Im Rahmen der Vortragsreise "Die Gestapo in Trier 1933-1945" referiert
Leon Stein
am Dienstag, den 22. Oktober 2024, ab 19:00 Uhr im Stadtmuseum Simeonstift Trier zum Thema
»Sie hat also ihr unwürdiges Amt in würdiger Weise vertreten.«
Die weiblichen Angestellten der Gestapo Luxemburg
Bereits kurze Zeit nach dem deutschen Überfall auf die Benelux-Staaten und der im Zuge dessen erfolgten Besetzung Luxemburgs am 10. Mai 1940 bemühten sich die nationalsozialistischen Besatzer um den Aufbau ziviler Verwaltungsstrukturen und administrative Konsolidierung. Als Vollzugsorgan der vom Chef der Zivilverwaltung (CdZ) Gustav Simon praktizierten kompromisslosen Germanisierungspolitik setzte das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) ein mobiles Einsatzkommando der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes in Luxemburg (EKL) ein und unterstellte es formal der Direktive der benachbarten Staatspolizeistelle Trier. Dessen Abteilung IV „Geheime Staatspolizei“ nahm ihrerzeit Residenz in der beschlagnahmten Villa Pauly und kann heute als regionales Beispiel einer genuin nationalsozialistischen Verfolgungsbehörde betrachtet werden.
Der Vortrag widmet sich den weiblichen Angestellten der besagten Gestapo-Behörde, die zeitweise etwa ein Drittel des gesamten Personalbestandes ausmachten, und liefert Antworten auf die Frage, in welchem Umfang und auf welche Weise die weiblichen Angestellten der Gestapo Luxemburg an der Verfolgungstätigkeit einer regionalen Dienststelle partizipierten. Dazu gibt der Vortrag vor allem Einblicke in die Biografie sowie den Politisierungsweg einer „gewöhnlichen“ Gestapo-Angestellten und beleuchtet vielfältige Partizipationsformen von scheinbar profaner Verwaltungstätigkeit bis hin zum Einsatz in Verhören unter Anwendung von Folter und der Deportation der luxemburgischen Jüdinnen und Juden.
Damit argumentiert der Vortrag abschließend dafür, dass Frauen in allen Bereichen und auf nahezu allen Ebenen in die Verfolgungspraxis einer regionalen Gestapo-Behörde involviert waren und das Maß der Partizipation selbst in prima facie profansten Einsatzbereichen über ein schlichtes „Rädchen im Getriebe“ hinauszugehen vermochte.
Leon Stein, MEd, hat Geschichte und Germanistik an der Universität Trier studiert und seine Masterarbeit zum Thema "Die weiblichen Angestellten der Geheimen Staatspolizei in Luxemburg. Eine Untersuchung weiblicher Partizipation im nationalsozialistischen Polizeiapparat zwischen 1940 und 1944" verfasst. Aktuell arbeitet er zur Geschichte des Amts für Wiedergutmachung in Saarburg.
Eintritt: 8 € / Studierende sowie Schülerinnen und Schüler haben freien Eintritt