Wissen um Welt – Umweltwissen: Deutsche Naturkunde in Australien
Projektleitung: PD Dr. Eva Bischoff in Kooperation mit Prof. Dr. Anja Schwarz (Universität Potsdam)
Laufzeit: seit Juli 2020
Dieses Projekt zielt auf die systematische Rekonstruktion des australischen Archivs im Museum für Naturkunde, Berlin, um die Rolle kolonialer Sammlungen bei der Produktion, Zirkulation und Nutzung von Wissen über die Welt zu untersuchen. Im Mittelpunkt stehen die Objekte (von Gesteinsproben bis zu konservierten Pflanzen und Tieren) sowie das schriftliche Material (z.B. Zeitschriften und Briefe), das von deutschsprachigen Forschern an die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin geschickt wurde, deren anatomische, mineralogische und zoologische Sammlungen 1889 im Museum für Naturkunde zusammengeführt wurden. Aufgrund der Tätigkeit dieser Naturforscher besitzt das Museum (heute Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung Berlin, MfN) eine der weltweit größten historischen Sammlungen australischer Flora und Fauna, darunter wichtige Exemplare von Arten, die heute als gefährdet oder ausgestorben gelten. Beginnend im Oktober 2020 wird das Projekt das australische Archiv des Museums und seine Rolle bei der Produktion von Wissen über die Natur systematisch rekonstruieren, beginnend mit den Blandowski-Papieren im MfN-Archiv. Das Projekt untersucht dabei die Rolle der kolonialen Sammlungen bei der Produktion, Zirkulation und Nutzung von Wissen über die Welt. Es sieht die aktuellen Debatten über die Rückgabe von Artefakten, die von europäischen Institutionen in kolonialen Kontexten erworben wurden, als Chance, die Prozesse der Wissensproduktion über die Natur und die Kolonialität des Umweltwissens zu erforschen. In diesem Sinne zielt das Projekt darauf ab, einer verwickelten, globalen Naturgeschichte nachzuspüren. Es stellt die Frage, wie historische Sammlungen - und das in ihnen gespeicherte indigene und europäische Wissen - analysiert, den Gemeinschaften zugänglich gemacht, als gemeinsames Erbe gepflegt und in respektvoller und kooperativer Weise präsentiert werden können.
Weitere Informationen über das Projekt finden Sie auf den Seiten der "Cultural Heritage Studies Trier (CHeST)" sowie in unserem Forschungsblog: "Collecting a Continent".
Projektpartnerin
Prof. Dr. Anja Schwarz, British Cultural Studies (Universität Potsdam)
Publikationen (Auswahl)
Schwarz, Anja (2018): Schomburgk’s Chook: The Entangled South Australian Collections of a German Naturalist, in: Postcolonial Studies 21:1, S. 20-34, DOI: 10.1080/13688790.2018.1434749.