Warum geschlechtergerecht formulieren?

Aus dem Leitbild der Universität Trier:

Mit Weitblick für Mensch und Gesellschaft …

… sind wir gemeinsam Universität. Unsere familiäre Campuskultur ist geprägt von einem respektvollen und freundlichen Miteinander. Kollegialität, Toleranz und Fairness sind unsere zentralen Leitlinien.
[…]
Eine inklusive und vielfältige akademische Gemeinschaft, die alle Universitätsmitglieder gleichermaßen schätzt, ist uns ein besonderes Anliegen. Wir leben kulturelle und akademische Diversität und engagieren uns für den Zugang zu hochwertiger Bildung für alle Menschen.
[…]
Unter diesem Link gelangen Sie zum vollständigen Leitbild der Universität Trier:
https://www.uni-trier.de/universitaet/hochschulportraet/leitbild

Dieses Leitbild verpflichtet zu einer geschlechtergerechten Sprache!

Sprache wirkt sich auf unser Denken und Handeln aus. Durch die Verwendung geschlechtergerechter Formulierungen

  • vermeiden wir Ungleichheiten und Diskriminierungen,
  • tragen wir dazu bei, Sprache eindeutiger zu machen und
  • beugen wir Missverständnissen vor.

Geschlechtergerechte Sprache

  • spricht alle an, die gemeint sind.
  • macht Geschlechtsidentitäten sichtbar.
  • diskriminiert nicht.
  • ist eine Voraussetzung dafür, Chancengleichheit sprachlich zu leben und damit Gleichstellung zu verankern.

Geschlechtergerechte Sprache in der Praxis

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, Sprache geschlechtergerecht zu gestalten, die Sie je nach Situation und Kontext einsetzen können.
Im Folgenden sind einige Strategien für Sie zusammengestellt:

Das Geschlecht sichtbar machen

Das Geschlecht der Personen, über die gesprochen wird, ist erkennbar. Alle potenziell betroffenen Personen können sich angesprochen fühlen. 

  1. Sichtbarmachen von Männern und Frauen
    Frauen und Männer werden gleichermaßen angesprochen,
    > wenn beide Geschlechter genannt werden: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
    > durch eine verkürzte Form der Beidnennung: die Professorin/der Professor, ein/e Student/in
    > durch die Verwendung des Binnen-I: der/die ProfessorIn, alle StudentInnen
  2. Sichtbarmachen diverser geschlechtlicher Identitäten
    Die Vielzahl geschlechtlicher Identitäten kann sprachlich mit Hilfe des
    >Gender-Gap (Unterstrich): Student_innen, Stipendiat_innen
    oder des
    >Gender-Sternchens: Student*innen, Stipendiat*innen
    abgebildet werden.
    > Gender-Doppelpunkts: Student:innen, Stipendiat:innen

Geschlechterneutral formulieren

Durch die Verwendung geschlechtergerechter Formulierungen gelingt es, alle Geschlechter miteinzubeziehen.

  1. Verwendung geschlechtsneutraler Personenbezeichnungen
    Beispiele: Person, Mitglied, Mensch, Leitung, Leute, Eltern
  2. Verwendung substantivierter Partizipien und Adjektive
    Beispiele: Studierende, Lehrende, Promovierende, Interessierte, antragstellende Person
  3. Verwendung geschlechtsneutraler Pronomen
    Beispiele: wer, alle, niemand, jemand
  4. Die direkte Ansprache bietet die Möglichkeit einfach und verständlich zu formulieren.
    Beispiele: Bitte senden Sie den vollständigen Antrag an ....Weitere Informationen finden Sie ....

Geschlechtergerechtes Ansprechen und Anschreiben

  • Wenn Ihnen nicht bekannt ist, welchem Geschlecht sich eine Person zugehörig fühlt, ist eine genderneutrale Anrede bei der Vor- und Nachnamen genannt werden, zu empfehlen z.B. Guten Tag Max Muster ... oder Guten Tag Maria Muster ....
    Im Schriftverkehr könnte die Anrede wie folgt aussehen:
    - Sehr geehrte*r + (Titel) Vorname Nachname
    - Liebe*r + (Titel) Vorname Nachname
    - Guten Morgen/Tag/Abend + (Titel) Vorname Nachname
  • gendergerechte Ansprache einer Gruppe
    Hier empfiehlt es sich die Zielgruppe konkret zu benennen und auf geschlechtsneutrale Begriffe zurückzugreifen z.B.
    - Sehr geehrte Mitglieder …
    - Sehr geehrtes Kollegium …
    - Sehr geehrte Beschäftigte …
    - Sehr geehrte Teilnehmende ….
    - Sehr geehrte Hochschulangehörige ...
    - Liebe Lehrende …
    - Liebe Interessierte ...
  • Hamburger Sie: die Anredeform setzt sich aus dem Vornamen einer Person und dem Anredepronomen Sie zusammen.
    Beispiel: Anna, können Sie diese Stelle bitte einmal vorlesen?
    Es sollte dann aber für alle beteiligten Personen gelten (so wird nicht nur auf eine Geschlechtszuweisung verzichtet, sondern es werden auch asymmetrische Beziehungen abgebaut).
     

Formulierungen wie „Sehr geehrte Damen und Herren“, „Sehr geehrter Herr/sehr geehrte Frau“ setzen ein binäres Verständnis von Geschlecht voraus und das Wissen, dass die Angesprochenen damit einverstanden sind. Unsicherheiten lassen sich vermeiden, indem Sie ihr Gegenüber bitten, Ihnen mitzuteilen, wie es angesprochen werden möchte. Damit andere wissen, wie Sie angesprochen werden möchten, können Sie ihr Pronomen in Ihren Kontaktdaten/Ihrer E-Mail-Signatur ergänzen.
Mögliche Varianten:

- Teilen Sie mir/uns gerne die von Ihnen bevorzugte Anrede/das von Ihnen bevorzugte Pronomen mit.
- Ich/wir möchte(n) Sie respektvoll ansprechen. Bitte teilen Sie mir/uns mit, wenn Sie eine andere Ansprache wünschen.
- Pronomen ... . Damit ich auch Sie richtig anspreche, können Sie mir gerne Ihr gewünschtes Pronomen mitteilen.
- Die Geschlechtsidentität von Menschen ist weder über Aussehen noch über Namen verlässlich abzuleiten. Teilen Sie mir gerne mit, wie ich Sie ansprechen darf. Meine Pronomen sind ....

 

Es gibt Situationen, in denen Sie im Vorfeld klären sollten, welche Schreibweisen üblich oder gar vorgegeben sind, z.B. in Hausarbeiten oder Klausuren. Gibt es verbindliche Aussagen zur Verwendung von Gender-Sternchen oder Gender-Gap? Können Sie, wenn dies nicht gewollt oder anerkannt ist, auf geschlechterneutrale Formulierungen ausweichen?

Weiterführende Links:

Eine vielfältige Auseinandersetzung mit dem Thema finden Sie in: