Forschung
Forschungsprojekte
Kants Philosophie als Theorie kognitiver Fähigkeiten (Prof. Dr. Kristina Engelhard)
Das Problem des Verhältnisses von Vernunft und Erfahrung in der Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts (Prof. Dr. Kristina Engelhard)
Modalität in der Neuzeit (Prof. Dr. Kristina Engelhard)
Neuedition von Kants "Prolegomena" im Rahmen der neuen Akademie-Ausgabe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Prof. Dr. Kristina Engelhard, Dr. Michael Oberhausen)
DFG-Projekt Quellen zur Berliner Mittwochsgesellschaft: Edition und Kommentierung der Moehsen-Papiere. Interdisziplinäres Gemeinschaftsprojekt mit Prof. Dr. Damien Tricoire, Neuere Geschichte, Universität Trier
Editionsprojekt: Christian Wolffs Deutsche Ethik (Andree Hahmann [Peking], Dieter Hüning [Trier] und Gideon Stiening [Münster])
Publikationsprojekte
"Essences, Dispositions, and Laws in Kant". Special Issue of "Synthese" (Prof. Dr. Kristina Engelhard, Dr. Lorenzo Spagnesi)
Ernst Ferdinand Klein (apl. Prof. Dr. Dieter Hüning)
Philosophie der Strafe. Aspekte der Begründung des Strafrechts in der neuzeitlichen Naturrechtslehre (apl. Prof. Dr. Dieter Hüning)
Das Staatsrecht Christian Wolffs (apl. Prof. Dr. Dieter Hüning und Gideon Stiening)
Sonstiges
In Planung: Tagung zur Rezeption Voltaires im 18. Jahrhundert (apl. Prof. Dr. Dieter Hüning)
Abgeschlossene Projekte
DFG-Projekt "Inductive Methods in Kant and Neo-Kantianism" innerhalb der DFG-Forschungsgruppe "Inductive Metaphysics" (FOR 2495) (Prof. Dr. Kristina Engelhard, Prof. Dr. Dr. Brigitte Falkenburg, Dr. Lorenzo Spagnesi, PD Dr. David Hommen)
Forschungsprojekte
Kants Philosophie als Theorie kognitiver Fähigkeiten
Kants Vermögenslehre ist in der Kant-Forschung lange allein als ein Bezug Kants auf die Vermögenspsychologie des 18. Jahrhunderts und als historisches, überkommenes Relikt verstanden worden, das seine Transzendentalphilosophie eher mit Problemen belastet als es sie lösen hilft. Nun ermöglicht es aber, so die Hypothese, die gegenwärtige Diskussion um Fähigkeiten und dispositionale Eigenschaften, die Vermögenslehre Kants neu zu interpretieren. Ziel des Projektes ist es daher, erstens die Vermögenslehren des 18. Jahrhunderts zu untersuchen und zweitens Erkenntnisse und Begriffsdifferenzierungen aus der gegenwärtigen Debatte um Fähigkeiten und dispositionale Eigenschaften für ein klareres Verständnis der Kantischen Vermögenslehre fruchtbar zu machen. Da die Vermögenslehre die Grundlage der gesamten kritischen Philosophie Kants ist, können von einem solchen Ansatz neue Ergebnisse für die Kant-Forschung insgesamt erhofft werden sowie umgekehrt Impulse für die Metaphysik der Gegenwart.
Das Problem des Verhältnisses von Vernunft und Erfahrung in der Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts
Prof. Dr. Kristina Engelhard in Kooperation mit PD Dr. David Hommen
Eines der wichtigsten Themen der Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts war die Frage, welche Rolle Vernunft einerseits und Erfahrung andererseits für wissenschaftliche Erkenntnis spielen und wie beide Vermögen interagieren. Nicht zuletzt der immense Aufschwung der empirischen Wissenschaften der Zeit lösten diese Debatte aus und beeinflusste sie. Es bildete sich eine wissenschaftliche Bewegung, die sich „experimental philosophy“ nannte. Ausgehend von den Naturwissenschaften wirkte sie intensiv in die Philosophie und führte zu den empiristischen Konzepten von John Locke und David Hume. Die experimental philosophy wirkte aber auch stark auf die kontinentaleuropäische Philosophie. Kants Transzendentalphilosophie ist als Beitrag zu diesem Diskussionszusammenhang zu betrachten, insbesondere seine Theorie des Stämmedualismus von Sinnlichkeit und Verstand sowie ihres Zusammenwirkens in der Erkenntnis. Kant hat mit seiner bipolaren Gegenüberstellung von Empirismus und Rationalismus die wahre Komplexität der Thematik wie auch der vertretenen Positionen sowohl anderer Autoren als auch in seiner eigenen Philosophie verdeckt und die Philosophiegeschichtsschreibung und die Kant-Forschung stark beeinflusst. Das Projekt soll diese Komplexität und Kants Beitrag als Antwort auf diese Thematik wieder sichtbar machen.
