Jüdische Alltags- und Sachkultur im christlichen Umfeld
Am Montag, 25. November, fand der 22. Arye Maimon-Vortrag statt.
Nach einem Grußwort des Präsidenten der Universität Trier und dem Jahresbericht des Instituts sprach Frau PD Dr. Martha Keil über das Thema
»Kanabos und Ofenschussel: Jüdische Alltags- und Sachkultur im christlichen Umfeld des Spätmittelalters«
Zahlreiche hebräische Quellen des späten Mittelalters, vor allem Schriften über Bräuche und Gewohnheitsrechte, erwähnen Gegenstände, Speisen und Verrichtungen des Alltags, die zwar in ihrer deutschen Bezeichnung, aber in hebräischen Buchstaben wiedergegeben sind. Der Kontext ist so gut wie immer ein ritueller oder jüdisch-rechtlicher, daher sind die realienkundlichen Aussagen nebensächlich und absichtslos, aber umso verlässlicher. Der Vortrag untersucht anhand der Angaben zur Sachkultur nicht nur die "Dinge" in ihren räumlichen, sozialen und religiösen Kontexten, sondern auch die Alltagsbeziehungen zwischen jüdischen und christlichen Einwohnerinnen und Einwohnern einer mittelalterlichen Stadt.
PD Dr. Martha Keil, Historikerin und Judaistin, ist Senior Scientist am Institut für Österreichische Geschichtsforschung der Universität Wien und leitet seit 2004 das Institut für jüdische Geschichte Österreichs in St. Pölten. 2007 habilitierte sie sich an der Universität Wien für Österreichische Geschichte. Frau Dr. Keil hat zahlreiche Publikationen zur jüdischen Alltags- und Kulturgeschichte, zu Frauengeschichte und Gender Studies in der Vormoderne und zur jüdischen Geschichte Österreichs vorgelegt; sie ist maßgeblich beteiligt an Ausstellungen sowie Vermittlungs- und Gedenkprojekten in der Ehemaligen Synagoge St. Pölten, im Jüdischen Museum Wien am Judenplatz und im Museum für Zeitgeschichte Bad Erlach.