Überblick Projekte, Forschungsschwerpunkte und Kooperationen

Abbildung "Forschung"

Implementierung und Evaluation eines intergenerationellen und generativitätsfokussierten Begegnungsprogramms im Altenheimkontext - Lebensgeschichten

Projektleitung: J. Hofer & D. Kranz

Im Projekt "Lebensgeschichten", gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Laufzeit Januar 2017 - Juni 2020) wurde erfolgreich ein intergenerationelles und generativitätsfokussiertes Begegnungsprogramm im Altenheimkontext implementiert und evaluiert. Bewohnerinnen und Bewohner von Altenheimen begegneten Schülerinnen und Schülern und tauschten sich auf der Grundlage ihrer Lebensgeschichten über Grundfragen des Lebens aus (z.B. Was ist mir persönlich wichtig, was gibt meinem Leben Sinn und Halt? Wie gehe ich mit Höhen und Tiefen des Lebens um?).

Das Begegnungsprogramm ermöglicht es alten Menschen, auch außerhalb des familiären Kontextes eine zentrale Entwicklungsaufgabe ihres Lebensabschnitts zu erfüllen: Lebenser­fahrung an künftige Generationen weiterzugeben, was als Generativität bezeichnet wird. Zudem lädt es jüngere Menschen dazu ein, im Austausch mit lebenserfahrenen Menschen über Grundfragen des Lebens nachzudenken und so Unterstützung in der eigenen Lebensorientierung und Identitätsentwicklung zu erhalten. Durch den Austausch zwischen Jung und Alt können intergenerationelle Kommunikationskompetenzen aufgebaut, Vorurteile über die jeweils andere Altersgruppe (die Jugend, die Alten) abgebaut und die Solidarität zwischen den Generationen gestärkt werden.

Das Begegnungsprogramm wurde in zwölf intergenerationellen Begegnungsgruppen evaluiert, die jeweils aus fünf bis sieben Altenheimbewohnerinnen und -bewohnern sowie fünf Schülerinnen und Schülern zuzüglich zweier Moderatorinnen oder Moderatoren be­standen. Hypothesenkonform zeigte sich in den Analysen, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Begegnungsprogramms ein positiveres Bild der jeweils anderen Altersgruppe entwickelten. Zudem berichteten die teilnehmenden Jugendlichen – im Vergleich zu einer Kontrollgruppe – eine größere Selbstkonzeptklarheit als vorher, während die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kontrollgruppe keinen Zuwachs an Selbstkonzeptklarheit erfuhren. Der Zugewinn an Selbstkonzeptklarheit hing dabei von der Persönlichkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab: Vor allem extravertierte und verträgliche Jugendliche profitierten von der Programmteilnahme. Zudem unterstützte das Programm ältere Menschen in ihrem generativen Streben: Sie fühlten sich am Ende des Programms umso wohler, je mehr sie ihr generatives Verhalten im Zuge des Begegnungsprogramms steigern konnten. Auch hier zeigten sich Effekte von Persönlichkeitseigenschaften: Insbesondere jene älteren Menschen profitierten von der Programmteilnahme, die sich durch ein hohes Ausmaß an Vertrauenswürdigkeit und Hilfsbereitschaft, aber auch Zielstrebigkeit und Disziplin beschreiben lassen und zudem keine großen kognitiven Einbußen zeigten.

Zum Abschluss des Projekts wurde ein Handbuch erstellt, das unentgeltlich herausgegeben und Jugend- und Senioreneinrichtungen zur Verfügung gestellt wird. Diese können das Begegnungsprogramm mithilfe der im Handbuch enthaltenen Anleitungen eigenständig umsetzen.

Ein ausführlicher Bericht im UNIJOURNAL der Universität Trier (Heft 1/2017) vermittelt weitere detaillierte Informationen zu diesem Forschungsvorhaben.

Literatur:
Kranz, D., Thomas, N.M., & Hofer, J. (2021). Changes in age stereotypes in adolescent and elderly participants of an intergenerational encounter program. Frontiers in Psychology, 12: 658797. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2021.658797

Thomas, N. M., Hofer, J., & Kranz, D. (2022). Effects of an intergenerational program on adolescent self-concept clarity: A pilot study. Journal of Personality, 90, 476–489. https://doi.org/10.1111/jopy.12678

 

Implizite Motive und Identitätsentwicklung

Projektleitung: J. Hofer & H. Busch

In der Entwicklungspsychologie wird Identitätsentwicklung als lebenslanger Prozess verstan­den. Jedoch setzen sich Individuen aufgrund sich entwickelnder kognitiver Kompetenzen und neuer Anforderungen des sozialen Umfelds erstmalig in der Adoleszenz bewusst mit der eige­nen Identität auseinander. Heranwachsende suchen Antworten auf die Frage „Wer bin ich?“, sie entwickeln eigene Lebenspläne, setzen sich Ziele und suchen nach Leitprinzipien, an denen sie ihr Verhalten ausrichten wollen.

