Tagung 2021

Partizipations- und Repräsentationsdefizite der politischen Parteien: Normative und empirische Antworten auf andauernde Ungleichheiten in der demokratischen Gesellschaft

Wann: 15.-16. Oktober 2021

Wo:

  • Jena: Senatssaal im Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1, 07743 Jena
  • Online: Den Plattform-Link erhalten Sie tagungsnah per Email

Anmeldung: (für Online- oder Präsenzteilnahme)

Programm:

  • PDF-Download hier
  • Bei der Mitgliederversammlung  im Laufe der Jahrestagung steht die Wahl von zwei Sprecherpositionen an, da im letzten Jahr nicht gewählt wurde. Beide derzeitigen Sprecher, Prof. Uwe Jun u. Dr. Sebastian Bukow, wären ggfs. bereit, noch einmal für die vorgesehene Zeit von drei Jahren zu kandidieren. Bei möglichen weiteren Kandidaturen bitten wir Sie diese rechtzeitig (bis spätestens eine Woche vor der Tagung/Wahl) den Mitgliedern anzukündigen.
    • Update nach der Tagung:  Zwei SprecherIn-Positionen wurden neu gewählt. Uwe Jun wurde im Amt bestätigt und bleibt unserem AK weitere drei Jahre als Sprecher erhalten. Sebastian Bukow trat nicht zur Wiederwahl an. Wir bedanken uns daher für seine engagierte Arbeit als Sprecher des AK in den vergangenen Jahren und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit. An Sebastian Bukows Stelle tritt Anna-Sophie Heinze als erstes weibliches Mitglied im Sprecherteam! Wir gratulieren herzlich und sind gespannt auf ihre Ideen im Rahmen unseres AK.   

Worum geht es:

Die Debatten über Ungleichheiten in der politischen Partizipation und Repräsentation sind gerade in den letzten Monaten weit über die fachwissenschaftlichen Diskurse hinaus präsent. In Medien, Politik und Gesellschaft ist die Repräsentati-onsfrage allgegenwärtig. Dabei sind Repräsentationsunterschiede gerade auch in Parteien (und damit verbunden: Parla-menten) schon lange Gegenstand politikwissenschaftlicher Analysen, wie nicht zuletzt die Analysen und Projekte aus Kreisen des AK Parteienforschung zeigen. Die verlässlichen Erhebungen etwa von Oskar Niedermayer verweisen schon lange u.a. auf die mangelnde Repräsentation von Frauen, der Anteil weiblicher Mitglieder ist in deutschen Parteien alles in allem weit unter dem Anteil in der Gesamtbevölkerung und zugleich zwischenparteilich höchst unterschiedlich. Be-merkenswert ist dabei etwa mit Blick auf die CDU, dass trotz einer langjährigen Parteivorsitzenden Angela Merkel (Vor-sitz: 2000-2018) kein nennenswerter Anstieg des Frauenanteils in der Mitgliedschaft zu verzeichnen ist (Frauenanteil 2000 / 2018: 25,2 / 26,5 Prozent), und selbst in Parteien mit starken Instrumenten der Frauenförderung (bspw. Quoten, Doppelspitze) ist der Frauenteil nicht immer gestiegen (gestiegen etwa bei den Grünen, gesunken hingegen bei der Lin-ken). In allen Parteien sind darüber hinaus andere Gruppen massiv unterrepräsentiert. Während der Anteil mit Migrati-onshintergrund sehr langsam ansteigt, sind die letzten Angehörigen der Arbeiterschaft, von Menschen mit geringem So-zialstatus und / oder niedrigen formalen Bildungsabschlüssen weitgehend aus der aktiven Parteimitgliedschaft ver-schwunden. Mit anderen Worten: Es gibt in vielen Parteien ein Repräsentationsdefizit für verschiedene Bevölkerungs-gruppen, was zunehmend auch in den Parteien selbst als Problem gesehen wird. Anders als bei Alter und Geschlecht der Parteimitglieder ist die Datenlage für viele dieser Gruppen, etwa den Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in der Parteimitgliedschaft, sehr viel schlechter.
Es fehlt an Daten, aber auch an Analysen zum Zustand und zu den Ursachen, zum innerparteilichen Umgang und zu den politischen Folgen dieser defizitären Repräsentation spezifischer Bevölkerungsgruppen und Milieus. Zudem werfen die nur grob skizzierten Befunde empirische und normativ-theoretische Fragen auf, etwa:

  • Wie steht es um die substantielle Repräsentationsleistung in Parteien? Werden die spezifischen Probleme unterreprä-sentierter Bevölkerungsgruppen von den vorhandenen Parteien zu wenig aufgegriffen? Liegt dem Repräsentations- in Wahrheit ein Responsivitätsdefizit zugrunde?
  • Wie kommt es zu der fortdauernden Ungleichheit? In welchem Zusammenhang stehen strukturelle Ursachen und die unterschiedliche Partizipationsbereitschaft in den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und Milieus?
  • Was tun Parteien, um etwa mehr Frauen, junge Menschen oder Menschen mit Migrationshintergrund zur Mitgliedschaft zu motivieren? Gibt es ein Interesse in den Parteien, die Situation zu ändern?
  • Welche Folgen haben unterschiedliche Repräsentationsleistungen der Parteien etwa für den Wahlerfolg? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der innerparteilichen Zusammensetzung und dem Wahlerfolg?
  • Wie steht es um die Repräsentationsleistung von Parteien in Parlament und Regierung, welche Defizite sind hier zu erkennen? Welche parteilichen Ursachen und Rückwirkungen sind von Bedeung?
  • Wie sinnvoll ist das Ideal einer perfekten deskriptiven Repräsentation für Parteien? Wie kann die Forderung nach Re-präsentation hinsichtlich einzelner Merkmale wie Geschlecht, Alter oder Migrationshintergrund begründet werden, welche weiteren sozialen oder wirtschaftlichen Merkmale sind zu berücksichtigen? Wäre deskriptive Repräsentation nicht eher ein Ideal für das Parteiensystem als Ganzes als für einzelne Parteien?