Workshop 3 / Atelier No 3

Dr. Jürgen Michael Schulz (Universität Trier):

„Wege zu einem transnationalen Geschichtsbewusstsein: Digitales Lernen und außerschulische Lernorte in der Großregion“

Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit sich drei Teilbereiche des historisch-politischen Lernens miteinander verbinden lassen, um ein transnationales Geschichtsbewusstsein zu fördern: erstens allgemeindidaktische Ansätze zum grenzüberschreitenden Lernen, zweitens das Lernen an außerschulischen Geschichtslernorten und drittens der seit einigen Jahren immer mehr verfeinerte Zugang des digitalen historisch-politischen Lernens.

Grenzüberschreitendes Lernen ist dank diverser Initiativen transnationaler Schulentwicklung in der Praxis recht gut entwickelt, auch wenn theoretische Modelle erst in den letzten Jahren folgten. Forschungen, auf die bereits zurückgegriffen werden kann, berühren mehrere Teilaspekte des grenzüberschreitenden Lernens, so beispielsweise das Modell der Kontaktdidaktik von Camilla Badstübner-Kizik oder das ursprünglich auf die Sprache bezogene Konzept einer Grenzraumdidaktik von Albert Raasch. Historisch-politisches Lernen wird in einem Lehr-Lernprozess gesehen, in dem zugleich transversales Lernen ermöglicht wird, indem es über das eigentliche geschichtliche Fachgebiet hinaus andere Bereiche des Lebens einbezieht und so die Schülerinnen und Schüler Geschichte in einem transnationalen Kontext erfahren lässt.

Grenzüberschreitende Lernräume erlauben es, den Blick auf Geschichte nicht nur ‚vor Ort‘, sondern zugleich in einem transkulturellen Kontext zu erleben und somit einen multiperspektivischen Zugang auch dadurch zu fördern und zu verbreitern, dass neben dem ‚Blick auf Vergangenes‘ auch Aspekte einer ‚anderen‘ Erinnerungskultur erfasst werden, die sich mit Kenntnissen über die ‚nationale‘ Geschichtskultur verbinden lassen. Von den zahlreichen didaktischen Prinzipien und Methoden, die bei Exkursionen zum Tragen kommen, seien hier nur der erforschende Geschichtsunterricht, die Handlungsorientierung, die Alteritätserfahrung und die Förderung der Analyse- und Deutungskompetenz genannt.

Ein wesentlicher Ansatz, der dazu beitragen soll, grenzüberschreitendes historisch-politisches Lernen zu unterstützen, ist die Bereitstellung von digital aufbereiteten Informationen. Dies gilt sowohl in inhaltlicher als auch in organisatorischer Hinsicht. In inhaltlicher Hinsicht werden unterschiedliche historische Narrative sichtbar gemacht. Mit Hilfe aktivierender Lernformen und über das ‚Internet als Lernumgebung‘ (Christoph Pallaske) setzen sich Lernende und Lehrende mit unterschiedlichen (nationalen) Zugängen zur Geschichte auseinander. In organisatorischer Hinsicht können Initiativen über Grenzen hinweg miteinander verbunden werden. Ein ‚digitaler Erinnerungsatlas‘, dessen didaktisches Potential zurzeit in einem Projekt erforscht wird, kann beispielsweise dazu beitragen, Projekte an außerschulischen Lernorten bekanntzumachen und auf diese Weise transnationale Netzwerke der Erinnerung zu bilden.

Insgesamt will der Beitrag zeigen, wie auf der Grundlage der genannten Teilbereiche ein integratives Konzept zum transnationalen Lernen im Handlungs- und Verflechtungsraum der Großregion entwickelt werden kann.

Dr. Jürgen Michael Schulz (schulzjm@uni-trier.de) ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Didaktik der Gesellschaftswissenschaften an der Universität Trier tätig.