Alessandro Miazzi: Klimadeterminismus und Rassenideologie

Klimadeterminismus und Rassenideologie

Das Problem des Einflusses des Klimas und der Bedeutung der Abstammung

in der Idee der Nationalcharakter in Italien

(1830-1860)

Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Tradition des Klimadeterminismus und dem Aufkommen der Rassenideologie im 19. Jahrhundert? Laut der Klimadeterminismus seien die Eigenschaften eines Volkes vom Klima, dem dieses Volk unterliegt, determiniert. Laut der Rassenideologie seien dagegen die Eigenschaften eines Volkes von seiner Abstammung determiniert.

Es ist merkwürdig, dass das Verhältnis zwischen diesen Theorien nur ansatzweise untersucht wurde, obwohl beide eine wichtige Rolle in der Geschichte Europas gespielt haben. In der historiographische Literatur wurden sie häufig für gegensätzliche Theorien gehalten. Manche Historiker haben vorgestellt, dass die Rassenideologie den Klimadeterminismus im Lauf des 19. Jahrhunderts ersetzt hätte. Andere Historiker haben der Klimadeterminismus als Teil der Geschichte der Rassenideologie vorgestellt, wie es wäre, dass der Klimadeterminismus schon ein Art von Rassismus gewesen wäre.

Die Dissertation hat als Ziel, diese historiografische Lücke zu erfüllen. Laut meiner Hypothese sind die bis heute historische Anschauungen um das Verhältnis zwischen dieser Theorien abzulehnen: Klimadeterminismus und Rassenideologie können nicht für gegensätzliche Theorien gehalten werden: Die Rassenideologie hat nicht den Klimadeterminismus im Lauf des 19. Jahrhunderts ersetz: Der Klimadeterminismus gehört nicht zur Geschichte des Rassismus.

Im Gegensatz dazu wird die Dissertation beweisen, dass eine starke Kontinuität zwischen diesen Theorien existiert, und dass die Elementen des Klimadeterminismus in die Rasseideologie einflossen sind. Mehr als Teil der Geschichte der Rassismus, scheint der Klimadeterminismus seine Grundlage zu sein.

Nach der Analyse des Forschungsstandes über den Klimadeterminismus und über seinem Verhältnis mit der Rassenideologie, fokussiert sich die Dissertation auf zwei Fragen. Die erste Frage besteht im Verständnis des Konzepts von Klimadeterminismus, der als historisches Subjekt bis heute ziemlich unbestimmt sich scheint. Die zweite Frage ist sein Verhältnis mit der Rassenideologie in der italienischen Kultur in den zentralen Jahren des 19. Jahrhunderts. Insbesondere werden hier zwei Debatten, die die Idee der italienischen Nationalcharakter während des Risorgimentos prägen, analysiert: die «langobardische Frage», die hauptsächlich historische Debatte um die Rolle der Langobarden in der Geschichte Italiens, und die «süditalienische Frage», die Debatte um die Nord-Süd-Gefalle in Italien, die schon früher der politischen Einheit des Landes bestimmbar ist. Die Dissertation wird zeigen, wie die Diskussionen um den Nationalcharakter für den Übergang von Klimadeterminismus zur Rassenideologie eine wesentliche Rolle spielten.