In diesem Rahmen steht das DFG-Projekt: "Inductive Methods in Kant and Neo-Kantianism" innerhalb der DFG-Forschungsgruppe „Inductive Metaphysics“
Modalität in der Neuzeit
Die Begriffe von Möglichkeit und Notwendigkeit spielen in der Metaphysik eine zentrale Rolle nicht erst seit der Philosophie von David Lewis. Auch die Naturgesetze gelten nicht nur im Bereich des Aktualen, sondern auch des real Möglichen. Was aber bedeutet es, dass etwas möglich ist und dass es notwendig ist? In den letzten Jahren sind hierzu dispositionale Ansätze entwickelt worden, die für Kants Vermögenstheorie relevant sind. Bereits im 18. Jahrhundert, insbesondere durch die Philosophie Leibniz` tritt die Modalität ins Zentrum der Metaphysik und auch bei ihm wie bei seinen Nachfolgern Wolff und Crusius bis zu Kant sind die modalen Begriffe zentral mit einer Theorie der Kräfte und Vermögen verknüpft. Bei Kant lassen sich darüber hinaus Verbindungen zum Begriff der praktischen Nötigung ziehen. Das Projekt geht diesen Fragen aus systematischer und historischer Perspektive nach.
Neuedition von Kants "Prolegomena"
Prof. Dr. Kristina Engelhard - Dr. Michael Oberhausen
Studentische/Wissenschaftliche Hilfskräfte: Leonie Assion, Linda Hausmann, Lisa Lütgenau; Ehemalige: Irina Baier, Lars Lion, Lara Kurt; Anthony El Tahlawie
Gefördert von der Manfred und Christa May Stiftung
Die „Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können“ von 1783 stellen Kants Versuch dar, die zwei Jahre zuvor erschienene „Kritik der reinen Vernunft“ aus einem anderen Blickwinkel und mit einer anderen Methodik darzustellen, u.a. mit der Absicht, einen leichter verständlichen Zugang zu seinem ersten Hauptwerk zu ermöglichen. Dabei hat Kant aber auch neue Akzente gesetzt gegenüber der sogenannten ersten Kritik. Die „Prolegomena“ zählen zu den Hauptwerken Kants. Ihre Editionsgeschichte ist kompliziert, da die erste Auflage sehr flüchtig erstellt wurde und alle späteren Herausgeber die vielen Fehler dieser Ausgabe durch zahlreiche Texteingriffe zu beheben versuchten. Die bisherige Referenzausgabe der „Prolegomena“ war die in Band IV (1903, 1911) der Akademie-Ausgabe von „Kant’s gesammelte[n] Schriften“, herausgegeben von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. Die Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften veranstaltet eine Neuauflage der Akademie-Ausgabe, innerhalb derer auch die „Prolegomena“ in einer historisch-kritischen Neuedition erscheinen werden. Diese Neuedition wird die bisherige Referenzausgabe ersetzen.
Inductive Methods in Kant and Neo-Kantianism
Projekt A4: Inductive Methods in Kant and Neo-Kantianism
Prof. Dr. Kristina Engelhard, Dr. Lorenzo Spagnesi, Prof. Dr. Dr. Brigitte Falkenburg (TU Dortmund), PD Dr. David Hommen (HHU Düsseldorf)
Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Projektseite) als Projekt A 4 der Forschungsgruppe "Inductive Metaphysics" (FOR 2495)
Übergeordnetes Ziel der Forschungsgruppe „Inductive Metaphysics“ ist es, eine neue Konzeption der Natur und Methodologie von Metaphysik zu entwickeln. Dabei soll aufgezeigt werden, dass metaphysische Hypothesen und Theorien nicht allein durch begriffliche Intuitionen und reine Vernunftargumente begründet werden können, sondern – wie die Hypothesen und Theorien anderer Wissenschaften – wesentlich auch auf empirische Quellen und induktive Schlüsse gestützt sein sollten.
