Abgeschlossene Projekte

Xenophanes von Kolophon: Erschließung der Überlieferungstexte durch Neu-Edition und -Kommentierung der Zeugnisse für den Zeitraum von der frühen Antike bis ins späte Mittelalter

Leiter: Prof. Dr. Georg Wöhrle / JProf. Dr. Benedikt Strobel
Mitarbeiterin: Sandra Fait
Drittmittelgeber: DFG

Unser Zugang zu Xenophanes ist – wie der zu den anderen Vorsokratikern auch – vermittelt dadurch, dass spätere Autoren Xenophanes dieses oder jenes zuschreiben: z.B. im Falle wörtlicher Zitate, diese oder jene Worte gebraucht zu haben; im Falle von Paraphrasen und Angaben zu seinen Lehren, diese oder jene Auffassung vertreten zu haben; im Falle biographischer Angaben, dieses oder jenes getan oder erfahren zu haben. Während die moderne Xenophanes-Forschung die Zuschreibungen vor allem als Basis dafür genommen hat, eigene Zuschreibungen an Xenophanes vorzunehmen, ist es das Ziel des geplanten Vorhabens, die je verschiedenen Kontexte der Zuschreibungen editorisch zu dokumentieren und in Form eines die Edition begleitenden Kommentars aus diesen Kontexten zu erklären, warum und von welchem hermeneutischen Standort aus die Zuschreibungen in den Zeugnissen gerade so erfolgen, wie sie erfolgen, und nicht anders. Davon ist zum einen ein rezeptionshistorischer Erkenntnisgewinn zu erwarten, zum anderen die Schärfung des Blicks für die Kontextbedingtheit der Zuschreibungen, auch die der Zuschreibungen in Form wörtlicher Zitate. Wiewohl die Untersuchung dieser Kontextbedingtheit keineswegs eine bestimmte Aussage über Wahr- oder Falschheit der jeweils in Rede stehenden Zuschreibung impliziert, ist sie unabdingbare Voraussetzung dafür, zu einer gerechtfertigten Beurteilung der Zuschreibung zu gelangen, und somit von weit mehr als nur rezeptionshistorischem Interesse.

Benedikt Strobel/Georg Wöhrle (Hrsg.), Xenophanes aus Kolophon, Berlin (Traditio Praesocratica 3) 2018.

Edition, Übersetzung und Kommentierung der Fragmente der milesischen Philosophen im Rahmen der Neu-Edition der Fragmente der Vorsokratiker im Walter de Gruyter-Verlag/Berlin

 

Leiter: Prof. Dr. Georg Wöhrle
Mitarbeiter: Apl. Prof. Dr. Oliver Hellmann / Katrin Beer
Drittmittelgeber: Karl und Gertrud Abel-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Die Edition der drei milesischen Philosophen des sechsten Jahrhunderts v. Chr., Thales, Anaximander und Anaximenes ist – entsprechend der grundlegenden Zielsetzung der Neuedition der vorsokratischen Philosophen, wesentlich die Überlieferungswege und Über-lieferungsintentionen der jeweiligen Zeugnisse zu dokumentieren – chronologisch (von Platon und Aristoteles bis Albertus Magnus) angeordnet. Verzichtet wird daher sowohl auf eine – im Fall der Milesier ohnehin müßige – Unterscheidung in direkte und indirekte Überlieferung oder auf ein Lemma ‚Imitationen‘ bzw. ‚Fälschungen‘.
Die griechischen, lateinischen, syro-arabischen und hebräischen Textzeugnisse werden mit deutscher Übersetzung abgedruckt. Sie sind mit erläuternden Anmerkungen, gegebenenfalls einem kritischen Apparat und vor allem einem Similienapparat versehen, der die jeweiligen Traditionsstränge nachzuvollziehen hilft. Insgesamt etwa 600 Zeugnisse für Thales und etwa jeweils 250 für die beiden anderen Milesier werden auf diese Weise erschlossen. Umfangreiche Indices erleichtern die Benutzung beider Bände. Das in der Edition dargebotene Material wird in Kommentarbänden zu den einzelnen milesischen Philosophen aufbereitet.

Bereits erschienen:
Die Milesier: Thales, hrsg. von Georg Wöhrle mit einem Beitrag von Gotthard Strohmeier, (Traditio Praesocratica I), Berlin 2009.
Die Milesier: Anaximander und Anaximenes, hrsg. von Georg Wöhrle, mit Beiträgen von Oliver Overwien, (Traditio Praesocratica II), Berlin 2011.

Neuedition und Übersetzung der naturwissenschaftlichen Fragmente des Aristoteles

Leiter: Prof. Dr. Oliver Hellmann
Drittmittelgeber: Fritz Thyssen Stiftung

Durch den Einsatz moderner digitaler Textcorpora der anti­ken und mittelalterlichen griechischen und lateinischen Li­teratur sowie die systematische Auswertung relevanter Se­kundärliteratur wird im Rahmen des Projekts der aktuelle Bestand der Aristoteles zu­geschriebenen Fragmente aus verlorenen Texten naturwis­senschaftlicher bzw. naturphilosophischer Thematik (unter Ausschluss des Bereichs Biologie) erar­beitet. Soweit die Fragmente von den Quellenauto­ren bestimmten Werken zugeschrieben wurden, handelt es sich konkret vor allem um Fragmente der verlorenen "Problemata" (physica) sowie der Schriften "De signis" und "De metallis". Hinzu kommen zahlreiche Fragmente, die ex­plizit keinem Schrifttitel zugeordnet werden können, die je­doch thematisch in den genannten Bereich fallen.

