Erschließung der Ermittlungsakten der Gestapo Trier im SHD in Vincennes

Beachtlicher Quellenfund: Kooperation mit frz. Militärarchiv (SHD) und DHI Paris

Im Frühjahr 2015, fast 70 Jahre nach Kriegsende, sind in Frankreich umfangreiche Akten der Gestapo Trier aufgetaucht. Sie gehören zu einem Bestand mit Dokumenten, die die Alliierten ab 1945 in Deutschland be­schlagnahmt haben. Nun lagern sie im Service historique de la Défense (SHD) in Vincennes, dem Militärarchiv des Französischen Verteidigungs­ministe­riums, und sollen der Forschung möglichst schnell zugänglich gemacht werden. Die genaue Überlieferungsge­schichte liegt noch im Dunkeln.

Zwei bisher geordnete Teilbestände umfassen mehr als 3.000 Ermittlungsakten der Gestapo Trier (ca. 20 lfd. Regalmeter), ins­be­son­dere aus der Vorkriegszeit. Sie werden derzeit durch das an der Universität Trier ange­siedelte Forschungsprojekt zur Geschichte der Staatspolizeistelle Trier inhaltlich erschlossen. Eine erste Sichtung der gesamten Unterlagen im März 2015 hat ergeben, dass auch anders klassifizierte Akten oft Dokumente der Gestapo Trier ent­halten. Darüber hinaus finden sich in den bisher noch ungeordneten Archivbeständen einschlägige Quellen, so zum Beispiel eine Lichtbildkartei der Gestapo Trier mit mehr als 1.000 Karten.

Mit Unterstützung des Deutschen Historischen Instituts Paris (DHIP), das als zentraler Akteur vor Ort Forschungs- und Vermittlungsfunktionen im deutsch-französischen Austausch wahrnimmt, hat die Projektmitarbeiterin Lena Haase im Sommer 2015 zunächst für zwei Monate im SHD in Vincennes an der Erschließung der Akten gearbeitet. Das Ergebnis wird in Trier für eine weitere Tiefen­erschließung genutzt. Die so erzeugten Hilfsmittel werden dem französischen Archiv zur Verfügung gestellt, um den Zugriff auf die Quellen zu ermög­lichen. Im Gegenzug wird es — nach Abschluss der Arbeiten — eine digitale Kopie der relevanten Akten in Trier geben, damit auch Archive, Gedenkstätten und For­schungsprojekte in der Region Zugang zu diesem außergewöhnlichen Bestand erhalten. Im Frühjahr 2016 konnten während eines Aufenthaltes weitere Akten bearbeitet werden.

Beitrag Unijournal 42/2016, Heft 1

Im Magazin des SHD (Filmbeitrag)

Eröffnung des SHD-Archivs Zweiter Weltkrieg

Insgesamt 500 laufende Meter umfasst das Archiv des Bureau Central de Renseignement et de l'Action (BCRA), dem 1940 in London gegründeten Auslands-Nachrichtendienst des Freien Frankreichs. »Wir sind von dem Umfang und der Bedeutung dieser Dokumente überwältigt, die bisher nicht einsehbar waren«, sagt Frédéric Queguineur, Leiter des Archivs des "Services Spéciaux de la Second Guerre Mondiale. »Für einen Archivar ist dies ein einmaliges Erlebnis.«

Details auf der Homepage von LaCroix (auf französisch).

Abschluss der Digitalisierungsarbeiten im SHD / Teilnahme an der Cérémonie du 11 novembre

Mit der Teilnahme an der Cérémonie du 11 novembre am Arc de Triomphe endete der zweite längere Aufenthalt von Lena Haase in Paris, in dessen Verlauf sie die Akten der Gestapo Trier im französischen Militärarchiv (SHD) in Vincennes bearbeitet hat. Die digitale Erfassung von insgesamt 3.531 Personalakten [= Ermittlungsakten] konnte so abgeschlossen werden. Die inhaltliche Erschließung von etwa 1.800 Akten steht noch aus und wird an der Universität Trier durchgeführt.

Hinweis Findmittel SHD

Auf der Homepage des SHD befindet sich eine Seite mit Links zu Findmitteln. Dort sind auch die Dateien zum Services spéciaux (GR 28 P 1 bis P 11) verzeichnet. Von besonderem Interesse ist GR 28 P 7. Die Akten der Gestapo Trier werden unter GR 28 P 8 verzeichnet. http://www.servicehistorique.sga.defense.gouv.fr/?q=content/conflits-et-op%C3%A9rations

Services spéciaux :

  • Commissariat national à l’intérieur (1939-1946), GR 28 P 1
  • BCRA
    • Section du contre-espionnage du BCRA (1940-1944), GR 28 P 2
    • Collection de messages envoyés et reçus par le BCRA (1942-1944), GR 28 P 5
    • Dossiers individuels des agents des réseaux, GR 28 P 11
  • DGER
    • Dossiers individuels des agents de la France combattante, GR 28P 4
    • Bureaux de documentation, 1943-1947 (GR 28 P 6):
      • bureau de documentation n° 3, Rouen, GR 28 P 6
      • bureau de documentation n° 4, Angers, GR 28 P 6
      • bureau de documentation n° 5, Orléans, GR 28 P 6
      • bureau de documentation n° 11, Rennes,  GR 28 P 6
      • bureau de documentation n° 15, Marseille-Corse, GR 28 P 6
      • bureau de documentation n° 814, Paris, GR 28 P 6
    • Section spéciale Allemagne de la DGER (1934 – 1953), GR 28 P 7
    • Archives de la Gestapo de Trèves (1921-1944), GR 28 P 8Consultation uniquement en salle de lecture Louis XIV à Vincennes
    • Dossiers d’enquêtes de la direction des services de documentation de la DGER (1945), GR 28 P 9   Consultation uniquement en salle de lecture Louis XIV à Vincennes
    • Archives de l’établissement des travaux ruraux en Espagne de la DGER (1943-1945), GR 28 P 10

Darüber hinaus gibt es den Band Dans les Archives Secrètes de la Seconde Guerre mondiale vom Ministère de la Défense herausgegeben und 2016 als Numéro Spécial von Les Chemins de la Mémoire erschienen: PDF-Datei (21,5 MB).

Auch auf Numéro Spécial 33 von Historia mit dem Titel Les archives secrètes de la Seconde Guerre mondiale (Janvier/Février 2017) sei verwiesen: https://issuu.com/historiamag/docs/033_promo (Leseprobe mit Inhaltsverzeichnis).

2017 ist der Guide des Archives et de la Bibliothèque du Service historique de la Défense erschienen. Auf 756 Seiten wird ein Überblick über die Bestände geboten: www.servicehistorique.sga.defense.gouv.fr