Das Teilprojekt A4 „Inductive Methods in Kant and Neo-Kantianism“ erforscht dabei den historischen Hintergrund der späteren Programme einer induktiven Metaphysik (IM) unter systematischen Gesichtspunkten mit besonderem Fokus auf die Philosophie Kants. Im Gegensatz zu äußerst einflussreichen Auffassungen des 19. und 20. Jahrhunderts behaupten wir, dass weder Kants Transzendentalphilosophie noch seine kritische Theorie der Natur ausschließlich auf apriorischen Methoden beruhte.
In der zweiten Phase erforscht Projekt A4 den historischen Hintergrund der späteren Programme einer induktiven Metaphysik (IM) unter systematischen Gesichtspunkten, wobei Kants kritische Philosophie und deren Rezeption durch den Neukantianismus im Zentrum stehen. Der Neukantianismus ist die wichtigste Brücke zwischen Kant und der gegenwärtigen IM. Im Gegensatz zu äußerst einflussreichen Auffassungen des 19. und 20. Jahrhunderts gehen wir davon aus, dass Kants kritische Theorie der Natur nicht ausschließlich auf apriorischen Methoden beruhte, sondern auch auf empirischen Annahmen. Des Weiteren gehen wir davon aus, dass die Philosophie der Marburger Schule sowie auch der Südwestdeutschen Schule des Neukantianismus diesen Zug erbt, was dort zur Spannung zwischen Begriffsbildungen a priori und der historischen Dimension der Wissenschaft führt. Teil I des Projekts befasst sich mit den Elementen induktiver Metaphysik in Kants kritischer Theorie der Natur. Wir wollen die Rolle von Analogieargumenten als einer induktiven Methode in Kants kritischer Philosophie untersuchen und eine Interpretation von Kants Metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft (MAN) (1786) entwickeln, die dieses Werk in scharfem Kontrast zur üblichen Sicht zu einem beachtlichen Grad als Übung in induktiver Metaphysik betrachtet. Teil II konzentriert sich auf zwei spezifische Lehren von Kant, die systematisch relevant für die induktive Metaphysik sind. Erstens deuten wir die transzendentalen Ideen, soweit Kant ihren regulativen Gebrauch in der Transzendentalen Dialektik der Kritik der reinen Vernunft (KrV) behandelt und sie in den MAN anwendet, als Modelle. Wir wollen damit zeigen, dass Kants Metaphysik der Natur teilweise im Sinne einer Modellbildungs-Auffassung der Metaphysik verstanden werden kann. Zweitens argumentieren wir, dass seine Theorie des regulativen Gebrauchs der transzendentalen Ideen als Ansatz verstanden werden sollte, der Theoriewahl-Kriterien für Schlüsse auf die beste Erklärung liefern kann. Teil III untersucht die Elemente einer induktiven Metaphysik, die sich in der neukantianischen Tradition finden lassen. Im Zentrum stehen dabei die Systematisierung der Natur- und Geistes- bzw. Kulturwissenschaften in der Südwestdeutschen Schule des Neukantianismus und die systematische Philosophie der Marburger Schule. Im Rahmen der Forschergruppe zielt das Projekt insgesamt auf Klärung der folgenden Fragen: Wie verhält sich die Art und Weise, wie Kant die Begriffe und Ziele der Metaphysik in seiner Doktrin und seiner Durchführung der Metaphysik kritisiert und modifiziert hat, zum Logischen Empirismus? Inwiefern tragen Kants explizit modifiziertes Programm und seine Praxis der Metaphysik zu einem adäquaten heutigen Verständnis der IM bei? Führt aus einer kantischen Perspektive die IM auf ein verändertes Bild der Ziele und der Reichweite der Metaphysik? Wie wichtig ist der neukantianische Einfluss auf die IM?