Identitätsentwicklung wird dabei als ein Prozess beschrieben, der stark vom soziokulturellen Kontext geformt wird, in dem Jugendliche aufwachsen. Kulturelle Kontexte stellen unterschiedliche Anforderungen, sie gewähren bestimmte Freiheiten, setzen aber auch Grenzen, wenn es darum geht, identitätsrelevante Alternativen zu explorieren und zu übernehmen. Der elterliche Erziehungsstil, der häufig dominante Sozialisationsziele in einem kulturellen Kontext widerspiegelt, ist ein wichtiger Faktor, der mit diesem Prozess der Identitätsentwicklung in engem Zusammenhang steht. Aber auch personale Faktoren wie etwa selbstregulatorische Kompetenzen beeinflussen den Verlauf und die Lösung der Identitätskrise im Jugendalter. Dagegen wurden nicht bewusste, implizite Handlungsmotive bisher kaum mit Identitätsentwicklung in Zusammenhang gebracht. Dies erscheint überraschend, da implizite Motive Verhalten des Individuums energetisieren und (situativ) ausrichten sowie auf Entwicklungsprozesse wirken, die die Persönlichkeitsentwicklung im Lebenslauf formen.

Im DFG-geförderten Projekt "Implizite Motive und Identitätsentwicklung" (November 2016 - September 2020) wurden die beiden Forschungstraditionen zur Identitätsentwicklung und zu impliziten Motiven im Kulturvergleich (Deutschland und Zambia) zusammengeführt. Hierbei war es eine wesentliche Annahme, dass implizite Motive den Prozess der Identitätsfindung formen, da sie eine Art Bewertungsinstanz darstellen, die Rückschlüsse auf die individuelle Passung explorierter identitätsrelevanter Ziele gewährt. Der multivariate, kulturvergleichende und längsschnittliche Ansatz ermöglichte es, signifikante Einflussfaktoren auf die Identitätsentwicklung im Jugendalter gemeinsam zu betrachten und so weiterführende Einsichten in ein Themengebiet zu erlangen, das die Psychologie von je her fasziniert.

Erste Ergebnisse belegen Effekte des wahrgenommenen Erziehungsstils auf die Identitätsentwicklung in beiden kulturellen Kontexten. Zudem zeigte sich, dass vor allem Heranwachsende mit stark ausgeprägten impliziten Motiven (Affiliation und Macht) signifikante Fortschritte in der Lösung der Entwicklungsaufgabe Identität versus Rollendiffusion machen.

Ein ausführlicher Bericht im UNIJOURNAL der Universität Trier (Heft 2/2016) vermittelt weitere detaillierte Informationen zu diesem Forschungsvorhaben.

Literatur:
Hofer, J., Lehmann, M., Busch, H., & Menon, A. (2021). Associations between the implicit needs for affiliation and power and identity development in a sample of Zambian adolescents. Self and Identity. https://doi.org/10.1080/15298868.2021.1967189

Lehmann, M., Hofer, J., Busch, H., &  Menon, J. A. (2021). In the eye of the beholder: Effects of parent-reported parenting and adolescent-reported parenting on identity among German and Zambian adolescents. Identity, 21(2), 144-158. https://doi.org/10.1080/15283488.2021.1901048

 

Verhaltens- und Erlebenskorrelate des impliziten Machtmotivs bei Kindern

Projektleitung: J. Hofer & H. Busch

Nicht bewusste (implizite) Handlungsmotive sind eine signifikante Quelle von verschiedensten Verhaltensweisen des Menschen. Ein zentrales Motiv in dieser Forschungstradition ist das Machtmotiv, definiert als Wunsch nach Einflussnahme auf Verhalten und Emotionen anderer. Bei Erwachsenen ist das implizite Machtmotiv sowohl mit pro- als auch antisozialem Verhalten assoziiert. Trotz theoretischer Annahmen über die Entwicklung impliziter Motive in der vorsprachlichen Kindheit ist empirisches Wissen darüber, wie sich das implizite Motiv im kindlichen Verhalten ausdrückt, praktisch nicht existent.

