Tagungen und Workshops (2015-2017)
Tagung: Subjekt und Liminalität in der Gegenwartsliteratur (Lyrik, Prosa, Drama)
Datum:
6.-10. Juli 2017
Ort:
Robert-Schumann-Haus, Trier
Veranstalterin:
DFG, Projektleitung: Prof. Dr. Henrieke Stahl,
Universität Trier
Lesen Sie unser Programm und unseren Konferenzreader.
Das Bewusstsein von Schwellen, Schwellenräumen, Übergängen oder aber auch der Transformation von Schwellen ist in der Gegenwartsliteratur verschärft. In alle möglichen Bereiche menschlichen Lebens werden Schwellen, die traditionell für unverrückbar gehalten werden, fiktiv wie real überschritten oder verschoben: Seien es Schwellen zwischen den Geschlechtern, zwischen Mensch, Tier oder Technik, Realität und Virtualität, Bewusstsein und Unbewusstem oder Überbewusstem, zwischen Körper und Geist, Mensch und Teufel oder Gott usw. Diese Verschiebungen scheinbar unverrückbarer Schwellen oder das Ausmessen etablierter Schwellenräume verändern das Selbstverständnis und –erleben des Subjekts: Das Subjekt selbst ist Schwelle geworden, ist es doch das Agens, welches die Schwellen ausmisst, verschiebt oder transformiert und dadurch zugleich sich selbst konstituiert.
Die Konferenz widmet sich folgenden Fragen:
Wie fasst die Literatur des neuen Jahrtausends das liminale Subjekt?
Welche Schwellen sind literarisch besonders relevant?
Welche literarischen Formen entsprechen dem liminalen Subjekt?
Gibt es gattungsspezifische und besondere transgenerische Formen liminaler Subjektivität?
Workshop: Das Subjekt nach der Postmoderne – Neue Theorien und Methoden aus Philosophie und Lyrikologie in interkulturelle Sicht
Datum:
3.-5. März 2017
Ort:
Cusanus Hochschule, Bernkastel-Kues
Veranstalterin:
DFG, Projektleitung: Prof. Dr. Henrieke Stahl, Slavistik Universität Trier
in Verbindung mit:
Prof. Dr. Tilman Borsche, Philosophie Bernkastel-Kues
Prof. Dr. Christian Soffel, Sinologie Universität Trier
Prof. Dr. Ralph Müller, Germanistik/Lyrokologie Fribourg
Lesen Sie unser Programm zum Workshop.
Nach dem postmodernen „Verschwinden des Subjekts“ feiert das Subjekt vielfältig seine Rückkehr – nicht nur in der literarischen Praxis, sondern auch der Theorie und Philosophie. Seine Rückkehr bedeutet jedoch nicht auch die Rückkehr in traditionelle Denk- und Schreibformen. Vielmehr entwickelt die Lyrik als diejenige literarische Gattung mit besonderer Affinität zum Subjekt in der Gegenwart Formen, welche mithilfe bestehender theoretischer Modelle und Methoden nicht adäquat zu erfassen sind, und fordert damit zu einer Weiterbildung der Theorie und einer Entwicklung neuer Ansätze heraus. Die Philosophie hat in der Vergangenheit nicht selten der Literaturtheorie wichtige Impulse gegeben. Auch weist das philosophische Denken eine gewisse Affinität zur Lyrik selbst auf – wie diese konstituiert es seinen Sinn performativ und lässt ihn auch strukturell Gestalt annehmen. Das Subjekt ist eine Kategorie, welche immer wieder als wesentlicher Unterschied des abendländischen Denkens und Dichtens vom asiatischen herausgestellt wird – der Fokussierung auf das Subjekt sollen dort seine Absenz oder ein peripheres Bewusstsein und andere Formen eines dezentralisierten oder multiplen, eines komplexen oder ‚offenen‘ Subjekts gegenüberstehen. Aber auch im Abendland gibt es hierzu Entsprechungen – die philosophische oder theologische Mystik. In der Gegenwartslyrik lassen sich verwandte Formen des Subjekts finden.
Ausgehend von diesen Beobachtungen könnte das interkulturell orientierte Gespräch von Philosophie und Lyrikologie im Rahmen des Workshops folgende Fragen bewegen:
Wie könnte eine Philosophie des Subjekts heute im Rückblick auf seine komplexe Genese im Abendland gefasst werden? In welchem Verhältnis steht der philosophische Begriff des Subjekts historisch wie systematisch zum Subjekt in der Lyrik?
