Keltische Sprachzeugnisse in der Region

Die Kelten stehen uns nicht nur durch die Spuren vor Augen, die sie in der Land­schaft rings um uns herum hinterlassen haben wie Festungswälle und Hügelgräber, sondern sie begegnen uns Tag für Tag auch in unserer Sprache.

Keltische Wörter in unserer Alltagssprache

Trotz des zeitlichen Abstandes von rund 2000 Jahren haben doch einige Dutzend Wörter keltischen Ursprungs bis in unsere Gegenwartssprache überlebt. Aber meist sie sind nur noch für den Sprachwissenschaftler erkennbar. Denn wer wüsste schon, dass eines der folgenden Wörter ursprünglich aus dem Gallischen stammt?

  • Pferd kommt von gallisch *worēdos, mit vorangestelltem para- in lateinisch paraverēdus „Postpferd“; *worēdos lebt auch weiter in walisisch gorwydd „Pferd” und hat sich bis ins persische barīd „Bote, Kurier“ verbreitet.
  • Karre(n) von gallisch karro- „Wagen“, das in den romanischen Sprachen das latei­nische currus verdrängt hat, ist heute weit verbreitet, z.B. auch im englischen car

Aber nicht nur in der Pferdezucht, für die die Kelten – und ganz besonders die Treverer – berühmt waren, und im Wagenbau haben sie Spuren in unserem Wortschatz hinterlassen, sondern auch, weil sie Meister der Eisenverarbeitung und der Waffentechnik waren, wie eine Auswahl weniger Beispiele zeigt:

  • Eisen von keltisch *īsarno-, vgl. irisch iarn, walisisch haearn [hajarn].
  • Lanze von keltisch *lankia (über französisch lance und lateinisch lancea).

Aus der Zeit, in der die Kelten auch politisch führend waren, stammen einige Begriffe aus den Bereichen Herrschaft und Gesellschaft wie z.B.

  • Reich von keltisch *rīg-, ein Wort, das verwandt ist mit lateinisch rēx „König“ und Sanskrit rāja- „König“ (man denke an den Maharadscha „Großkönig“).
  • Amt, althochdeutsch ampaht, von gallisch ambactos „Diener, Gefolgsmann“, wörtlich „der von jemandem herum getrieben wird, der zu jemandes zur Verfügung steht“; in Wales gibt es das verwandte Wort amaeth „Landarbeiter“.
  • Vasall von gallisch *wassalo-, wossalo- „Untergebener“; auch dieses Wort ist über das Lateinische vermittelt worden, dort hieß es vassallus.

An der unteren Saar und an der Mosel hat sich vom 5. bis etwa zum 12. Jahrhundert ein Abkömmling des gesprochenen Lateins erhalten, das sogenannte Moselromanische. Aus dieser Sprache sind uns noch einige weitere gallische Wörter erhalten geblieben:

  • Bäschoff „Rückentragegefäß der Winzer“ von gallisch bascauda „(Weiden)Korb“, wie das englische basket „Korb“ über anglofranzösisch bascat.
  • Karch „Schubkarren“ (auch süddeutsch) aus gallisch carruca „Karren, Pflug“, wie auch französisch charrue „Pflug“.
  • Lei „Schiefer, Schultafel, Fels“ von gallisch lika, likka „Steinplatte“;
  • Olk, Ollek „pflügbares Land” von gallisch olca „Ackerland“, französisch ouche.

Über das Englische sind schließlich auch einige Wörter aus den keltischen Sprachen der Britischen Inseln zu uns gelangt wie zum Beispiel

  • Clan von irisch-gälisch clann [klann] „Kinder“.
  • Slogan von schottisch-gälisch sluagh-ghairm [slua-charim] „Kampfruf“ (was es noch im 16. Jahrhundert in England bedeutete).
  • Whiskey, Whisky von schottisch-gälisch uisge beatha [uschge bjaha] „Lebenswasser“ (nach lateinisch aqua vitae „Aquavit“ gebildet).