Dienstag, 4. November 2014, 18 Uhr – VHS Trier, Raum 5, Palais Walderdorff, Domfreihof
Arndt Weinrich (Deutsches Historisches Institut Paris)
Großer Krieg - große Ursachen? Die Diskussion um die Kriegsschuld zwischen wissenschaftlicher Forschung und politischen Interessen
Die Frage nach den Ursachen des Ersten Weltkriegs bzw. die Frage, wer denn Schuld sei, dass im Sommer 1914 der bis dahin größte Krieg der Weltgeschichte ausbrach, ist ganz zweifelsohne die meistdiskutierte Frage der europäischen Geschichtsschreibung im 20. Jahrhundert. Kaum eine zweite Frage hat darüber hinaus eine derartig starke politische Aufladung erfahren, man denke nur an die leidenschaftlich geführten Debatten der Zwischenkriegszeit oder an die Fischer-Kontroverse in den 1960er Jahren. Und noch einhundert Jahre nach den Ereignissen, im Jahr 2014, ist nicht zu verkennen, dass in den öffentlichen Diskussionen aktueller Forschungsbeiträge politische Interessen eine Rolle spielen, auch wenn es hier große Unterschiede von Land zu Land gibt und die Debatte insgesamt seit den 1990er Jahren eine starke Versachlichung erfahren hat.
In seinem Vortrag zeichnet Arndt Weinrich am Beispiel der Kriegsschuld-Diskussion das komplexe Verhältnis von historischer Forschung und politischen Interessen nach. Die Art und Weise, in der die Juli-Krise und ihre historischen Akteure diskutiert wurden und werden, erlaubt dabei Rückschlüsse auf den gesellschaftlichen Rahmen, in dem der Erste Weltkrieg interpretiert und mit Sinn versehen wird. Dementsprechend können wir aus der aktuellen Renaissance der Kriegsursachen-Forschung in Deutschland eine ganze Menge über die politische Kultur der Bundesrepublik Deutschland im frühen 21. Jahrhundert lernen.
Dr. Arndt Weinrich
Jahrgang 1979, hat in Düsseldorf und Paris Geschichte, Philosophie und Études européennes studiert. Nach seiner Promotion an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektkoordinator (1914-1918-online. International Encyclopedia of the First World War) am Friedrich-Meinecke-Institut der FU Berlin. Seit April 2011 ist er am DHI Paris für den Forschungsschwerpunkt Erster Weltkrieg zuständig. Arndt Weinrich ist u.a. Mitglied des Comité directeur du Centre de Recherche de l‘Historial de la Grande Guerre und Associate Editor der Zeitschrift First World War Studies. Von ihm sind u.a. erschienen: Der Weltkrieg als Erzieher. Jugend zwischen Weimarer Republik und Nationalsozialismus, Essen 2013 und (zusammen mit Benjamin Gilles) 1914-1918. Une guerre des images. France/Allemagne, Paris 2014.