Primäres Ziel der Edition ist es nicht, die verlorenen Schriften zu rekonstruieren, im Blickpunkt steht vielmehr die Dokumentation der Rezeption verlorener Schriften, die in der Tradition Aristoteles zugeschrieben wurden. Um dies zu erreichen, werden die Fragmente innerhalb eines themati­schen Grundschemas chronologisch angeordnet. Diese Anordnung soll Rezeptionslinien erkennen lassen und dokumentieren, in welchen Zeiträumen bestimmte Aspekte der aristotelischen Naturwissenschaft besonderes Interesse fanden. Dieser Zielsetzung entsprechend ist es nicht primäres Ziel, genuin Aristotelisches von Unaristotelischem zu scheiden, es soll vielmehr dasjenige Material prä­sentiert werden, das in bestimmten Epochen Aristoteles zu­geschrieben wurde. Auf eine Scheidung von Fragmenten und Testimonien wird aufgrund des methodi­schen Ansatzes verzichtet. Diese werden in der Neuedition mit ei­nem eingeschränkten textkritischen Apparat präsentiert. Eine beigegebene deutsche Übersetzung wird die Nutzbarkeit des Werks nicht nur für die Fachdisziplin sicherstel­len.

Naturgemäße und naturwidrige Veränderungen der Pflanze bei Theophrast: Kommentierte Edition von Theophrast, De causis plantarum, 5. Buch

Leiter: Prof. Dr. Georg Wöhrle
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Mechthild Siede M.A.
Drittmittelgeber: DFG

Ziel ist es, das 5. Buch der Schrift De causis plantarum ("Über die Ursachen der Pflanzen") von Theophrast (372/71-288/87 v.Chr.) zweisprachig griechisch/deutsch und kommentiert herauszugeben auf der Textgrundlage der Ausgabe Theophrastus, De causis plantarum V-VI, ed. B. Einarson/K. Link, Cambridge 1990. Es handelt sich um die in der Antike erste und einzige wissenschaftliche Darstellung von Abnormitäten und Krankheiten der Pflanzen sowie ihren Ursachen. Diese werden von Theophrast gründlich erörtert, wobei er die unnatürlichen und krankhaften Phänomene auf dieselben physiologischen Prinzipien, wie sie in der Humanmedizin seiner Zeit zur Erklärung von Krankheit und Gesundheit dienten, zurückführt. Eine zentrale Stellung innerhalb des 5. Buches nimmt Theophrasts Definition der Pflanzenkrankheiten ein. Indem in ihr als Krankheitsursachen abiotische (Klima, Nahrungsverhältnisse, menschlich bedingte Verletzungen) und biotische Faktoren (tierische Schädlinge) differenziert werden, kommt sie der modernen Auffassung von Phytopathologie sehr nahe. In Kommentar und Einführung sollen die medizinisch-naturwissenschaftlichen Zusammenhänge und Hintergründe über das philologische Fachpublikum hinaus einem breiteren Leserkreis vermittelt werden. Eine in dieser Form bislang noch nicht vorliegende kommentierte Edition wird daher einen grundlegenden Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte überhaupt und zur Phytomedizin im Besonderen leisten.

Lexikon der Pflanzen in der griechischen Literatur von Homer bis Strabon

Leiter: Prof. Dr. Georg Wöhrle
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Mechthild Siede
Drittmittelgeber: DFG

Eichen, Lilien und Keuschlamm:
Ein literaturhistorisches Lexikon zur griechischen Pflanzenwelt

Die den antiken Menschen umgebende Pflanzenwelt ist in der Literatur der griechischen Antike von Homer an in den verschiedensten Texten präsent. Nicht nur die medizinische Fachliteratur kennt eine Vielzahl an Pflanzen und deren Heilkräfte; auch im Epos, in der früh­griechischen Lyrik, der Komödie oder den Dialogen Platons stößt der Leser auf eine erstaun­liche Breite an Pflanzenarten, auf ehrwürdige Bäume, duftende Blumen und nützliche Sträucher. Bei der Suche nach näheren Auskünften zu den Pflanzen bleibt der Leser allerdings nicht selten ratlos, sowohl hinsichtlich der Identifikation als auch der kulturellen Bedeutung und, davon ausgehend, des Symbolgehalts einer Pflanze. Mit dem Ziel, diesem Desiderat abzu­helfen, wird in einem seit 1. März 2011 von der DFG geförderten Projekt unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Georg Wöhrle (Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Mechthild Siede) ein Lexikon erarbeitet, das sämtliche in der griechischen Lite­ratur von Homer bis Strabon genannten Pflanzen (etwa 330) alphabetisch erfasst. Jedes Lemma erhält eine sprachwissenschaftliche Erläuterung des Namens, die Identifikation (mo­derne binäre Nomenklatur, Name auf deutsch, englisch, französisch), die in den antiken Belegstellen enthaltenen Aussagen zu Gestalt, Vorkommen und Verwendung sowie Bemer­kungen zur literarischen Bedeutung einer Pflanze in ihrem Kontext. Jedes Lemma ist zudem mit einem Literaturverzeichnis und einer Illustration versehen. Anhand dieser Angaben möchte das Lexikon dem Literaturwissenschaftler, aber auch dem Wissenschaftshistoriker oder Biologen ein kompaktes Nachschlagewerk zur Verfügung stellen.