Publikationen
Sammelband zum DFG-Projekt Inductive Metaphysics erschienen! Der Band geht zurück auf die Abschlusstagung der DFG-Forschungsgruppe “Inductive Metaphysics” und versammelt Beiträge zum Thema in Geschichte und Gegenwart. Link
Engelhard, Kristina & Brigitte Falkenburg (2026): Inductive Reasoning in Kant's Metaphysics of Nature. In: Hüttemann, A. / Schurz, G. (eds.): Inductive Metaphysics. Insights, Challenges, and Prospects. New York: Routledge, 67-86. Paper, Book
Engelhard, Kristina (2022): The Regulative Use of Transcendental Ideas in Kant: Metaphysics as Modelling, in: Revue de métaphysique et de morale, 2023/2 (N° 118), p. 175-194.
Engelhard, Kristina (2021): Inductive Metaphysics in Christian Wolff’s German Metaphysics. In: Inductive Metaphysics: Contemporary and Historical Issues. Special Issue of Grazer Philosophische Studien, 98,1 (2021), 146-166 (Hrsg. zusammen mit Alexander Gebharter, Christian Feldbacher –Escarmilla, Ansgar Seide). Online
Engelhard, Kristina (2021): Inductive Metaphysics (mit Feldbacher-Escamilla, Chr. J./Gebhardter, A./Seide, A.) (2021). In: Inductive Metaphysics: Contemporary and Historical Issues. Special Issue of Grazer Philosophische Studien, 98,1 (2021), 1-26. Online
Engelhard, Kristina (2021): (Hrsg. zusammen mit Alexander Gebharter, Christian Feldbacher –Escarmilla, Ansgar Seide) Traditional and Inductive Metaphysics. Special Issue der Grazer Philosophischen Studien (Mit Beiträgen von A. Bryant, R. Busse, K. Engelhard, A. Pelletier, G. Schurz, A. Seide, M. Tugby).
Engelhard, Kristina(2021): Induktive Metaphysik. In: Information Philosophie 2021.
Engelhard, Kristina (2018): The problem of grounding natural modality in Kant’s account of empirical laws of nature. In: De Bianchi, S. / Kraus, K. (Hrsg.): New perspectives on Kant and the sciences. In: Studies in History and Philosophy of Science, Special Issue (Permalink: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0039368117300237).
Engelhard, Kristina (ed. with Markus Schrenk und Julia Göhner) (2018): Meta2physics: Analytic versus Naturalized Metaphysics. Special Issue of “Journal for General Philosophy of Science” 2018. (Mit Beiträgen von S. French, J. Göhner, C. Hawley, T. Rosefeldt, O. R. Scholz, B. Vetter).
(URL: https://link.springer.com/journal/10838/volumes-and-issues/49-2)
Spagnesi, Lorenzo: "A Rule-based Account of the Regulative Use of Reason in Kant's Critique of Pure Reason," European Journal of Philosophy (forthcoming)
Spagnesi, Lorenzo: „The Necessity of Empirical Laws of Nature through the Lenses of Kant’s Dialectic“, Kantian Review, Special Issue, „Kant and Natural Science“, edited by A. Cooper and A. Jones (invited)
Spagnesi, Lorenzo: „The Idea of God and the Investigation of Nature in Kant’s Transcendental
Dialectic“, Forthcoming in Kantian Review.
Spagnesi, Lorenzo: „Kant’s Space of Theoretical Reason and Science: A Perspectival Reading,“ in L. Caranti and A. Pinzani (eds.), Kant and the Contemporary World, Routledge (forthcoming).