Um diesen Mangel zu überwinden, setzte das DFG-geförderte Forschungsprogramm (Laufzeit Januar 2016 - Dezember 2019) ein längsschnittliches und multimethodisches Design ein, um eine wichtige Frage der impliziten Motivationsforschung zu untersuchen: Wie beeinflusst das implizite Machtmotiv das kindliche Verhalten und Erleben? Um diese Frage zu beantworten, wurden Daten zur Ausprägung des impliziten Machtmotivs an Kindern im Grundschulalter erhoben und längsschnittlich mit kindlichen Verhaltens- und Erlebenskorrelaten (Aufmerksamkeits-, Lern- und Stressphänomene, Verhalten in Interaktionssequenzen und im kindlichen Selbst- und elterlichen Fremdbericht) in Verbindung gesetzt. Das (laufende) Forschungsprogramm beschreitet neue Wege, indem es eine Neubewertung kind­lichen Verhaltens aus einer motivationspsychologischen Perspektive ermöglicht.

Ein ausführlicher Bericht im UNIJOURNAL der Universität Trier (Heft 1/2016) vermittelt weitere detaillierte Informationen zu diesem Forschungsvorhaben.

Literatur:
Spengler, B., Hofer, J., & Busch, H. (2019). A video game-based investigation of power stress moderators in children. Motivation and Emotion. https://doi.org/10.1007/s11031-019-09790-w

 

Determinanten erfolgreichen Alterns in verschiedenen kulturellen Kontexten

Projektleitung: J. Hofer

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG; Laufzeitende 2012) geförderte Forschungsprojekt untersuchte, von welchen inneren und äußeren Bedingungen ein erfolgreiches Altern in Deutschland, Hong Kong und Kamerun abhängt. Kriterien für erfolgreiches Altern sind dabei zum einen das subjektive Wohlbefinden und zum anderen die von Erikson postulierten Entwicklungsaufgaben des Erwachsenenalters Generativität und Ich-Integrität. Anhand von Interview- und Fragebogendaten wurde eingehend analysiert, welche Faktoren die Bewältigung dieser Entwicklungsaufgaben beeinflussen. Fokussiert wurde vor allem auf die Frage, welche Rolle implizite Motive dabei spielen, da diese in der Altersforschung bisher kaum berücksichtigt worden sind.

Literatur:
Hofer, J.,Busch, H., Au, A., Poláčková Šolcová, I., Tavel, P., & Tsien Wong, T. (2014). For the benefit of others: Generativity and meaning in life in the elderly in four cultures. Psychology and Aging, 29, 764-775. https://doi.org/10.1037/a0037762

 

Das implizite Machtmotiv im Erleben und Verhalten

Projektleitung: J. Hofer

Während die bisherige Forschung eindeutige Belege dafür erbracht hat, dass eine Übereinstimmung des impliziten und des expliziten Motivs in den Bereichen Anschluss und Leistung mit einem gesteigerten Wohlbefinden einhergeht, stand dieser Nachweis für das Machtmotiv bislang aus. Liegt das an methodischen Problemen bisheriger Studien oder an einem unbekannten Charakteristikum des Machtmotivs (macht das Machtmotiv vielleicht einfach nicht glücklich)? Die Ergebnisse dieses DFG-finanzierten Projekts (von 2006 bis 2009) legen anhand einer deutschen und zwei chinesischen Stichproben nahe, dass die Passung des impliziten und expliziten Machtmotivs sehr wohl einen Zusammenhang zu Wohlbefinden aufweisen. Darüber hinaus wurden im Rahmen des Projekts längsschnittliche Daten erhoben, die Aufschluss über die Effekte von Zielerreichung in unterschiedlichen Motivbereichen geben sollen.

