Passend zur neuen Legislaturperiode veranstaltete die Taiwanforschungsstelle an der Ruhr-Universität Bochum eine Podiumsdiskussion zu den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Taiwan. Diese fanden am 13. Januar 2024 mit viel öffentlicher und internationaler Aufmerksamkeit statt. Mit dem Korrespondenten der Neuen Zürcher Zeitung, Jürgen Kahl, der Leiterin der Forschungsstelle für Taiwanesische Kultur und Literatur Frau Prof. Dr. Christine Moll-Murata, moderiert von Prof. Dr. Jörn-Carsten Gottwald diskutierte Frau Dr. Josie-Marie Perkuhn (Bild) die Ergebnisse und Auswirkungen der historischen Wahl. Erstmalig konnte sich eine amtierende Regierungspartei zum dritten Mal seit Einführung der demokratischen Wahlen behaupten und die Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) damit erneut den Präsidentschaftskandidaten durchbringen. Lai Ching-te 賴清德 (DPP) wird die amtierende Präsidentin Tsai Ing-wen 蔡英文 ablösen. Allerdings konnte der Präsidentschaftskandidat auch erstmalig keine Mehrheit über 50 Prozent erreichen. Damit ging der Verlust der Parlamentsmehrheit einher.

Gegenüber der Sitzverteilung gibt es zwei beachtliche Veränderungen: Es sind weniger Parteien und keine erhält die eindeutige Mehrheit von mindestens 57 Sitzen. Die DPP gewinnt lediglich 51 Sitze und die stärkste Oppositionspartei gewinnt 52 Sitze. Mit 8 Sitzen ist die neu angetretene TPP für Taiwan’s People’s Party geführt von Ko Wen-je 柯文哲 (TPP) vertreten. Während noch zwei nominell unabhängige einen Parlamentssitz gewinnen konnten, sind die New Power Party (NPP), People’s First Party (PFP) und New Party (NP) nicht mehr vertreten. Als einer der Unabhängigen konnte sich z.B. Chen Chao-ming 陳超明 im Verwaltungsbezirk Miaoli behaupten. Er gehörte bis zu einem Bestechungsfall der KMT an. Die eingefärbte Karte der Wahlverteilung zeigt zudem die begonnene Verschiebung einer Nord-Süd zu Ost-West-Verteilung verstetigte sich weiter. Das grüne Kaohsiung bleibt fest in der Hand der DPP, während alle sechs Sitze im Bezirk um den internationalen Flughafen Taoyuan nach politischen Skandalen gesamt an die Oppositionspartei KMT fallen.