Ziele

In einem mehrstufigen Vorgehen soll empirisch die Frage des Übergangs des alten auf ein neues Entgeltsystem nachgegangen werden. Ziel ist der Nachvollzug der Akteursperspektiven im tarifpolitischen Aushandlungsprozess. Aufgezeigt werden soll, welche Verfahren zur Eingrenzung der Unsicherheit von den Beteiligten entwickelt werden und welche Schritte hin zu einer win-win Situation beide tarifpolitischen Kontrahenten sehen. Zum einen begleitet das Projekt die Vorbereitung und Durchführung einer Tarifrunde, in der auf der Grundlage von Modulen, die über längere Zeit in Projektform erarbeitet worden sind, neue regionale Entgelttarifverträge verhandelt und abgeschlossen werden sollen. Zum anderen behandelt das Projekt ein in seiner Bedeutung tendenziell zunehmendes Problem: die Suche nach Strategien und organisatorischen Arrangements, die es ermöglichen, das für tarifpolitische Innovationsfähigkeit unabdingbare Maß wechselseitigen Vertrauens aufzubauen, wo dieses nicht bereits oder auch nicht mehr besteht. Dabei geht es nicht in erster Linie um persönliche Vertrauensbeziehungen, sondern um ‚institutional trust’, also um die Überzeugung der meisten beteiligten und betroffenen Akteure davon, dass sie es mit hinreichend verlässlichen sozialen Handlungsbedingungen zu tun haben. Bei der Analyse der Entwicklung der Vertrauensbeziehungen, Begründungsmuster und Legitimitätsvorstellungen im Aushandlungsprozess der tariflichen Akteure sollen konventionentheoretische Ansätze aus der Soziologie sowie Ansätze zur distributiven und prozeduralen Gerechtigkeit (Colquitt, Conlon, Wesson, Porter & Ng, 2001), zum psychologischen Vertrag (Coyle-Shapiro & Kessler, 2000; Robinson & Morrison, 1995) und zum Vertrauen in Veränderungs- und Verhandlungsprozessen herangezogen werden.