Ist eine transzendentalphilosophische Begründung des Subjekts, wie sie für die Moderne nach Kant typisch und systematisch unhintergehbar scheint, auch nach der Postmoderne möglich und produktiv? Kann ein solcher transzendentalphilosophische Ansatz für Lyrikologie fruchtbar sein? Oder gibt es bessere Alternativen?
Welche Rolle spielt das Subjekt für den philosophischen Text und die Gattung Lyrik? Wie kann das Subjekt in seiner Komplexität der Äußerungsformen systematisch beschrieben werden?
Was steht an der Stelle des Subjekts in traditionellen, aber auch in modernen asiatischen Kulturen in ihrer Interaktion mit dem Westen? Wie geht die ältere und neuere Lyriktheorie in Asien mit der sprechenden bzw. dichtenden Instanz und ihren Ausdrucksformen im Text um?
Lesung: "Glanzlichter und Stimmenvielfalt: Russische Lyrik heute"
Datum:
30. September 2016
Ort:
Theater Trier
Veranstalter:
City Campus trifft Illuminale
Prof. Dr. Henrieke Stahl, Slavistik Universität Trier (Moderation)
Das Projekt präsentierte sich auf der Veranstaltung „City Campus trifft Illuminale“ am 30.09.2016 auf der großen Bühne des Theaters Trier mit einer poetischen Lesung. Auf dem Programm standen russische Gedichte der letzten Jahrzehnte (in Original und Übersetzung), welche das Publikum mit unterschiedlichen lyrischen Tendenzen der russischen Gegenwartsdichtung bekannt machten. Neben Gedichten des russischen metarealistischen Gegenwartsklassikers Aleksej Parščikov (1954 – 2009) wurden Gedichte von Natalija Azarova, Aleksandr Ulanov, Dmitrij Vorob’ev und Elena Zejfert vorgetragen. Hinzu kamen kurze Einblicke in die Poetiken der Autoren. Die Lesung wurde mit einer Diashow künstlerisch untermalt (Fotos von Francesca Woodman, Josef Sudek, Bilder aus dem „Codex Seraphinianus“ von Luigi Serafini usw.), um den Gedichten eine visuelle interpretative Dimension zu verleihen.
Tagung: Typen des Subjekts und ihre Darstellungsformen in der neuesten Lyrik (1990-2015)
Datum:
11.-13. Juli 2016
Ort:
Institut für Sprachwissenschaft und Institut für russische Sprache RAN, Moskau
Veranstalterin:
DFG, Projektleitung: Prof. Dr. Henrieke Stahl, Slavistik Universität Trier
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Die literaturgeschichtliche Tradition hat seit der Antike verschiedene Formen des lyrischen Subjekts – vom autobiographisch gefärbten Ich über das imaginierte Ich als Maske und plurale personae bis zu seiner Fragmentierung, Transformation, Auflösung und Ersetzung durch Stimmen usw. – und seines Verhältnisses zu anderen lyrischen Instanzen verschiedener Textebenen (lyrisches Du, abstrakter Autor, realer Autor) entwickelt. Die Gegenwartslyrik zeigt ein reflektiertes Spiel mit diesen Optionen der Tradition sowie der an ihr entwickelten Theorien und Beschreibungsmodelle, so dass für die Gegenwartslyrik von poetischer Metasubjektivität gesprochen werden kann.
Das Ziel der Tagung besteht in der Entwicklung einer Typologie des Subjekts in der russischen Dichtung der 1990-2000er Jahre in Russland mit vergleichenden Ausblicken auf andere Literaturen. Diese Kategorie wurde ausgewählt, da das Subjekt, das traditionell als lyrisches Konstitutivum galt, nach seiner postmodernen Negation in der Gegenwartsdichtung und der ihr folgenden theoretischen Reflexion wider Erwarten erneut fundamentale Bedeutung gewonnen hat. Das ‚Subjekt‘ wird als weiter Oberbegriff verstanden, der eine Pluralität literarischer sowie linguistischer Theorien und Methoden in Korrelation zur breiten Diversifikation der Phänomene anzuwenden erlaubt. Das ‚Subjekt‘ umfasst den sog. ‚Sprecher‘, aber auch abstraktere Formen des Ausdrucks von ‚Subjektivität‘.
