Vortrag: Frühere Beamte der Gestapo Trier im Bundesnachrichtendienst

Dienstag, 16. November, 19 Uhr

Frühere Beamte der Gestapo Trier im Bundesnachrichtendienst – Rekrutierung, Rechtfertigung, Tätigkeit

Vortrag von Dr. Gerhard Sälter (Berlin) im Rahmen der Reihe „Gestapo in Trier“

Eintritt: € 6,- (Studierende: Eintritt frei)

Verzeichnis des besonderen Personenkreises

Am 16. November 2021, ab 19:00 Uhr, referiert

Gerhard Sälter (Berlin)

zum Thema

Frühere Beamte der Gestapo Trier im Bundesnachrichtendienst ­– Rekrutierung, Rechtfertigung, Tätigkeit

Die Veranstaltung findet im Stadtmuseum Simeonstift Trier (Simeonstraße 60, direkt neben der Porta Nigra) statt.

Eintritt: 6 € / Schüler/innen und Studierende haben freien Eintritt.


Allein 14 frühere Beamte der Gestapo Trier haben nach dem Krieg zu verschiedenen Zeiten beim Bundesnachrichtendienst (BND) gearbeitet. Darunter waren Männer, die sich aktiv und verantwortlich an den Gewalttaten der Nationalsozialisten beteiligt hatten. Dazu zählten Carl Schütz, der leitend am Massaker in den Ardeatinischen Höhlen beteiligt war, Friedrich Busch, der die Deportation von Juden aus Nordfrankreich mit organisierte, und mehrere Beamte, die an Folterungen im SS-Sonderlager/KZ Hinzert oder bei den Verfolgungen des Widerstands in Luxemburg mitgemacht hatten oder an der Ermordung von Juden, Polen und Anderen in Osteuropa beteiligt waren.

Ausgehend von der erstaunlichen Tatsache, dass solche Männer Angestellte oder gar Beamte einer bundesdeutschen Sicherheitsbehörde werden konnten, beschreibt der Vortrag zunächst die Rekrutierung von Mitarbeitern durch den entstehenden Bundesnachrichtendienst, die Praxis der Überprüfung neuer Mitarbeiter und die Resultate seiner Einstellungspolitik. Eines der Ergebnisse war, dass in den fünfziger Jahren im BND ein Netzwerk von ehemaligen Gestapo-Beamten entstand, welche zusammen mit anderen Nazi-Netzwerken Einfluss auf die Tätigkeit des Dienstes und seine Personalpolitik nahmen. Dabei reichte die Vernetzung dieser Männer bis weit in die Gesellschaft hinein, in der informelle Zusammenschlüsse ehemaliger NS-Beamter, die in staatliche Machtpositionen zurückgekehrt waren, nicht unerheblichen Einfluss besaßen. Gleichzeitig unterhielten einige dieser Männer Kontakte zum rechten Rand der Gesellschaft und viele der rechtsradikalen Parteigründungen der frühen Bundesrepublik geschahen unter führender Beteiligung von BND-Beamten. Schon dies deutet darauf hin, dass die meisten dieser Männer noch immer den Vorstellungen anhingen, welche sie vor 1945 erworben hatten. Gegenüber der Gesellschaft hat der BND die erhebliche Belastung seiner Tätigkeit durch die Mitwirkung dieser NS-Funktionäre immer geleugnet und bis in dieses Jahrhundert hinein zu vertuschen versucht, bis die 2011 beginnende Tätigkeit einer Historikerkommission Licht ins Dunkel brachte.
 

Dr. Gerhard Sälter ist Leiter der Abteilung "Forschung und Dokumentation" der Gedenkstätte Berliner Mauer. Er war von 2012 bis 2015 Mitarbeiter der Unabhängigen Historikerkommission zur Geschichte des BND, 1945-1968. Dabei hat er sich mit den personellen Kontinuitäten zwischen dem Nationalsozialismus und dem BND befasst. Im Jahr 2016 hat er die Studie "Phantome des Kalten Krieges. Die Organisation Gehlen und die Wiederbelebung des Gestapo-Feindbilds »Rote Kapelle«" publiziert. Das Manuskript seines zweiten Buches in der Reihe "Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945 – 1968" hat er gerade abgeschlossen. Es erscheint 2022.