Projekttätigkeiten von Frau Dr. Wiebke Wiede


Habilitationsprojekt

Das arbeitslose Subjekt. Gouvernementalitäten von Arbeitslosigkeit in Großbritannien und der Bundesrepublik Deutschland 1964 bis 1990.

Gegenstand des Projekts ist die Analyse von Arbeitslosigkeit in zwei westeuropäischen Ländern (Großbritannien, Bundesrepublik Deutschland) in den Jahren 'nach dem Boom'. Mit dem Begriff des 'arbeitslosen Subjekts' werden Gouvernementalitäten von Arbeitslosigkeit und Arbeitslosen in beiden Ländern in den Blick genommen, d.h. zum einen die Administration von Arbeitslosigkeit sowie die spezifischen sozio-ökonomischen und sozio-kulturellen Bedingungen, unter denen sie sich ausformte. Zum anderen werden die 'Technologien des Selbst', die Strategien der Lebens- und Identitätsgestaltung, mit denen Arbeitslose sich selbst als Arbeitslose thematisierten und problematisierten, untersucht werden. Der gesellschaftliche Prozess der 'Subjektivierung von Arbeitslosigkeit' wird innerhalb der institutionellen Rahmenbedingungen von Arbeitslosigkeit, wie Arbeitsmarktpolitiken und Arbeitsverwaltungen, verortet werden. Daneben wird die Analyse sozial- und humanwissenschaftlicher Repräsentations- und Narrationsmuster von Arbeitslosigkeit sowie populärwissenschaftlicher Ratgeberliteratur Aufschluss darüber geben, welche 'Wahrheiten' über Arbeitslose und Arbeitslosigkeit in westeuropäischen Gesellschaften kursierten, die sich, trotz wirkmächtiger, alternativer Identitätsangebote wie Freizeit oder Konsum, immer noch als Arbeitsgesellschaften definierten. Die Studie betrachtet Arbeitslosigkeit unter den Bedingungen der rasch wachsenden und persistenten Arbeitslosigkeit seit den frühen 1970er Jahren. Vorrangiges arbeitsmarktpolitisches Instrumentarium dieser Jahre war die so genannte aktive Arbeitsmarktpolitik, die seit 1964 und den einschlägigen Empfehlungen der OECD in Westeuropa initiiert wurde. Ursprünglich entwickelt, um regionale und sektorale Ungleichgewichte des Arbeitsmarkts bei allgemein herrschender Vollbeschäftigung abzubauen, wurden diese Politiken mit arbeitsmarktpolitischen Problemlagen konfrontiert, für die sie nie konzipiert worden waren. In dieser paradoxalen Lage von politischem Steuerungsanspruch und nicht steuerbaren ökonomisch-sozialen Umbrüchen setzt die Studie ein.

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