Workshops
„Essences, Dispositions and Laws in Kant“ (Universität Trier, 8/2022
mit Vorträgen von: Angela Breitenbach (Cambridge), Andrew Cooper (Warwick), Kristina Engelhard (Trier), Ido Geiger (Ben Gurion), Stephen Howard (Bruxelles), James Kreines (Claremont McKenna), Michael Bennett McNulty (Minnesota), James Messina (Madison), Lorenzo Spagnesi (Trier), Hein van den Berg (Amsterdam), and Daniel Warren (Berkeley)
Link
„Metaphysics as Modeling. Contemporary and Kantian Perspectives" (Universität Trier, 10/2021
mit Vorträgen von: Katherine Brading (Duke), Axel Gelfert (Berlin), Michela Massimi (Edinburgh), Laurie Ann Paul (Chapel Hill), Markus Schrenk (Düsseldorf), Siegfried Jaag (Düsseldorf), Lorenzo Spagnesi (Trier), David Hommen (Trier), Kristina Engelhard (Trier), James O’Shea (Dublin), Lorenzo Spagnesi (Trier)
„Dispositions in the Life Sciences. Contemporary and Kantian Perspectives“ (Universität Trier, 6/2022)
mit Vorträgen von: Rani Lill Anjum (Norwegian University of Life Sciences, Aas), Christopher J. Austin (Durham University), Andrea Gambarotto (Université catholique de Louvain), Fabian Hundertmark (Bielefeld University), Marie I. Kaiser (Bielefeld University), Alan Love (University of Minnesota), Laura Nuño de la Rosa (University of Madrid), James Messina (Madison), María Ferreira Ruiz (Bielefeld University), Gil Santos (University of Lisbon), Javier Suárez (Jagiellonian University & Bielefeld University), Davide Vecchi (University of Lisbon), Kristina Engelhard (Trier)
„The Possibility of Metaphysics and Transcendental Arguments“ (HHU Düsseldorf, 1/2019)
mit Vorträgen von Sophie Allen (Keele), Matti Eklund (Uppsala), Kristina Engelhard (Dortmund), Brigitte Falkenburg (Dortmund), Christian J. Feldbacher-Escamilla (Düsseldorf), Cord Friebe (Siegen), Gabriele Gava (Frankfurt/M.), Holger Lyre (Magdeburg), Thomas Hofweber (Chapel Hill), Barbara Vetter (Berlin)
„Kant’s Concepts of Metaphysics“ (Université Luxembourg, 11/2018)
mit Vorträgen von Sabrina Bauer (Heidelberg), John Callanan (London), Andrew Chignell (Princeton), Kristina Engelhard (TU Dortmund), Brigitte Falkenburg (TU Dortmund), Anton-Friedrich Koch (Heidelberg), Bernd Ludwig (Göttingen), Ansgar Seide (Münster), Marcus Willaschek (Frankfurt/M.)
„Traditional and Inductive Metaphysics“ (TU Dortmund, 12/2017)
mit Vorträgen von Amanda Bryant (Trent University), Ralf Busse (Mainz), Mary Domski (New Mexico), Kristina Engelhard (Dortmund), Michael Heidelberger (Tübingen), Arnaud Pelletier (Brüssel), Oliver R. Scholz (Münster), Gerhard Schurz (Düsseldorf), Peter Simons (Dublin)
Summerschool
„Essences, Dispositions and Laws in Kant“ (Universität Trier, 8/2022)
Instructors: James Kreines (Claremont McKenna), Michael Bennett McNulty (Minnesota)
Link
Quellen zur Berliner Mittwochsgesellschaft: Edition und Kommentierung der Moehsen-Papiere

Prof. Dr. Kristina Engelhard, Prof. Dr. Damien Tricoire (Neuere Geschichte, Universität Trier), Armin Emmel, M.A.
Studentische Hilfskraft: Felix Wójcik
Wissenschaftliche Hilfskraft: Linda Hausmann
Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Die Antragstellung wurde gefördert vom Forschungsfond der Universität Trier sowie von der Manfred und Christa May Stiftung
Die Geschichte der 1783 gegründeten Berliner Mittwochsgesellschaft gilt als ein zentrales Thema der Aufklärungsforschung. Die Berliner Mittwochsgesellschaft versammelte hohe Staatsdiener, Kleriker, Publizisten und Gelehrte und war zweifellos eine der einflussreichsten Sozietäten in Brandenburg-Preußen im späten 18. Jahrhundert. Ziel des hier beantragten interdisziplinären Projektes ist die digitale Edition der wichtigsten Quelle zur Berliner Mittwochsgesellschaft nach einheitlichen Kriterien sowie deren Kommentierung. Dabei handelt es sich um Papiere aus dem Besitz des königlichen Leibarztes Johann Carl Wilhelm Moehsen (»Moehsen-Papiere«), die nach seinem Tode zu einem Kodex zusammengebunden wurden und die einzigartige Einblicke in Diskussionen aufklärerischer Kreise im Berlin des späten 18. Jahrhunderts bieten. Dank der digitalen Edition soll ein wichtiges Kapitel der europäischen Ideengeschichte der Forschung zugänglich gemacht werden.
