Elefanten in Australien? Die Trierer Coronelli Globen im Visier der Forschung
Die Schatzkammer des Trierer Stadtarchivs beherbergt zwei Globen des weltberühmten Künstlers Vincenzo Maria Coronelli, die Ende des 17. Jahrhundert für den Trierer Fürstbischof Johann Hugo von Orsbeck angefertigt wurden. Um die beiden Kunstwerke herzustellen, griff der italienische Meister auf die neuesten Karten seiner Zeit zurück. Das war nicht immer einfach, denn es gab nur wenig Austausch über neue Entdeckungen. Manche Karten wurden geheim gehalten, andere lagen nur als Manuskripte vor und wieder andere erschienen in verschiedenen Städten in teilweise kleinen Auflagen im Druck. Trotzdem gelang es Coronelli dieses Wissen von der Welt zu sammeln und in seinen Meisterwerken abzubilden.
Weil das Wissen von der Welt zu Conellis Zeiten an vielen Stellen lückenhaft war, füllte er unbekannte Räume wie andere Kartographen auch mit fantastischen Tieren. Die australische Historikerin Leonie Stevens geht am 22. Februar 2024 in einem Vortrag einer dieser Leerstellen nach: die Region des Swan River (heute die Stadt Perth) an der Westküste des Kontinents, wo Coronelli seinen Globus mit Hirschen und einem Elefanten verzierte. In ihrem Vortrag berichtet Stevens, dass diese Region damals das Gebiet Whadjak Noongar war, einer Gruppe australischer Aborigines.
Gestützt auf Recherchen in niederländischen Archiven berichtet Stevens darüber, dass die Region um Perth erst 1697 durch Willem de Vlamingh, unterwegs im Auftrag der Ostindienkompanie, kartographiert wurde. Die Noongar versteckten sich damals vor den Europäern und beobachteten aus der Ferne wie die Fremden ängstlich ein Wesen bestaunten, das für sie alltäglich war: den
schwarzen Schwan (Cygnus atratus).
Black Swans and Australian Elephants: Reading the Gaps on the Trier Coronelli Globe
Leonie Stevens (Monash University, Melbourne)
22. Februar 2024 | 17 Uhr | Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier | Weberbach 25 | 54290 Trier
Eine Veranstaltung der Arbeitsbereiche Frühe Neuzeit und Internationale Geschichte der Universität Trier zusammen mit der Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier/ Stadtarchiv im Rahmen der Trierer Historischen Kurzvorträge.
Die Vortragssprache ist Englisch.