Gegenstand der Forschungsbeiträge sollen konkrete poetische Texte von russischen AutorInnen sein, die nach 1990 verfasst sind. Die Texte sollen nach Repräsentativität (Bekanntheit [Quantitätskriterium], Auszeichnung, Grad der Untersuchung), aber auch nach ästhetischer und ideeller Relevanz ausgewählt werden. Untersucht werden die Formen und Verfahren der poetischen Darstellung von Subjekt und Subjektivität in der Gegenwartsdichtung aus literaturwissenschaftlicher und linguistischer Sicht. Zur Profilierung von Spezifika der russischen Gegenwartsdichtung können komparatistische sowie transkulturelle Fragestellungen einbezogen werden, welche die deutsch- und englischsprachigen oder auch anderen Literaturen vergleichend berücksichtigen.
Das Projekt basiert auf der Annahme, dass in der Gegenwartsdichtung gemeinsame Grundformen gefunden werden können, welche die individuelle Vielfalt der poetischen Realisierung zu strukturieren und Spezifika deutlicher sichtbar zu machen erlauben. Die Vorstudien zur Tagung ergaben als konkrete Arbeitshypothese, dass das zeitgenössische Spektrum der lyrischen Subjektformen vom Verlust bzw. der Aufgabe des Subjekts in der Dichtung über Formen seiner Auflösung, aber auch Vervielfältigung und Transformation bis hin zu substanziellen Re- und Neukonstitutionen reicht. Dieses Spektrum wird durch drei Grundtypen der Subjektgestaltung konturiert, welche als Ausgangsbasis dienen und die Arbeit der Tagung strukturieren:
- Prozesse der Auflösung von Subjekt / Subjektivität
- die scheinbare oder tatsächliche Absenz von Subjekt / Subjektivität,
- Formen der (Neu-)Konstituierung von Subjekt und Subjektivität.
Im Rahmen dieser drei Untersuchungsfelder bildet die neuere Dichtung verschiedene Formen von Synthesen der heterogenen und widersprüchlichen Erscheinungsformen des lyrischen Subjekts in der Tradition aus.
Tagung: Grundlagen – Theorien des Subjekts und die Gegenwartsdichtung in Russland und Deutschland
Datum:
02.-05. November 2015
Ort:
Universität Trier
Veranstalterin:
DFG, Projektleitung: Prof. Dr. Henrieke Stahl, Slavistik Universität Trier
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Podiumsdiskussion: Grenzgänge Wissenschaftskooperation mit Russland heute.
Datum:
02. November 2015
Ort:
Rokoko-Saal, Kurfürstliches Palais Trier
Dichterlesung: „…i gory vzleteli vverch/ ... und die Berge flogen auf“ Russische Gedichte und Musik der Jahrtausendwende
Datum:
03. November 2015
Ort:
Theater im Viertel, Saarbrücken
Veranstalter:
Kooperationsveranstaltung der Slavistik der Universität Trier
und der Universität des Saarlandes (UdS)
Bericht
Eröffnung der 1. Konferenz mit Podiumsdiskussion und Dichterlesung „… und die Berge folgen auf“
2.11.2015, Kurfürstliches Palais Trier; 3.11.2015, „Theater im Viertel“ Saarbrücken
Am 2. November 2015 wurde die erste Konferenz des Projekts „Grundlagen: Zur Theorie des lyrischen Subjekts im Kontext der neueren Dichtung“ mit einer Abendveranstaltung im Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais Trier eröffnet. Nach den Grußworten wurden in einer Podiumsdiskussion Fragen der russisch-deutschen akademischen Zusammenarbeit erörtert. Den zweiten Teil des Programms bildete eine Dichterlesung mit Natalija Azarova, Sergej Birjukov, Elena Seifert, Alexander Ulanov und Kirill Korchagin. Prof. Dr. Henrieke Stahl moderierte den künstlerischen Teil des Abends und gab kurze Einblicke in die Poetiken der Autoren. Musikalisch umrahmt wurde das Programm von dem Duo Marcotello, das in der für Deutschland eher ungewöhnlichen Besetzung von Bajan und Violoncello neoavangardistische Meisterwerke von Sofija Gubajdulina und Sergej Berinskij eindrücklich zu Gehör brachte.
Konzert und Dichterlesung wurden am 3. November im Rahmen einer Kooperationsveranstaltung mit dem DFG-Graduiertenkolleg „Europäische Traumkulturen“ im „Theater im Viertel“ (Saarbrücken) in erweiterter Form wiederholt.