Impfe und herrsche. Veterinärmedizinisches Wissen und Herrschaft im kolonialen Namibia 1887–1929
Bearbeiter: Dr. Klemens Wedekind
Betreuerin: Prof. Dr. Ursula Lehmkuhl
Projektlaufzeit: 2012-2017
Im kolonialen Namibia, ebenso wie in anderen Siedlerkolonien des sub-saharischen Afrikas, ruhte das europäische Kolonialsystem buchstäblich auf dem Rücken von Pferden, Rindern und Schafen. Die Viehzucht spielte eine zentrale Rolle im sozioökonomischen Gefüge der kolonialen Gesellschaften. Tierseuchen bildeten daher eine große Bedrohung für die Kolonialherrschaft im südlichen Afrika. Zudem lösten sie immer wieder massive Wissens- und Machtkrisen aus. Kurzum: Wer herrschen wollte, musste impfen können. Jenseits der etablierten kolonialgeschichtlichen Periodisierung erforscht das Projekt die verschlungene Geschichte der Produktion und Aneignung veterinärmedizinischen Wissens. Am Beispiel der Rinderpest, der Afrikanischen Pferdesterbe und der Schafsräude verfolgt das Projekt eine doppelte Strategie: Es rekonstruiert in einem ersten Schritt die wissenschaftliche Erforschung von Tierkrankheiten und Bekämpfungsmaßnahmen im südlichen Afrika und kartiert die daraus entstehenden transimperialen tiermedizinischen Wissensnetzwerke. In einem zweiten Schritt demonstriert es die Schlüsselrolle veterinärmedizinischer Expertise im kolonialen Namibia bei der Etablierung und Aufrechterhaltung kolonialer Herrschaft auf.
Publikationen:
Wedekind, Klemens (2020): Impfe und herrsche. Veterinärmedizinisches Wissen und Herrschaft im kolonialen Namibia, 1887-1929 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht).
Wedekind, Klemens (2017): „Eine der wichtigsten Lebensfragen der Kolonie“. Der Einsatz von Pferden und die Bekämpfung der afrikanischen Pferdesterbe im Kontext kolonialer Herrschaftssicherung in Deutsch-Südwestafrika zwischen 1894 und 1914, in: Tierstudien 12/2017. Tiere und Krieg. Hg. Jessica Ullrich / Mieke Roscher, 32-43.