, die der zunehmenden Komplexität der Wissensstrukturen Rechnung trugen und neue Bildformen und Darstellungsmodi, etwa in Form der Emblematik, einforderten. Entgegen ihrer meist progressiv ausgelegten Funktion konnten Bilder dabei auch retardierend wirken, indem sie etwa auf bereits überkommenem Wissen beruhten, das durch repetitive Verfahren weitergetragen wurde.
Das Emblem kann als ein exemplarisches Medium einer frühneuzeitlichen Wissensgeschichte dienen, die bildliche Grenzgänge und Transgressionen als charakteristische Reflexionsinstrumente der Neuzeit begreift. Die Bereiche Kunst, Bild und Wissen werden hier nicht als getrennte, sondern als dialektisch miteinander verknüpfte Felder verstanden. Namensgebend für das Forschungsprojekt ist das in Kunst, Philosophie und Emblematik vielfach in Erscheinung tretende Chamäleon, das – in seiner Wandlung vom mythischen Phantasiewesen zum wissenschaftlichen Objekt – die epistemische Entwicklung des Bildes beispielhaft veranschaulicht.