Die Berliner Mittwochsgesellschaft war nach ihrem Selbstverständnis eine gelehrte Gesellschaft, die sich zum Ziel gesetzt hatte, durch »Schriften u. Handlungen sich den Wissenschaften, vorzüglich aber der immer mehr zu verbreitenden Aufklärung nützlich« zu erweisen (zit. nach dem Ms. der ›Ankündigung Einer Gesellschaft von Freunden der Aufklärung‹ im Nachlass Tholuck, Archiv der Franckeschen Stiftungen Halle, vgl. Tholuck 1830b, 60). Ihre Mitglieder setzten sich zum Ziel, die Philosophie in den Dienst des allgemeinen Nutzens zu stellen. Die Berliner Mittwochsgesellschaft spielte eine maßgebliche Rolle für die Debatten um die Definition der Aufklärung und ihrer Ziele.
Die Berliner Mittwochsgesellschaft bestand von Oktober oder November 1783 bis November 1798. Sie war eine Geheimgesellschaft, deren Mitglieder Stillschweigen über ihre Existenz und Tätigkeit vereinbart hatten (Tholuck 1830b, 59f., MP Bl. 1r). Dies führte dazu, dass die Berliner Mittwochsgesellschaft vom Edikt Friedrich Wilhelms III. gegen geheime Verbindungen vom 20.10.1798 betroffen war (Haberkern 2005, 188), sodass ihre Mitglieder im November 1798 beschlossen, sie aufzulösen. Die Mitglieder der Berliner Mittwochsgesellschaft trafen sich regelmäßig, im Sommerhalbjahr einmal, im Winterhalbjahr zwei Mal pro Monat, zu Vorträgen und zur Diskussion von Aufsätzen, sowohl in Präsenz als auch schriftlich. Die Vorträge behandelten vornehmlich Wissensgebiete, denen eine besondere Praxisrelevanz zuerkannt wurde. Im Anschluss zirkulierten die vorgetragenen Texte und die Mitglieder der Berliner Mittwochsgesellschaft waren aufgefordert, nacheinander schriftlich Stellung zu nehmen und diese Stellungnahmen (»Voten« genannt) den übrigen Mitgliedern zur Verfügung zu stellen. Im Zeitraum ihres Bestehens müssen ca. 250 Vorträge stattgefunden haben, zu denen regelmäßig auch Votenumläufe gehörten. In diese Praxis bieten die Berliner Mittwochsgesellschaft einzigartige Einblicke: Sie enthalten nicht nur Vorträge, die bei diesen Treffen gehalten wurden, sondern auch Voten der Mitglieder zu den Vorträgen sowie Manuskripte, die Vorstufen zu Vorträgen darstellen, und weiteres Material (s. 1.1.3). Dies macht die Moehsen-Papiere zu einer außergewöhnlichen Quelle für Meinungsbildungsprozesse in Kreisen der Berliner Aufklärer: Dank den Moehsen-Papieren können wir Diskussionen rekonstruieren, die nicht in der Öffentlichkeit geführt werden konnten.
Editionsprojekt: Christian Wolffs Deutsche Ethik
Andree Hahmann (Peking), Dieter Hüning (Trier) und Gideon Stiening (Münster)
Christian Wolff gehört zu den einflussreichsten Philosophen der deutschen Aufklärung, sein umfassender systematischer Begründungsanspruch, der sich in zahl- und umfangreichen Schriften niederschlägt, war auch für die Entwicklung der deutschen Aufklärungsphilosophie prägend. Noch die Metaphysikkritik, die Kant in seiner Kritik der reinen Vernunft formuliert, dokumentiert die Rolle, die der Wolffianismus im 18. Jahrhundert gespielt hat.
