Literarische Begegnungen

Seit dem Sommersemester 2018 bietet der Arbeitsbereich Deutsch als Zweit- und Fremdsprache eine neue Veranstaltungsreihe an: Studierende und Lehrende der Universität Trier, aber auch weitere interessierte Gäste treffen internationale Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die ihre Werke vorstellen.

Ziel der literarischen Begegnungen ist es, einen persönlichen Zugang zur Literatur zu finden und vorfindliche Kenntnisse europäischer Literatur zu vertiefen. Die Literaturwissenschaft und die Literaturdidaktik nehmen einen zentralen Stellenwert in der Ausbildung von angehenden Lehrerinnen und Lehrern in den Fächern Deutsch sowie Deutsch als Zweit- und Fremdsprache, aber auch in allen weiteren Sprachfächern ein. Über die Hochschullehre hinaus bieten die Veranstaltungen für Studierende, aber auch für Dozentinnen und Dozenten und alle weiteren Interessierten die Gelegenheit, mit Autorinnen und Autoren unmittelbar ins Gespräch zu kommen – über ihre Werke, ihre zentralen Themen, ihre Sprache(n).

Eingeladen sind Autorinnen und Autoren, die sich insbesondere mit Fragen von Mehrsprachigkeit, gesellschaftlicher Pluralität und Migration in der Großregion, aber auch übergreifend in Europa befassen. Aspekte der Sprachlichkeit jedweder Bildung sowie Chancen und Herausforderungen gesellschaftlicher und individueller Mehrsprachigkeit nehmen aufgrund des gesellschaftlichen Wandels im pädagogischen und didaktischen Diskurs der Gegenwart zurecht einen zentralen Stellenwert ein. Diesbezüglich können Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit ihren literarisch verarbeiteten Erfahrungen und Perspektiven gerade Studierenden einen spezifischen Zugang für diese Themen bieten.

Im Sommersemester 2018 waren zunächst Nico Helminger (Luxemburg) und Velibor Colic (Straßburg/Douarnenez) zu Gast. Nico Helminger wurde zur Eröffnung der Veranstaltungsreihe eingeladen, weil er aufgrund seines Hintergrundes Luxemburg (Südluxemburg, wie er selbst betont) in besonderer Weise für gesellschaftliche und individuelle Mehrsprachigkeit in der Großregion steht, weil er über Phänomene der Mehrsprachigkeit schreibt und selbst auch mehrsprachige Texte verfasst.  Nico Helminger erhielt u.a. im Jahr 2014 sowie 2018 den Servais-Preis.

Anschließend war Velibor Čolić zu Gast. Velibor Colic stammt aus Bosnien und floh 1992 nach Rennes, Frankreich. Lange Zeit lebte er anschließend in Straßburg, und auch gegenwärtig arbeitet er dort im Rahmen eines Flüchtlingsprojekts. Čolić las aus seinem Werk Manuel d´Exil (Die Welt ist ein Flipper), das seine Flucht sowie Herausforderungen der Migration in Frankreich auf eingängige Weise nachzeichnet. Sein Buch regt in besonders intensiver Weise dazu an, sich mit Fragen von Flucht und Integration zu befassen, aber auch ganz konkret damit, in welcher Weise Migrantinnen und Migranten Zugang zur jeweiligen Landessprache erhalten oder nicht. Colic erhielt u.a. den Prix littéraire européen de l´Association des écrivain de langue française und liest derzeit europaweit zu diesem Thema.

Im Wintersemester 2018 war Rasha Habbal zu Gast. Seit drei Jahren lebt die 1982 in Syrien geborene und mittlerweile auch in Deutschland bekannte Schriftstellerin mit ihrem Mann und den beiden Söhnen in Trier. Rasha Habbal trug Gedichte in arabischer Sprache vor, die anschließend in deutscher Übersetzung zu hören waren. Untermalt wurde der Vortrag von dem Musiker Maher AL Auwaj, der auf der Oud begleitete. Nach der Lesung hat Hasha Habbal mit dem Publikum über ihre Werke gesprochen: über literarische Vorbilder, über Bilder und Motive in ihren Gedichten, über das Schreiben in einem „fremden Land“ und auch über ihr aktuelles Projekt, einen Roman über ihre Flucht aus Syrien. Rasha Habbal ist längst kein Geheimtipp mehr. 2018 erhielt Rasha Habbal als erste Autorin das vom Literarischen Colloquium Berlin gestiftete Stipendium „Tor Schreiber Am Pariser Platz" für Schriftstellerinnen im Exil, das ihr ermöglichte, in Berlin an ihrem Roman zu arbeiten. In Trier hat Rasha Habbal ihre Werke bislang noch nicht vorstellen können - umso mehr freute sie sich über die Einladung an die Universität Trier.

Am 6. Mai 2019 war der Autor Norbert Scheuer, ein „Eifler“, zu Gast. Norbert Scheuer ist gelernter Elektriker, studierter Physiker und Philosoph und arbeitet als Systemprogrammierer.  Seine Werke sind im deutschsprachigen Raum sehr bekannt und fanden sich bereits auf den Shortlists für den Deutschen Buchpreis und den Preis der Leipziger Buchmesse. Norbert Scheuer las aus dem Roman „Am Grund des Universums“ (2017). Der Dorfroman ist, so „Deutschlandfunk Kultur“ (30.8.2017), „eine stille Liebes- und Alltagsgeschichte, die von einer Welt verschollener Dinge und ihrer Geheimnisse handelt“ und zugleich erahnen lässt: „Die Welt ist ein Dorf.“ – auch in Kall in der Eifel. Beginnend mit zwei Heimkehrern werden verschiedene Figuren und ihre Geschichten entfaltet, Menschen, die sich in der Cafeteria des Dorfes aufhalten und die Veränderungen des Ortes, die mit seinen Einwohnern und Modernisierungsbestrebungen einhergehen, beobachten und kommentieren. Mit Norbert Scheuer steht in dieser Veranstaltung wieder einmal die Region, hier nun die Eifel, genauer die Gemeinde Kall im Fokus. Der Autor wird anschließend an die Lesung mit den Gästen über sein Werk diskutieren.

Weitere Veranstaltungen sind - nach dem Ende der organisatorischen Einschränkungen durch die Covid 19-Pandemie - geplant.

 

Die Reihe wird unterstützt durch den Freundeskreis Trierer Universität e.V.