Second International Roman Law Moot Court

Die Mannschaft aus Trier mit dem Betreuer, Prof. Dr. Thomas Rüfner. Von links nach rechts: Martin Weiler, Vanessa Einheuser, Thomas Rüfner, Niko Trikaliiotis und Philipp Ersfeld.
Der Innenhof des Imaret von Kavala. In diesem Palst aus osmanischer Zeit wurde - wie im Jahr 2008 - die Vorrunde ausgetragen.
Reiterstandbild von Mohamed Ali Pascha, dem berühmtesten Sohn von Kavala.
Beim Finale: Sitzreihen für die zahlreichen Zuschauer vor der eindrucksvollen Ruinenkulisse von Philippi.
Die Richterbank beim Finale. Von links nach rechts: Jean Meiring (Cambridge), Athina Dimopoulou (Athen), Willem Zwalve (Leiden), Richard Gamauf (Wien).
Martin Weiler und Vanessa Einheuser auf den Sitzen der Beklagtenvertreter im Finale.
Die Siegerehrung. Von links nach rechts: Niko Trikaliotis, Vanessa Einheuser, Philipp Ersfeld, Martin Weiler und der Präfekt von Drama, Kavala and Xanthi, Kostas Tatsis, der den Siegerpreis überreichte. (C) The Institute Mohamed Ali for the Research of the Eastern Tradition.

Bei dem zum zweiten Mal veranstalteten International Roman Law Moot Court in Kavala und Philippi (Griechenland) war die Mannschaft aus Trier noch erfolgreicher als im Vorjahr und wurde Gesamtsieger. Das Team, bestehend aus Vanessa Einheuser, Philipp Ersfeld, Niko Trikaliotis und Martin Weiler, ließ Mannschaften aus Oxford, Cambridge, Lüttich, Wien, Neapel, Athen und Tübingen hinter sich.

Kann der Fiskus das Land zurückbekommen, das der Immobilienlöwe Irnerius aus Konstantinopel durch undurchsichtige Geschäfte an sich gebracht hat? Wird es der Kleinbauer Agathon erreichen, dass die Gäste des benachbarte Luxusbads aufhören, ihre Sänften in seinem Olivenhain zu parken? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Zweiten Internationalen Roman Law Moot Court, eines Plädierwettbewerbs für junge Juristen, der vom 2. bis zum 6. April 2009 in Kavala und Philippi (Griechenland) ausgetragen wurde uznd dem Andenken des griechischen Rechtsgelehrten Panagiotis Zepos (1908 - 1985) gewidmet war. Nach dem großen Finale stand das Team aus Trier als Sieger fest.

Wie bei jedem Moot Court mussten die studentischen Teilnehmer in die Rolle der Prozessanwälte für die Parteien eines fiktiven Rechtsstreits schlüpfen. Über Sieg und Niederlage entschieden die juristischen Kenntnisse, aber auch die rhetorischen  Fähigkeiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das Besondere am Roman Law Moot Court: Der Fall spielt im Jahr 565 nach Christus in Konstantinopel. Er ist nach römischen Recht zu beurteilen. Um ihre Plädoyers vorzubereiten, mussten sich die Studierenden daher in die Schriften der römischen Rechtsgelehrten und die Gesetze der römischen Kaiser vertiefen.

Weil das römische Recht die historische Grundlage der heute in Europa geltenden Rechtsordnungen bildet, gehören Vorlesungen zum römischen Recht überall in Europa zur juristischen Grundausbildung. Darum eignet sich das römische Recht besonders gut für einen internationalen Wettbewerb. Der übernationale Charakter des römischen Rechts veranlasste auch das Institute Mohamed Ali for the Research of the Eastern Tradition dazu, die Schirmherrschaft über die Veranstaltung zu übernehmen. Das Institut mit Sitz in Kavala ist nach dem aus Kavala stammenden Mohamed (oder Mehmed) Ali Pascha (1769 - 1841) benannt, der osmanischer Gouverneur von Ägypten war und die Grundlagen für den modernen ägyptischen Staat gelegt hat. Der Schwerpunkt der Arbeit des Instituts liegt auf Projekten zur internationalen Völkerverständigung.

Die Mannschaft aus Trier wurde von Professor Dr. Thomas Rüfner betreut, der in Trier römisches Recht und deutsches bürgerliches Recht unterrichtet. Für die Reisekosten hatte das Trierer Team eine Zuschuss vom Verein Juristen Alumni Trier e.V. und vom Freundeskreis der Trierer Universität e.V. erhalten. Nach der Vorrunde, die im Imaret von Kavala, einem von Mohamed Ali Pascha gestifteten osmanischen Palast, ausgetragen wurde, standen die Teams aus Tübingen und Trier als Finalisten fest.

Dass sich die beiden deutschen Teams durchsetzen konnten, ist auch deshalb bemerkenswert, weil der Wettbewerb nicht auf Latein oder Griechisch, sondern in der modernen Weltsprache Englisch ausgetragen wurde. So hatten die englischen Mannschaften einen erheblichen Startvorteil.

Das Finale wurde in den Ruinen des römischen Forums von Philippi ausgetragen. Philippi ist bekannt als Ort der Schlachten von Philippi im Jahr 42 vor Christus. Die Christengemeinde des Ortes ist die Adressatin des Philipperbriefes des Apostels Paulus. Die Stadt Philippi gehörte - wie das Institute Mohamed Ali - zu den Förderern der Veranstaltung.

Im Finale musste das Team aus Trier die Rolle der Beklagtenvertreter übernehmen. Martin Weiler und Vanessa Einheuser argumentierten im Auftrag ihrer fiktiven Mandanten, des Immobilienunternehmers Irenaios und seiner Partner, gegen die Ansprüche des Fiskus und des Agathon. Als Richter agierten Dozenten der Universitäten Athen, Cambridge und Wien unter dem Vorsitz  des Leidener Rechtsprofessors Willem Zwalve, der die Verhandlung vor großem Publikum mit römischer Gravitas, aber auch mit viel Witz leitete. Die Trierer errangen mit engagierten Plädoyers und schlagfertigen Antworten auf die Fragen der Richter den Sieg. Die Mannschaft aus Tübingen wurde Zweiter, den dritten Platz errang das Team aus Cambridge, das sich im kleinen Finale gegen Neapel durchsetzte.

Nach Abschluss des Wettbewerbs fand im Imaret noch ein Symposion zum Thema "Korruption von Staatsbeamten und Rechtsanwälten im römischen Recht" statt, zu dem unter dem Vorsitz von Willem Zwalve Vorträge von Carla Masi Doria (Neapel), Richard Gamauf (Wien), Athina Dimopoulou (Athen) und Thomas Rüfner (Trier) beigetragen wurden. Die griechischen Gastgeber und zahlreiche Sponsoren machten es möglich, den Wettbewerb und das Symposion in einem glanzvollen Rahmen abzuhalten. Nicht zuletzt die großartige Xenia (Gastfreundschaft), die alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer genießen durften, machten die Tage in Kavala und Philippi zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Weitere Bilder vom Moot Court finden Sie auf den Seiten von Professor Finkenauer (Tübingen).