Erfahrungsbericht vom 15th International Roman Law Moot Court 2022 in Athen

Der 15. International Roman Law Moot Court fand Anfang April 2022 in Athen in Griechenland statt. Nachdem wir in der Vorlesung zum Römischen Privatrecht von diesem Plädierwettbewerb erfahren hatten, fanden wir uns als vierköpfiges Team zusammen und begannen mit der Vorbereitungsphase in Form von wöchentlichen Treffen. Unser Fall spielte im Jahr 541 n.Chr. in Athen und behandelte die Auswirkungen einer neuartigen Erkrankung auf eine Gruppe von Schauspielern.

Zunächst lernten wir uns bei diesen Treffen allmählich kennen und konnten anschließend nach selbstständiger Recherche den Fall gemeinsam besprechen. Anschließend arbeiteten wir Plädoyers aus, wobei jeweils zwei Teammitglieder die Rolle der Prozessanwälte auf Klägerseite übernahmen und die anderen beiden die der Beklagtenseite. Hierbei wurden wir von unseren Coaches unterstützt, die uns stets mit Ratschlägen helfend zur Seite standen. Durch die Fallbearbeitung lernten wir viel über die Quellenarbeit im römischen Recht und konnten unsere Kenntnisse auf diesem Gebiet vertiefen, wodurch man ein besseres Grundverständnis für dessen Fortwirkung als historische Grundlage für unsere heutigen Rechtssysteme in Europa erlangte. Zudem konnten wir durch die Probe-Plädoyers und deren weitere Ausarbeitung bis hin zum finalen Plädoyer unsere eigenen rhetorischen Fähigkeiten verbessern. Schließlich näherte sich der Termin des Wettbewerbs und wir schlossen die Vorbereitungsphase mit einer Generalprobe in Anzug und mit unseren Team-Coaches als Richtern ab.

Am 6. April reisten wir gemeinsam als Team mit viel Vorfreunde und auch etwas Aufregung nach Athen. Am ersten Abend trafen wir bei der Eröffnung des Moot Courts während des Welcome-Dinners in einer traditionellen griechischen Taverne auf die anderen Teams und konnten bei ersten Gesprächen das Eis brechen. Am nächsten Tag begann der Wettbewerb mit den Vorrunden, in denen die insgesamt acht Teams in zwei Vierergruppen eingeteilt wurden und dann jedes Team vier Verhandlungsrunden bestritt, jeweils zwei auf Kläger- und zwei auf Beklagtenseite. Morgens wurde zunächst die Aufteilung der Prozessgegner bekanntgegeben. Wir traten gegen Lüttich, Tübingen und zuletzt gegen die beiden Teams aus Cambridge an.

Nach Beendigung aller Verhandlungsrunden wurde nach einem Moment des Spannungsaufbaus bekanntgegeben, welche vier der acht Teams die Vorrunde gewonnen hatten und deswegen im Halbfinale, welches noch am gleichen Tag stattfand, antreten durften. Leider ist unser Team schon in dieser Runde ausgeschieden. Dennoch freuten wir uns für die anderen Teams, die weiterkamen. Den Abend dieses Tages ließen wir gemeinsam mit den Mitgliedern der bereits ausgeschiedenen Teams ausklingen. Am darauffolgenden Tag fanden das große und das kleine Finale um den ersten und den dritten Platz statt. Besonderer Schauplatz hierfür war die antike Attalos Stoa inmitten des historischen Zentrums Athens. Als Höhepunkt gab es abends ein Gala-Dinner für alle Teilnehmenden im Restaurant Orizontes Lykabettus auf dem Gipfel eines Hügels mit wundervollem Ausblick über die Stadt. Am Ende des Dinners wurden die Sieger bekanntgegeben. Feierlich wurde dem Siegerteam aus Tübingen die Trophäe übergeben und jeder erhielt seine Teilnahmeurkunde. An unserem letzten Tag in Athen unternahmen wir alle gemeinsam eine Sightseeing-Tour, geleitet von der einheimischen Professorin und bekamen so nochmal die Chance, die anderen Teams besser kennenzulernen. Wir schlossen die Tage des Moot Courts und somit auch unsere Reise am letzten Abend durch das Farewell-Dinner ab, auf dem viel gelacht, gefeiert und getanzt wurde.

Abschließend betrachtet war die Teilnahme am Roman Law Moot Court eine großartige Erfahrung. Wir bildeten unsere eigenen Fähigkeiten weiter, indem wir lernten, vor fremden Menschen einen juristischen Vortrag in englischer Sprache zu halten. Zudem konnten wir Kontakte zu Menschen aus anderen Ländern knüpfen. Insgesamt hatten wir viel Spaß und haben wichtige und tolle Erfahrungen gesammelt!

Wer sich für den genauen Sachverhalt des Falls interessiert (oder für die Sachverhalte der vorhergehenden Jahre) findet weitere Infos und Bilder hier: https://www.irlm.law.cam.ac.uk/

Christina Weber

 

 

 

Von links nach rechts: Alina Kiefer, Leo Haller, Christina Weber, Leonie Waschbüsch, Eva Scheid, Prof. Dr. Thomas Rüfner und Maria Lux
Von links nach rechts: Alina Kiefer, Leo Haller, Christina Weber, Leonie Waschbüsch, Eva Scheid, Prof. Dr. Thomas Rüfner und Maria Lux
Von unten links nach oben rechts: Alina Kiefer, Leo Haller, Eva Scheid, Christina Weber (Team) und Prof. Dr. Thomas Rüfner, Leonie Waschbüsch, Maria Lux (Coaches) vor der Attalos Stoa
Von unten links nach oben rechts: Alina Kiefer, Leo Haller, Eva Scheid, Christina Weber (Team) und Prof. Dr. Thomas Rüfner, Leonie Waschbüsch, Maria Lux (Coaches) vor der Attalos Stoa