
Wir trauern um unseren Doktorvater und Mentor
Prof. Dr. Günter M. J. Nold
*15.3.1942 Mannheim ✝ 2.11.2025 Frankfurt am Main
Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von Prof. Dr. Günter M. J. Nold, der am 2.11.2025 verstorben ist. Günter Nold war eine herausragende Persönlichkeit der deutschen und internationalen Fremdsprachendidaktik. Mit seinem Wirken hat er das Fach über Jahrzehnte geprägt – als Wissenschaftler, Lehrer, Mentor und Mensch.
Nach Studienjahren in Frankfurt und Bristol und ersten Berufsjahren im Schul- und Hochschuldienst, zuletzt als Professor an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, wurde Günter Nold 1995 auf die Professur für Angewandte Linguistik und Fachdidaktik Englisch an die Technische Universität Dortmund berufen, wo er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2010 tätig war.
Günter Nold war überzeugt, dass die Fremdsprachendidaktik auf einen wissenschaftlichen Ansatz angewiesen ist, der interdisziplinär und empirisch fundiert arbeitet. Er verstand es, Erkenntnisse aus Linguistik, Psychologie, Bildungsforschung und Literaturwissenschaft produktiv miteinander zu verbinden. Seine Fähigkeit, sich auf erkenntnistheoretisch unterschiedliche Perspektiven einzulassen, machte ihn zu einem interdisziplinären Brückenbauer zwischen Disziplinen – und zu einem Forscher, der neugierig blieb, offen und stets bereit, neu zu lernen.
Seine wissenschaftlichen Beiträge haben das Feld nachhaltig geprägt. Bereits in seiner Ludwigsburger Zeit war er Mitglied der interdisziplinären Forschungsgruppe zu kognitiven Verstehensstrukturen in verschiedenen Unterrichtsfächern und schuf damit früh Grundlagen für die quantitative Empirie in der Fremdsprachendidaktik. Er forschte zu Lernbedingungen und Lernstrategien im Fremdsprachenunterricht, zum professionellen Wissen angehender Englischlehrkräfte (u. a. im TEDS-LT-Projekt) und war als Mitglied des DESI-Konsortiums maßgeblich an der bislang größten nationalen Schulleistungsstudie im Fach Englisch beteiligt. Damit trug er entscheidend zum Paradigmenwechsel hin zu einer kompetenzorientierten Steuerung des Bildungssystems bei.
Als Mitbegründer der European Association for Language Testing and Assessment (EALTA) förderte er den internationalen Diskurs zum Lehren, Lernen und Beurteilen von Sprachen und trug zur europäischen Vernetzung der Fremdsprachendidaktik bei. Seine Arbeiten zur quantitativen empirischen Fundierung fachdidaktischer Forschung sind bis heute richtungsweisend.
In seiner Lehre verband Günter Nold wissenschaftliche Reflexion mit professionsorientierter Ausbildung. Er schuf Räume für Begegnung, Nachdenken und gemeinsames Wachsen – stets jenseits enger disziplinärer Grenzen. Seine Promovenden beeindruckte er durch seine Güte, seinen Humor und seine Fähigkeit, Menschen zu ermutigen. Viele erinnern sich an seine ruhige, zugewandte Art, an sein berühmtes „Sagen wir mal so …“, mit dem er selbst komplexe Fragen öffnete, statt sie abschließend zu beantworten.
Günter Nold war ein Mensch, der zuhören konnte, der differenzierte Urteile mit einem Augenzwinkern verband, der Selbstironie kultivierte und für den das Motto „Live and let live“ gelebte Haltung war.
Seine Kolleginnen und Kollegen erinnern sich auch an sein unverwechselbares Arbeitsumfeld: an die beeindruckende Ordnung im scheinbaren Chaos seiner Papierstapel und USB-Sticks, an Nächte mit lauter klassischer Musik aus seinem Büro – und an Gespräche, die weit über Mitternacht hinausgingen.
Günter Nold war ein Familienmensch, der beruflichen Erfolg nie über persönliche Verantwortung stellte. Er sprach offen darüber, dass familiäre Verpflichtungen auch bedeuten können, manche Karrierechance nicht zu ergreifen – und hatte stets Verständnis für diejenigen, die diesen Weg teilten. Neben seiner wissenschaftlichen Leidenschaft galt seine Freude dem Singen im Chor und dem Tanzen, das er mit ebenso viel Hingabe und Taktgefühl betrieb wie seine Forschung.
Mit Günter Nold verliert die Fremdsprachendidaktik einen Wissenschaftler, der sein Fach geprägt, national und international vernetzt und mit menschlicher Wärme bereichert hat. Wir werden ihn als Forscher, Lehrer, Kollegen und Freund in ehrender Erinnerung behalten.
Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.
Prof. Dr. Henning Rossa (Trier)
Prof. Dr. Christiane Bongartz (Köln)
Dr. Helga Haudeck (Ludwigsburg)
MR‘in Silke Hinz (Düsseldorf)
StD Stefan Papenberg (Dortmund)
Prof. Dr. Bianca Roters (Ludwigsburg)
Prof. Dr. Jutta Rymarczyk (Heidelberg)
Dr. Veronika Timpe-Laughlin (New Jersey, USA)