Literatur:
Hofer, J., Busch, H., Bond, M. H., Li, M., & Law, R. (2010). Effects of motive-goal congruence on well-being in the power domain: Considering goals and values in a German and two Chinese samples. Journal of Research in Personality, 44, 610-620. https://doi.org/10.1016/j.jrp.2010.08.001


Studien zur Identitätsentwicklung

Projektleitung: J. Hofer & H. Busch

In der Entwicklungspsychologie besteht Konsens darüber, dass die zentrale Entwicklungsaufgabe des Jugendalters darin besteht, eine eigenständige Identität auszubilden. Dabei gilt die erarbeitete Identität als die gesündeste Form der Identitätsbildung: Infolge einer aktiven Auseinandersetzung mit potenziellen Elementen der Identität (exploration) kommt es zu einer stabilen Entscheidung darüber, ob diese in der eigenen Identität verankert werden sollen oder nicht (commitment). Dass dieser Prozess durch die Übereinstimmung impliziter und expliziter Motivanteile mitgeprägt ist, konnte in einer empirischen Untersuchung nachgewiesen werden. In weiteren Untersuchungen wurde der in der Identitätsforschung häufig formulierten These, dass die erarbeitete Identität in eher interdependent geprägten Kulturen nicht das Entwicklungsideal darstelle, kritisch nachgegangen.

Literatur:
Hofer, J., Busch, H., Chasiotis, A., & Kießling, F. (2006). Motive congruence and interpersonal identity status. Journal of Personality, 74, 511-541. https://doi.org/10.1111/j.1467-6494.2006.00383.x

 

Implizite Motive und Lebenslaufstrategien

Projektleitung: A. Chasiotis & J. Hofer

Die Zielsetzung des Projekts, welches eine von der DFG geförderte Laufzeit von 2004 bis 2005 hatte, bestand darin zu untersuchen, welche Entwicklungskonsequenzen das implizite Anschluss- und Machtmotiv in Stichproben aus Costa Rica, Deutschland und Kamerun haben. Unter der Annahme, dass implizite Motive langfristige Verhaltenstrends vorhersagen, sollte sich ein entsprechender Einfluss impliziter Motive auf die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben nachweisen lassen. Beispielsweise konnte gezeigt werden, dass einer bestimmten Form des impliziten Machtmotivs eine bedeutsame Rolle bei der Lösung der Entwicklungskrise Generativität vs. Stagnation zukommt. Da dies in allen drei untersuchten kulturellen Kontexten der Fall war, ließen sich wichtige Vorhersagen des Generativitätsmodells nach McAdams und de St. Aubin (1992) kulturübergreifend bestätigen.

Literatur:
Hofer, J., Busch, H., Chasiotis, A., Kärtner, J., & Campos, D. (2008). Concern for generativity and its relation to implicit pro-social power motivation, generative goals, and satisfaction with life: A cross-cultural investigation. Journal of Personality, 76, 1-30. https://doi.org/10.1111/j.1467-6494.2007.00478.x

 

Messung impliziter Motive

Projektleitung: A. Chasiotis & J. Hofer

In diesem von 2001 bis 2003 durchgeführten, von der DFG geförderten Projekt ging es darum, ein in verschiedenen kulturellen Kontexten zur Messung impliziter Motive geeignetes Maß zu entwickeln und fokussierte somit auf ein methodisches Problem der kulturvergleichenden Forschung zu impliziten Motiven. Nach ausgedehnten Voruntersuchungen konnte schließlich ein Stimulusset für eine picture story exercise (PSE) erarbeitet werden, welches die Messung der impliziten Motive Anschluss und Macht in Costa Rica, Deutschland und Kamerun ermöglicht. Das verwendete Verfahren lässt sich zur Gewinnung eines kulturübergreifend verzerrungsfreien Bildersets auf andere Stimuli und kulturelle Stichproben übertragen. Insofern steht die Untersuchung exemplarisch für die Sicherstellung einer kultur-fairen Messung impliziter Motive.

Literatur:
Hofer, J., Chasiotis, A., Friedlmeier, W., Busch, H., & Campos, D. (2005). The measurement of implicit motives in three cultures: Power and affiliation in Cameroon, Costa Rica, and Germany. Journal of Cross-Cultural Psychology, 36, 689-716. https://doi.org/10.1177/0022022105280510

 

Kooperationen

Forschungskooperation EINSTEIN: Wissen schafft Entwicklung
zwischen der Universität Trier und der Katholischen KiTa gGmbH Trier

D.R. Campos
Universidad de Costa Rica
San José, Costa Rica

Bamenda University of Science and Technology (BUST)
Bamenda, North-West Province, Kamerun

A. Au, T. Tsien Wong, M.H. Bond
Polytechnic University of Hong Kong
Hong Kong, China

M. Li
Henan Normal University
Xinxiang, Henan Province, PR China

A. Menon
University of Zambia
Lusaka, Sambia

I. Poláčková Šolcová
Charles University
Prague, Czech Republic

P. Tavel
University of Olomouc
Olomouc, Czech Republic