Der eigentliche Schwerpunkt von Wolffs philosophischer Arbeit lag auf dem Gebiet der praktischen Philosophie. Ein achtbändiges Werk zum Naturrecht, ein umfangreicher Band zum Völkerrecht, eine zweibändige Philosophia practica universalis, eine fünfbändige Moralphilosophie und weitere Abhandlungen geben davon Zeugnis. Den Ausgangspunkt von Wolffs praktischer Philosophie bildete die erstmals 1720 erschienen Vernünfftigen Gedancken von der Menschen Thun und Lassen, zu Beförderung ihrer Glückseeligkeit, den Liebhabern der Wahrheit mitgetheilet von Christian Wolff. Diese Schrift, besser bekannt unter ihrem geläufigen Titel als Deutsche Ethik, enthielt den umfassenden Entwurf einer eudämonistischen Vervollkommnungsethik, die für die weiteren Debatten der deutschen Aufklärung richtungsweisend war: Bis zum Kants revolutionärer Neubegründung der Ethik und durch deren radikale Absage an den Eudämonismus blieben Glückseligkeit und Vollkommenheit die beiden Konzepte, welche die Rahmenbedingungen für die ethischen Debatten absteckten.
Wegen der Bedeutung der Deutschen Ethik planen wir – Andree Hahmann (Peking), Gideon Stiening (Münster) und Dieter Hüning (Kant-Forschungsstelle der Universität Trier) – eine Neuedition der Schrift, die in der Philosophischen Bibliothek des Felix Meiner Verlags erscheinen wird. Damit soll allen Interessierten eine Studienausgabe zur Verfügung gestellt werden, die das Hauptwerk von Wolffs praktischer Philosophie durch Einbettung in den historischen Kontext und Aufarbeitung der impliziten Bezüge der Ethik Wolffs aufarbeitet.
Publikationsprojekte
Essences, Dispositions, and Laws in Kant
Prof. Dr. Kristina Engelhard, Dr. Lorenzo Spagnesi
"Essences, Dispositions, and Laws in Kant". Special Issue of "Synthese", ed. by Kristina Engelhard and Lorenzo Spagnesi. (forthcoming in 2024)
Ernst Ferdinand Klein
Apl. Prof. Dr. Dieter Hüning
Ernst Ferdinand Klein ist weithin als eine der bedeutenden Figuren der deutschen Spätaufklärung anerkannt. Als Justizreformer, als Philosoph und als Strafrechtswissenschaftler hat er im ausgehenden 18. Jahrhundert nicht nur den wissenschaftlichen Diskurs auf diesen Gebieten mitgestaltet, sondern als Publizist auch die öffentliche Meinungsbildung zu den damit zusammenhängenden gesellschaftspolitischen Fragen nachhaltig zu bestimmen versucht. Doch gleichzeitig standen und stehen er und sein Schaffen bislang nur selten im Fokus der Forschung. Klein tritt in der wissenschaftlichen Wahrnehmung allzu häufig gegenüber anderen Größen seiner Zeit zurück. Daher sind die Innovationen, die Klein in den Diskussionen seiner Zeit angeregt, und die Synthesen, die er auf den zuvor genannten Gebieten geleistet hat, in ihrer Bedeutung von der Forschung bislang nicht hinreichend wahrgenommen worden. Gleichzeitig fehlt es an einer umfassenden Betrachtung des Klein’schen Schaffens, das die Querverbindungen zwischen den Beiträgen auf seinen verschiedenen Tätigkeitsfeldern zieht und ein umfassendes Bild von Klein zeichnet. Dem sollen der geplante Tagungsband und die Edition ausgewählter Texte Kleins abhelfen. Beide Bände setzen sich zum Ziel, das Werk Kleins in seiner Breite zu beleuchten, eine genaue Rekonstruktion der internen Strukturen seines Œuvres zu leisten und Kleins theoretische Leistungen sowie seine historische Bedeutung aufzuzeigen.
· Vorbereitung des Tagungsbandes „Ernst Ferdinand Klein - Philosoph, Strafrechtswissenschaftler und Justizreformer der deutschen Aufklärung"
· Vorbereitung eines Textbandes mit ausgewählten Schriften von Ernst Ferdinand Klein
Beide Bände werden in der Reihe „Werkprofile“ im de Gruyter Verlag erscheinen.
Das Staatsrecht Christian Wolffs
Apl. Prof. Dr. Dieter Hüning und Gideon Stiening
"Das Staatsrecht Christian Wolffs". Sammelband. Nomos Verlag: voraussichtlich 2022.
Sonstiges
Apl. Prof. Dr. Dieter Hüning
In Planung: Tagung zur Rezeption Voltaires im 18. Jahrhundert. September 2024. Genaueres folgt demnächst.