Abstract

Im Jahr 2006 ging eine Webseite online, die nur Monate später die Welt bewegen und schließlich in zwei Lager spalten sollte: WikiLeaks. Die Whistleblower-Plattform macht es sich zur Aufgabe, durch „leaks“, also „Löcher“ oder „Lücken“ im System erhaltene brisante Informationen und Quellenmaterial, das in seiner Zugänglichkeit beschränkt ist, für die Öffentlichkeit verfügbar zu machen, um damit „Regierungen, Unternehmen und Institutionen“ (WikiLeaks, o.J.) zu einem moralischeren Verhalten zu zwingen. Besagte Informationen werden WikiLeaks von anonymen Informanten zugespielt. Durch die jüngsten Veröffentlichungen von rund 250.000 geheimer diplomatischer Depeschen des amerikanischen Außenministeriums und seiner Botschaften im November 2010 ist die Webseite und mit ihr der Betreiber der Organisation, Julian Assange, zum wiederholten Male ins Kreuzfeuer geraten. Von Politikern aus aller Welt wird WikiLeaks als „unverantwortlich“ und „gefährlich“ bezeichnet, so fragt sich Sarah Palin „why was he [Julian Assange] not pursued with the same urgency we pursue al-Qaeda and Taliban leaders?“ (Beckford 2010). Demgegenüber bedeutet WikiLeaks für andere, wie z.B. Sascha Lobo „eine Art Verlängerung der freien Presse in das Internetzeitalter – als Quelle für investigativen Journalismus“ (Witte 2010).

Diese Studie soll das Phänomen WikiLeaks vor dem Hintergrund unseres Wissens über den „klassischen“ Journalismus eingehender betrachten, um herauszufinden, wie wir die Organisation aus medienwissenschaftlicher Sicht begreifen können. Stellt WikiLeaks ein Aufklärungsmedium, ein Werkzeug für (investigativen) Journalismus dar, ist es die erste „stateless news organization“ (Rosen 2010) oder ein politisches Projekt mit anarchistischem Programm (Hofmann 2010)? Im Rahmen des Projektseminars stand vor allem die Frage im Vordergrund, ob WikiLeaks Journalismus im klassischen Sinne praktiziert, schlicht anonym erhaltene Informationen publiziert oder ein innovatives Modell des Journalismus im Internet darstellt. mehr...

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